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Kommentar: Bei der DFB-Elf und dem FC Bayern fehlt der Mut

Kommentar

Bei der DFB-Elf und dem FC Bayern fehlt der Mut

Tilmann Mehl
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    Niko Kovac hat seiner Mannschaft noch keine Idee vermitteln können, wie der Fußball seiner Meinung nach ausschauen soll.
    Niko Kovac hat seiner Mannschaft noch keine Idee vermitteln können, wie der Fußball seiner Meinung nach ausschauen soll. Foto: Peter Kneffel, dpa (Archiv)

    Die Niederlage des FC Bayern ist nicht gleichbedeutend mit dem Niedergang des deutschen Fußballs. Das Aus gegen den FC Liverpool war verdient – sagt aber nur bedingt etwas über die fußballerischer Qualität hierzulande aus. In den vergangenen Jahren haben sich singuläre Enttäuschungen zu dem Verdacht summiert, andere Länder wären dem deutschen Fußball weit enteilt.

    Probleme bei der DFB-Elf und dem FC Bayern sind unterschiedlich

    Niemals zuvor schied die Nationalmannschaft so früh aus wie bei der Weltmeisterschaft in Russland. Selten schnitten die Vereinsmannschaften in den internationalen Wettbewerben so schlecht ab wie in der laufenden Saison. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich gelagert.

    In der Anfangsformation des FC Bayern standen gegen Liverpool beispielsweise lediglich drei Spieler, die in den Planungen von Bundestrainer Joachim Löw noch eine Rolle spielen: Niklas Süle, Serge Gnabry und Manuel Neuer – wobei der Torwart seinen Posten bald los sein dürfte, wenn das Leistungsprinzip nicht ad absurdum geführt werden soll. Ähnlich verhält es sich mit Borussia Dortmund. Auch hier waren es nicht die deutschen Nationalspieler, die das Aus gegen Tottenham zu verantworten hatten.

    Ein Platz im Viertelfinale der Champions League lässt sich kaufen. Es bedarf nicht viel Kreativität, um mit dem nötigen Geld ein Team zusammenzustellen, dass sich mit großer Wahrscheinlichkeit für die Runde der besten acht Mannschaften qualifiziert. Der BVB ist dazu nicht in der Lage, die Münchner verweigerten sich in den vergangenen Jahren horrenden Transfersummen. Es existieren aber auch Gegenbeispiele.

    Wenn nicht die großen Stars der Szene zu haben sind, muss an anderer Stelle kreativ gehandelt werden. Ajax Amsterdam beispielsweise schaltete mit einer jungen Mannschaft Real Madrid aus. Hier treffen begnadete junge Spieler auf eine klare Idee, wie der Fußball auszuschauen hat.

    Löw und Kovac haben Fehler gemacht

    Die meisten Trainer der Bundesliga lassen eine derartige Idee vermissen. Münchens Coach Niko Kovac ist ein Paradebeispiel für den grassierenden Pragmatismus. Erfolgreicher Fußball muss nicht durch überbordende Offensive geprägt sein. Auch ein auf Defensive ausgelegtes Konzept kann zu Titel führen. Erfolge werden wahrscheinlicher, wenn der Trainer für eine Idee steht und sie mit Leben füllt. Wie Jürgen Klopp oder Pep Guardiola. Beide verfügen freilich auch über exquisite Einzelkönner.

    Dass sich auch ohne die große Titel gewinnen lassen, bewies die deutsche Nationalmannschaft, deren blödsinniges Marketingkonstrukt „Die Mannschaft“ einen wahren Kern hat. Das Team holte sich den WM-Titel 2014 nicht, weil sie die besten Individualisten hatte. Es war ein verschworenes Kollektiv und hatte einen klaren Plan.

    Den hatte Löw auch in Russland, allerdings passte der nicht zu den Spielern, die er nominiert hatte. Nun formiert er eine neue Mannschaft. Die ersten Eindrücke stimmen optimistisch. Mit Marc-André ter Stegen im Tor, Kai Havertz im Mittelfeld und Leroy Sané in der Offensive verfügt Löw zudem über Spieler, die in den kommenden Jahren zum Besten des Weltfußballs zählen werden.

    Für die großen Erfolge braucht es Mut. Mut, Ideen zu entwickeln und zu verfolgen. Dann lässt sich mit Überzeugung Fußball spielen – und das mündet meistens in Siegen. Was Nationalmannschaft und Vereinsteams in den vergangenen Jahren einte, war fehlende Überzeugung. Löws Team in Russland war zu heterogen zusammengestellt, als dass es ein gemeinsames Ziel hätte verfolgen können. Den Bayern unter Kovac fehlt der Leitfaden, an dem sie sich orientieren können. Ohne den werden auch künftig Erfolge ausbleiben.

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