Sie betreiben ihre Social-Media-Auftritte selbst und mit Spaß. Wenn man die Accounts vieler Stars beobachtet, kann man das so nicht feststellen.
Buschmann: Bei einigen verstehe ich das. Die können sich teilweise aus vielerlei Gründen nicht drum kümmern. Manche sind technisch überfordert, andere haben die Zeit nicht. Sie und ihre Agenturen glauben aber, dass sie das heutzutage brauchen aus Werbegründen. Social-Media ist ja das neue Zauberding. Da kann man auch tatsächlich Geld damit verdienen übrigens. Aber a) frage ich mich: Brauchen Leute, die in den Kategorien unterwegs sind, das wirklich noch und b) sollten sie vielleicht auch nur machen, wenn sie Bock drauf haben und genau überlegen, was gebe ich preis. Es gibt aber auch Ausnahmen.
Ach ja?
Buschmann: Wenn man den Twitter-Account von Mats Hummels verfolgt, das ist schon echt. Da macht der auch wirklich vieles selbst. Es gibt aber natürlich auch 121000 Beispiele, die einfach schlecht sind.
Zum Beispiel der Auftritt von Philipp Lahm: langweilig, nur abgesonderte Pressemitteilungen in eigener Sache. Dabei ist der doch ein cleverer, netter Kerl. Der muss doch wissen: Wenn ich keinen Bock drauf habe, ich brauche das nicht.
Buschmann: Aber sind wir doch mal ehrlich: Das ist doch wenigstens authentisch. Genauso wie seine Social-Medie-Accounts ist Philipp Lahm doch auch. Er ist nicht Typ, der mal rausgeht und seine Meinung raushaut.
Die Marke Buschmann ist mittlerweile etabliert in der Medienlandschaft. Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer Art vielleicht anderen Moderatoren und Kommentatoren eine Tür geöffnet haben könnten? Schließlich war vor Ihnen das emotionale Kommentieren nicht weit verbreitet.
Buschmann: Das hätte ich mir gewünscht. Ich habe sehr viele Gespräche mit Fernsehverantwortlichen in letzter Zeit gehabt. Die haben mich im Übrigen lange Zeit nicht wahrgenommen. Und jetzt sagen sie: „Wir finden keine Kommentatoren, die frei sprechen können, die Charaktere sind.“ Und dann sage ich immer: „Tja Freunde, vielleicht liegt das auch daran, dass ihr sie eigentlich gar nicht wollt.“ Bis vor einem halben Jahr hatte ich aber den Eindruck, dass das was ich mache, kaum ein Sender haben will. Im Moment werden viele Sender davon eingeholt, dass sie sich nie darum gekümmert haben, Charaktere zu bekommen. Weil die meisten Sender sich um Folgendes kümmern: Wie jung, wie hübsch, wie glatt?
Also sind die Sender selber schuld am Nachwuchsproblem?
Buschmann: Nicht nur. Viele jüngere Kollegen machen den Fehler, einfach nur ins Fernsehen zu wollen. Die finden das geil vor der Kamera und am besten direkt vor fünf Millionen Zuschauern. Das registriere ich mit Bauchgrummeln. Die machen es gar nicht mehr aus Passion für die Sache. Ich kommentiere immer noch für die Telekom Basketball. Das schauen auch nur mal 5000 Menschen an, aber ich mache das nicht für die Anzahl an Zuschauern. Ich mache das immer nur, weil ich sage: Das ist meine Passion.
Eine Passion, die Sie sehr populär gemacht hat. Sind Sie eigentlich so bekannt, dass Sie oft in der Öffentlichkeit angesprochen werden?
Frank Buschmann im Kurz-Portrait
Frank Buschmann wurde am 24. November 1964 geboren, wuchs im Ruhrgebiet auf und spielte mit Hagen in der zweiten Basketball-Bundesliga.
Er studierte Sportwissenschaft und war 20 Jahre für das DSF (mittlerweile Sport1) tätig. Wegen seines emotionalen Kommentierungs-Stils hat er es zu großer Bekanntheit gebracht.
Am Freitag erscheint seine Interviewsammlung „Einfach mal frei Schnauze“. Darin befinden sich unter anderem Gespräche mit Toni Kroos, Mats Hummels und Robert Harting. Das Buch erscheint am kommenden Freitag bei Edel Books und kostet 16,95 Euro.
Buschmann: Ja, schon. Es ist ein bisschen komisch darüber zu reden, weil ich mich eigentlich nicht für einen Promi halte. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir schlecht öffentliche Verkehrsmittel nehmen können, weil ich sehr oft angesprochen werde. Viele wollen Fotos machen. Da bin ich sehr allergisch, wenn Kinder dabei sind. Das ist schon im letzten Jahr krass geworden. Wenn ich alleine unterwegs bin, empfinde ich das nicht als so belastend. Ich gehe auch durch die Innenstadt und mache meine 30 Fotos beim Einkaufen. Aber wenn ich mit den Kindern beim Essen bin, sage ich auch Nein, wir sind hier privat.
Zu Ihrer Bekanntheit hat auch beigetragen, dass Sie mittlerweile schon Bestseller-Autor sind.
Buschmann: Das war ja überhaupt nicht mein Plan. Ich hatte 2013 mal eine Anekdote aus einer Begegnung mit dem amerikanischen Ex-Basketballer Dennis Rodman geposted und da sind die Leute so steil gegangen. Da kamen viele, die gesagt haben, schreib mal alle Geschichten zusammen. Das habe ich irgendwann gemacht und das Ding erschien auf dem Buchmarkt (Am Ende kackt die Ente).
Und war dort ein wenig erfolgreich.
Buschmann: Nach vier Tagen ruft mich der Verlagsleiter an und fragt, ob ich den Champagner schon kalt gestellt hätte. Das Buch landete auf der Spiegel-Bestsellerliste. Da haben wir uns kaputt gelacht. Wobei, man muss ja auch ehrlich sein. Deutschland liest ja nicht mehr. Du kommst im Bereich Sachbuch relativ leicht auf die Bestsellerliste des Spiegel. Ich weiß übrigens wirklich nicht, wie viele Bücher wir verkauft haben. Ich war 22 Wochen in dieser komischen Liste. Da hat keiner damit gerechnet. Noch dazu war das ja die leichteste Kost überhaupt.
Und nun folgt Nummer 2.
Buschmann: Das ist ja was ganz was anderes. Das wird auch spannend. Bei diesem Projekt war ich es, der gesagt hat: Das Ding möchte ich unbedingt auf Papier haben. Ich sitze aber nicht nervös rum und frage mich, wie oft das Ding über die Theke geht und ob ich noch mal in die Bestsellerliste komm. Das ist ja sowieso ein Treppenwitz, dass ausgerechnet ich einen Bestseller schreibe. Das Interview führte Tilmann Mehl
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