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Radsport: Jetzt sind auch Amateure im Visier der Doping-Jäger

Radsport

Jetzt sind auch Amateure im Visier der Doping-Jäger

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    Offenbar wird auch im Amateurbereich derart gedopt, dass es die Nationale Antidopingagentur für nötig hält, dort genauer hinzuschauen.
    Offenbar wird auch im Amateurbereich derart gedopt, dass es die Nationale Antidopingagentur für nötig hält, dort genauer hinzuschauen. Foto: dpa, (Symbolbild)

    Der Radsport hat schlimme Zeiten hinter sich. Seit den Skandalen um das Team Telekom und vor allem Lance Armstrong haben die Pedaleure viel dafür getan, ihren Ruf als dopingverseuchte Sportart wieder aufzuhübschen. Die Erfolge sind übersichtlich. Jetzt zeigt sich, dass Doping nicht nur bei den Profis ein Problem ist. Auch im Lager der Amateuren wird derart betrogen, dass sich die Nationale Antidopingagentur (Nada) zu einem ungewöhnlichen Schritt bemüßigt sah.

    Ende Mai hatten 20 Fahrer aus dem Masterbereich (also überwiegend ältere Fahrer) eine E-Mail der Nada im Postfach. Inhalt: "Lieber Athlet, anbei erhalten sie ihre persönlichen Adams-Zugangsdaten."

    Adams heißt das System, in dem Deutschlands Top-Athleten melden müssen, wo sie sich zu jeder Tages- und Nachtzeit befinden. So wissen Doping-Kontrolleure immer, wo sie die Sportler für eine Kontrolle aufsuchen können. Im Hobby- und Amateurbereich gab es das bislang nicht.

    Auf Nachfrage bestätigt eine Nada-Sprecherin: "Neu ist die Aufnahme von Mastersportlern im Testpool für die Durchführung von Dopingkontrollen außerhalb des Wettkampfes. Die Nada sah Handlungsbedarf, da es vermehrt, gravierende Dopingfälle in diesem Bereich gab." Wettkampfkontrollen im Masterbereich gibt es auch jenseits des Radsports, zum Beispiel im Schwimmen. Die Aufnahme von Mastersportlern in den

    Doping-Experte Sörgel erhofft sich eine abschreckende Wirkung

    Doping-Forscher Prof. Fritz Sörgel findet die Aktion gerechtfertigt. "Der Trend, dass ‘Trainingsoptimierungen’ stattfinden, wusste man seit Jahren , wenn man mit Trainern und Insidern sprach." Oft sei es ein fließender Übergang vom Erlaubten zum Unerlaubten. "Die Aufnahme in den Testpool wird eine abschreckende Wirkung haben."

    Doping-Experte Prof. Fritz Sörgel hält die Aktion der Nada für gerechtfertigt.
    Doping-Experte Prof. Fritz Sörgel hält die Aktion der Nada für gerechtfertigt. Foto: dpa

    Das hofft auch Markus Bandura. Der 47-Jährige startet für RC Silber-Pils 03 Bellheim in der Pfalz und ist einer der 20 Fahrer, die am 17. Mai eingangs zitierte E-Mail von der Nada bekamen. Er findet es gut, dass die Nada engagiert gegen Doping in seiner Sportart vorgeht. "Es ist auch um mich herum relativ viel passiert. Da wurden Leute erwischt. Und das ist schon nervig. Wir bringen alle einen gewissen Einsatz und wenn man dann sieht, dass Leute mit falschen Karten spielen ist das frustrierend."

    Einer der betroffenen Hobby-Sportler: "Dachte zuerst, das ist ein Scherz"

    Der Radsport sei nun mal die Sportart, wo es in der Vergangenheit viele Dopingfälle gab. Das hänge aber sicherlich auch damit zusammen, dass besonders viel kontrolliert wird. "Ich bin ein hundertprozentiger Freund von Dopingkontrollen, auch bei uns Amateuren." Seine Aufnahme in den Testpool, in dem sich bisher nur Vollprofis und Olympiateilnehmer tummelten, sei dann aber doch etwas zu viel des Guten. "Als ich die Mail von der Nada bekommen habe, dachte ich zuerst, das ist ein Scherz." Schnell sei ihm dann aber klar geworden, dass die Nachricht ernst gemeint ist.

    Eine Begründung, warum ausgerechnet er ausgewählt wurde, sei ihm nicht mitgeteilt worden, sagt Bandura und wirkt immer noch etwas ungläubig. "Ich bin 47 Jahre alt, mache seit 1989 Lizenzsport und habe meine beste Zeit auf dem Rad hinter mir. Ich bin auf hohem Niveau Amateurrennen gefahren und habe damals auch ein paar in der höchsten Amateurklasse gewonnen." Bei der Nada gibt man sich wortkarg, was die Auswahlkriterien angeht: In Zusammenarbeit mit dem Bund Deutscher Radfahrer seien Masterfahrer nach verschiedenen Kriterien ausgewählt worden, dazu gehörte neben einer Lizenz vor allem die Leistungsentwicklung.

    Künftig müssen Hobbysportler quartalsweise angeben, wo sie sich aufhalten

    Seinen neuen Status als besonders streng kontrollierter Sportler müsse er akzeptieren, sagt Bandura. Mit der Unterschrift unter seinen Lizenzantrag habe er sich der Nada unterworfen. Also trägt der Familienvater, der als Vertriebsleiter arbeitet, seit dem 20. Mai quartalsweise im Adams ein, wo er sich zu welchem Zeitpunkt aufhält. "Und ich muss täglich ein 60-minütiges Test-Zeitfenster vermerken. Das ist bei mir nun eben morgens, bevor ich in die Arbeit gehe. Bisher hat noch niemand geklingelt." Kurzfristige Änderungen kann er über eine App nachtragen. "Noch ist das alles ganz neu. Ich muss jetzt mal abwarten, ob ich das in einem halben Jahr noch akzeptabel finde. Nötig ist es offensichtlich, weil immer wieder Leute positiv getestet wurden. Die Nada macht das ja nicht ohne Grund."

    Erwischt werden Sportler, die ihrem Ehrgeiz alles unterordnen. "Leute", sagt Bandura, "die den

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