Die Art und Weise, wie Lance Armstrong seine Dopingbeichte inszeniert hat, spricht Bände. Der Ex-Radsportler hat sich nicht Staatsanwälten anvertraut, sondern US-Talkerin Oprah Winfrey. Gezielte Indiskretionen vor der Ausstrahlung hatten das Interesse weltweit nach oben getrieben. Zur besten Sendezeit waren die Bilder des geständigen Radstars in Millionen amerikanische Wohnzimmer zu sehen. Die Bühne macht klar, worum es Armstrong ging: Nicht um Aufklärung, sondern um Absolution. Und er wollte rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen ist.
Die Rolle des reumütigen Sünders passt nicht zu dem kantigen Texaner. Armstrong hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er ein ausgezeichneter Lügner ist. Seit Freitag ist klar, dass er deswegen aber noch lange kein guter Schauspieler ist. Mit der brachialen Art, die ihn als Sportler ausgezeichnet hat, versuchte er sich in dem Interview zum Kind einer verdorbenen Generation zu stilisieren. Er habe nur das gemacht, was alle machten. Fehlte noch, dass er das löchrige Kontrollsystem für sein Doping verantwortlich machte.
Das, was ohnehin schon alle wussten
Armstrong gab zu, was ohnehin schon alle wussten. Als Fehler bezeichnete er sein Comeback im Jahr 2009. Hätte er darauf verzichtet, wäre er nach eigenem Bekunden wohl nicht noch einmal derart ins Visier der Dopingjäger geraten. Die Vermutung, dass er ohne deren erdrückende Beweise nicht gestanden hätte, ist naheliegend.
Gemessen daran, wie gnadenlos Armstrong mit seinen Gegnern umgegangen ist, geriet die öffentliche Entschuldigung zur Farce. Zwar geißelte sich der Ex-Radstar selbst als „arroganten Sack“, doch der entscheidende Satz „Es tut mir leid“ kam ihm im ersten Teil des Interviews nicht über die Lippen. Der zweite Teil wurde in der vergangenen Nacht ausgestrahlt.
Armstrong drückte sich um klare Antworten, sobald es nur einen Millimeter über das hinausging, was schon bekannt ist. Damit wird er nicht mehr durchkommen, wenn er vor Gericht aussagen muss.