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Kommentar: Bundestrainer Joachim Löw hat das Gespür verloren

Kommentar

Bundestrainer Joachim Löw hat das Gespür verloren

Florian Eisele
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    Bundestrainer Joachim Löw kritisiert den DFB.
    Bundestrainer Joachim Löw kritisiert den DFB. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Geschlagene drei Wochen hat es gedauert, bis Bundestrainer Joachim Löw sein Schweigen nach dem historischen 0:6-Debakel gegen Spanien gebrochen hat. Wer von der Erklärung des 60-Jährigen große Konsequenzen erwartet hatte, wurde enttäuscht. In Löws Vortrag hatte Selbstkritik ebenso wenig Platz wie im jüngsten Auftritt von DFB-Direktor Oliver Bierhoff.

    Die eigentliche Nachricht, die Löw widerwillig präsentierte: Lasst mich nur machen, ich weiß, was zu tun ist. Damit offenbart er aber einmal mehr, dass Kritik ihn nicht mehr erreicht. Auch dann, wenn diese niemals berechtigter ist als nach der höchsten Niederlage einer deutschen Nationalmannschaft seit fast 90 Jahren.

    Joachim Löw und der DFB: Diese Beziehung steckt in einer Krise

    Stattdessen wirkte Löw angekratzt und verletzt von den internen Kämpfen beim DFB, warf Präsident Fritz Keller indirekt Indiskretionen vor, attackierte den Verband und die Presseabteilung wegen der Formulierung in einer Verlautbarung. Das Verhältnis zum Verband wirkt mehr als getrübt. Joachim Löw und der DFB: Diese Beziehung steckt in einer tiefen Krise.

    Wie die Deutschen zu Bundestrainer Löw stehen

    Nach dem 0:6-Debakel gegen Spanien ist der Großteil der Fußballfans in Deutschland laut einer Umfrage für einen Rücktritt von Bundestrainer Joachim Löw. 66 Prozent der Fußballinteressierten sprachen sich in einer Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ntv für einen Löw-Rücktritt aus. Unter allen Bundesbürgern ist fast jeder Zweite für einen solchen Schritt des Bundestrainers. Beim Deutschen Fußball-Bund ist ein Rücktritt oder eine Entlassung Löws jedoch derzeit kein Thema.

    Als Wunschkandidat für den Trainerposten gilt vielen Befragten Liverpool-Trainer Jürgen Klopp. Er wurde von 62 Prozent derjenigen, die sich für einen Löw-Rücktritt aussprachen, als geeigneter Nachfolger genannt. Weitere Kandidaten wie Hansi Flick (19 Prozent) oder Thomas Tuchel und Ralf Rangnick (13 Prozent) folgen mit weitem Abstand.

    Für rund jeden zweiten Bürger und rund zwei Drittel der Fußballinteressierten sollten auch die von Löw aussortierten ehemaligen Leistungsträger Mats Hummels oder Thomas Müller wieder im Kader der Nationalmannschaft stehen. Deutlich weniger sahen das bei Jérôme Boateng oder Mario Götze so. Rund jeder fünfte Interessierte meinte, dass keiner der genannten Spieler in die Nationalmannschaft zurückkehren sollte.

    DFB-Präsident Fritz Keller, der Löw offenbar zum Rücktritt nach der EM 2021 bewegen wollte, will sich öffentlich nicht mehr zur Nationalmannschaft äußern. Und auf dieser Basis wollen Löw und der DFB nun wirklich weitermachen? Das wirkt fast schon absurd.

    Löw war einmal der Liebling der Nation, war Weltmeistercoach und Werbeträger einer erfrischend aufspielenden Nationalelf. In diesen Tagen scheint es, als ob ihn sein Gespür verlassen hat – sowohl was sportliche Entscheidungen, als auch seine öffentliche Wirkung angeht.

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