Erfahrene Eltern kennen das Phänomen. Wenn der hoffnungsvolle Nachwuchs in den Kindergarten einzieht oder spätestens nach dem ersten Schultag, erweitert sich dessen Wortschatz dramatisch. Zum Leidwesen der Erzieher, die nicht alles geil finden, was der Sprössling sich an neuen sprachlichen Ausdrucksformen aneignet.
Aber erfahrene Eltern wissen auch: Das geht – meistens – vorüber. Zumindest wenn aus dem kleinen Mäxchen einmal der große Maxe in einem Unternehmen werden sollte. Dann wird die Sprache gepflegter und die Aussprache klarer. Die Inhalte allerdings werden verschleiert. So wird der große Maxe nie jemanden entlassen. Er wird Strukturanpassungen im Personalbereich vornehmen. Oder einen Mitarbeiter freistellen. Das klingt freundlich. So als ob Wellensittich Hansi nach schweren Jahren hinter Gittern endlich das Käfigtürchen in die Freiheit geöffnet werde. (Dass Hansi in der Freiheit umkommen wird – sein Problem.)
Der Fußball war viele Jahre ein Refugium der klaren, eindeutigen Worte. „Manni Flanke, ich Kopf – Tor.“ So einfach war das mal. Mit der Wandlung des Spiels zum Ballgeschäft hat sich auch die Sprache verändert, verfeinert, verschleiert. Michael Skibbe zum Beispiel ist am vergangenen Wochenende freigestellt worden. Er hat jetzt also wieder die dringend benötigte Freizeit, um seinen Schwung beim Golfspiel zu verbessern.
Ein überaus schönes Beispiel für die neue, gestelzte Sprache im Fußball haben kürzlich, im gelungenen Zusammenspiel, der 1. FC Köln und die Nachrichtenagentur dpa geliefert. Die Kölner teilten zunächst per Presseerklärung mit, dass „die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA interessierten Anlegern die Möglichkeit gibt, Wertpapiere ab einem Mindestbetrag von 50 000 Euro zu zeichnen“.
Geschäftsführer Leki lässt sich mit den Worten zitieren: „Wir versprechen uns von diesen Maßnahmen eine weitere Verbesserung unserer Bonität sowie die Schaffung finanzieller Spielräume für zukünftige Spielertransfers.“ Die Nachrichtenagentur dpa schrieb erläuternd dazu, dass die Kölner auf diesem Weg 7,5 Millionen Euro generieren wollen.
Generieren – das klingt ein bisschen nach Zaubertrick. Erst ist da nix, dann – Simsalabim – generieren wir. Und schwupp, sind 7,5 Millionen Euro in der Kasse.
Vielleicht ist es aber auch so, dass derjenige, der das Wort generieren verwendet, sich nur geniert, den Vorgang im klaren Schulhof-Deutsch zu beschreiben. Denn damit ließe sich das Kölner Wortgeklingel in zwei kurzen Sätzen zusammenfassen: „Hast mal ein paar Euro für mich? Bin blank.“