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Joachim Gauck: Schirmherr und Kritiker

Joachim Gauck

Schirmherr und Kritiker

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    Für Joachim Gauck ist der Sport wesentlicher Baustein einer demokratischen Gesellschaft.
    Für Joachim Gauck ist der Sport wesentlicher Baustein einer demokratischen Gesellschaft. Foto: Britta Pedersen dpa

    Generationen von deutschen Schülern haben den Namen des jeweils amtierenden Bundespräsidenten nicht etwa im Sozialkunde- oder Politikunterricht erstmals registriert, sondern auf der Ehrenurkunde, die bei den Bundesjugendspielen verliehen wird. Diese Auszeichnung signiert das Staatsoberhaupt seit Gründung der Schulsportveranstaltung 1951.

    Denn: Der Bundespräsident ist offiziell auch „Schirmherr des deutschen Sports“. Theodor Heuss setzte sein Servus als Erster auf das Schriftstück, künftig wird das Joachim Gauck tun.

    Sicher fühlten sich auch seine Vorgänger dieser universalen Schirmherrschaft verpflichtet. Einige von ihnen waren dem Sport auch außerhalb des Amtes verbunden. Walter Scheel etwa gilt noch heute als passionierter, wenn auch mittelprächtiger Amateur-Golfer. Richard von Weizsäcker legte das

    Roman Herzog war vor seiner Präsidentschaft Baden-Württembergs Sportminister. Sie alle hielten Reden, wie Sport die Gesundheit fördert. Sie betonten, dass Sport in einer demokratischen Gesellschaft verbindet. Sie verliehen Silberne Lorbeerblätter an herausragende Spitzen-Athleten. Doch über all das hinaus wirkten sie selten.

    Sport ist nämlich eigentlich unpolitisch. Er ist es aber doch wieder nicht. So sieht es auch Joachim Gauck. Das Einhalten von Regeln, das Üben von Fairness und das Zusammenspiel im Team: alles eine Schule der Demokratie. So weit, so banal. Nach allem was man bislang weiß, dürfte der neue Schirmherr weit darüber hinausgehen. Er wird der bislang aufsässigste Partner in Präsidentenweihen für den deutschen Sport werden. Gauck wird den Sport nicht strammstehend begleiten, sondern vielmehr kritisch geleiten. Der kantige Gauck – einst selbst als Handballer aktiv – warnt etwa eindringlich vor dem Systemzwang im Leistungssport: Er verführt und kommerzialisiert.

    Als Ex-Chef der Stasi-Unterlagenbehörde und einstiger Berater des Deutschen Olympischen Sportbunds hat er in die dunkle DopingVergangenheit deutsch-deutscher Sportgeschichte hineingeleuchtet. Gauck ist Politiker, Sport ist politisch. Der Bundespräsident wird sich nicht permanent in den Sport einmischen. Aber er wird sich für „seine“ großen Themen – Freiheit und Verantwortung – gerade im Sport starkmachen.

    Er wird die Sportfamilie nicht nur repräsentieren und tätscheln, sondern in die Pflicht nehmen. Und nebenbei seine banalen Pflichten als Schirmherr erfüllen: Ehrenurkunden der Bundesjugendspiele signieren und Silberne Lorbeerblätter in Schloss Bellevue verleihen.

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