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Kolumne: Was ist am Elfmeterschießen eigentlich so schwierig?

Kolumne

Was ist am Elfmeterschießen eigentlich so schwierig?

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    Dani Olmo verfehlt das italienische Tor. Gianluigi Donnarumma muss nicht eingreifen.
    Dani Olmo verfehlt das italienische Tor. Gianluigi Donnarumma muss nicht eingreifen. Foto: dpa, Andy Rain

    Es ist anzunehmen, dass die wenigsten von ihnen wissen, wie der Lkw, im Moment des Anlaufs auf das Format eines Tretautos schrumpft, während sich das Männchen zum Riesen auswächst. Kein anderer hat diesen Prozess schöner beschrieben als Uli Hoeneß. Für alle, die es unter dem Eindruck der jüngeren Ereignisse vergessen haben: Uli Hoeneß war in den 70er Jahren einer der besten Stürmer Europas. Als solcher jagte er im Elfmeterschießen des EM-Finales 1976 gegen die damalige CSSR den Ball über den Querbalken, was der CSSR den Titel bescherte. „Einsam spazierte ich auf den weißen Punkt, rings um mich Sahara“, beschrieb Hoeneß später sein Trauma. „Ich schaute dem Ball nach, sah ihn immer höher steigen. Wie eine Weltraumrakete sauste er in Richtung Wolken.“

    Es waren die Italiener, die den ersten Elfmeter versemmelten

    Sahara und Wolken breiteten sich Dienstag-Nacht wie im Zeitraffer auch um Spaniens Mannschaft aus. Dabei waren es die Italiener, die den ersten Elfmeter versemmelten. Die Spanier legten freilich sofort nach. Dani Olmo schoss den Ball im Stile englischer Elfmeterschützen über den italienischen Kasten. Engländer können aus unerklärlichen Gründen nur eingeschränkt Elfmeter schießen. Das haben sie besonders gegen Deutschland oft bewiesen. „Warum hast du ihn nicht einfach reingehauen“, hat Mama Pearce ihren Stuart gefragt, als der Junior im WM-Halbfinale 1990 an Bodo Illgner gescheitert war. Ja, warum nur? Weil elf Meter eine Höllendistanz sind. Warum nicht zehn oder wenigstens 8,37 Meter? Weil der englische Sprachraum die Distanz zwischen Elfmeterpunkt und Torlinie in Yards misst. 12 an der Zahl ergeben besagte 11 Meter. Nachzulesen ist alles, was je vom E-Punkt ausgegangen ist, in einem Büchlein, dessen Titelbild ein Häuflein Mensch zeigt. Der Bedauernswerte kniet auf dem Rasen, den Kopf in den Boden gedrückt.

    Wie Stielike die Kugel in den Nachthimmel getreten hat

    Das Bild zeigt Uli Stielike, nachdem er im Elfmeterschießen des WM-Halbfinales 1982 die Kugel in den Nachthimmel getreten hat. Damit ist auch dem Laien klar, dass vom Elfmeterpunkt viel Elend ausgegangen ist. Für Stielike endete die Sache glimpflich. Deutschland zog ins Finale ein. Wer, wie Spanien im EM-Halbfinale gegen Italien, zweimal verschießt, hat diese Gnade vergeigt.

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