Anfang Mai dreht sich bei Fabian Dörfler alles um vier Räder. Der 29-jährige Sportsoldat und Student (Materialwissenschaft) nimmt in einem Renault an der Rundstreckenchallenge auf dem Nürburgring teil. Als Autorennfahrer ist er im Besitz der Nationalen A-Lizenz, im Wildwasser-Kajak sogar Weltklasse. Am Samstag und Sonntag (jeweils ab 9 Uhr) will sich der Schwabenkanute auf dem Eiskanal für die Nationalmannschaft qualifizieren. Vier Plätze sind im Kajak-Einer zu vergeben, die besten drei dürfen zur Weltmeisterschaft Mitte September in Prag.
Drei von vier Rennen werden gewertet
„Der Einstieg ist mir gelungen“, war Dörfler mit den ersten beiden Rennen in Markkleeberg (ein Sieg und Platz drei) zufrieden. Nach den beiden Finals in Augsburg wird gerechnet. Die drei besten der vier Rennen werden gewertet, deshalb könnte bereits ein einziger Spitzenplatz für das Team des Deutschen Kanuverbandes (DKV) reichen. „Wir haben sechs sehr gute Kajakfahrer, zwei müssen also zu Hause bleiben“, weiß Bundestrainer Thomas Apel.
Wie Dörfler hat sich Sebastian Schubert (KR Hamm) mit einem Sieg in Markkleeberg eine gute Ausgangsposition für das Wochenende verschafft. Auch Olympiateilnehmer Hannes Aigner (Augsburger Kajakverein) konnte es verkraften, dass er zweimal den Sieg nur um Sekundenbruchteile verpasste. Der Bronzemedaillengewinner von London fühlt sich nach dem Wintertraining für die erste Nervenprobe gerüstet. Peking-Olympiasieger Alexander Grimm ist dagegen in Augsburg unter Zugzwang. „Mir hat in Markkleeberg die Konstanz gefehlt“, bedauert der Maschinenbauingenieur nach den Plätzen sieben und vier. Kanuslalom ist immer auch ein Balanceakt zwischen Sicherheitsdenken und Risikobereitschaft.
Sideris Tasiadis auf WM-Kurs
Der angehende Polizist Sideris Tasiadis musste im Winter häufig die Ausbildung dem Training im Canadier vorziehen, im Rennen hantierte er bereits wieder ähnlich kunstvoll wie beim Gewinn der Silbermedaille in London. Nur die ungewollte Berührung eines Torstabs, die ihm zwei Strafsekunden einbrachte, trübte die nahezu makellose Wochenendbilanz. Das WM-Ticket dürfte ihm sicher sein, wenn er in Augsburg nicht den totalen Reinfall erlebt.
Freundin Claudia Bär wehrte nach ihrem Sieg zum Auftakt allzu heftige Glückwünsche ab. „Das war nur ein Rennen.“ Dann folgte Rang vier und die ehemalige Europameisterin mit weitreichender Erfahrung geht mit sehr vorsichtiger Zuversicht in die Heimrennen. „Ich hatte schon früher bei Halbzeit eine gute Ausgangsposition und bin dann doch nicht ins Team gekommen. Ich muss einfach locker bleiben“, hat sie sich vorgenommen und lobt die Konkurrenz. „Es ist schön, dass so viele junge Kanutinnen nachkommen.“ Nachwuchsprobleme haben auch die beiden Augsburger Vereine nicht. In der U-23-Wertung und in den Juniorenklassen haben über ein halbes Dutzend Paddler von AKV und Schwaben Chancen auf einen Platz im Nationalteam.