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Interview: Eishockey-Bundestrainer Marco Sturm: "Es wird sich einiges ändern"

Interview

Eishockey-Bundestrainer Marco Sturm: "Es wird sich einiges ändern"

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    Marco Sturm ist der Coach der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft.
    Marco Sturm ist der Coach der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Foto: Uwe Anspach (dpa)

    2015 standen Sie beim Deutschland-Cup vor ihrer Premiere hinter der Bande. Welche Eindrücke haben Sie in einem Jahr als Eishockey-Bundestrainer gesammelt?

    Marco Sturm: Es macht mir einen Riesenspass dort zu arbeiten und ich habe im ersten Jahr viel gelernt. Spaß hat man jedoch nur, wenn auch die Ergebnisse stimmen. Aber das haben wir gut hinbekommen, angefangen mit dem Erfolg beim ersten Deutschland Cup in Augsburg, dann mit einer tollen WM mit dem Viertelfinale und schließlich jetzt im September die erfolgreiche Olympia-Qualifikation in Riga. Für mich war es ein positives Jahr.

    Welcher Teil macht am meisten Freude in dem Job?

    Marco Sturm: Alles was auf dem Eis passiert, mit der Mannschaft zu arbeiten. Aber ich lerne auch im DEB-Büro in München viele neue Sachen, insbesondere im Hinblick auf die Heim-WM 2017 in Deutschland. Ich habe jetzt viel mehr Respekt vor dem Trainerberuf als damals als Spieler, obwohl der Respekt auch da schon groß war. Nach dem Spiel beginnt für das Trainerteam die Arbeit erst richtig. Als Spieler gehst du in die Dusche und trinkst vielleicht ein Bier – fertig.

    Welcher Teil ist lästige Pflicht?

    Marco Sturm: Bei einer Weltmeisterschaft geht es Schlag auf Schlag. Da sitzen wir als Trainerteam bis tief in die Nacht im Hotel, sehen uns die Szenen im Video an und bereiten es für die Spieler auf. Das ist anstrengend, auch weil man wenig Schlaf bekommt.

    Was wollen Sie auf dem Eis sehen?

    Marco Sturm: Die Spieler sollen diszipliniert, mit Freude und Spaß spielen. Aber es hat über ein Jahr gedauert, bis die Spieler mein System verstanden haben. Das kommt daher, weil ich nicht viel Zeit mit der Nationalmannschaft zur Verfügung habe. Beim letzten Spiel in Riga gegen Lettland hat man gesehen, dass die Mannschaft das über 60 Minuten durchziehen kann. Das will ich sehen.

    Sie leben im US-Staat Florida und arbeiten als Bundestrainer. Wie bewältigen Sie das?

    Marco Sturm: Im vergangenen Jahr bin ich etwa sieben mal zwischen Deutschland und den USA hin- und hergependelt. Ich arbeite ja nicht nur mit der A-Nationalmannschaft, sondern bin auch bei der WM der U-20-Junioren dabei. Es war viel los und ich habe viele Stunden im Flieger verbracht. Aber ich denke, wir haben in dem Jahr einiges geschafft. Wir haben auch einiges verändert bis hin zu neuer Software und neuen Trainern.

    Im Kader für den Deutschland Cup fehlen die deutschen NHL-Spieler aber auch einige Stammkräfte. Unter welchen Gesichtspunkten haben Sie die Mannschaft zusammengestellt?

    Bundestrainer Marco Sturm führte Deutschland zu Olympia.
    Bundestrainer Marco Sturm führte Deutschland zu Olympia. Foto: Stefan Diepold/eishockey-online.com (dpa)

    Marco Sturm: Da es im Dezember und im Februar keine Pause für das Nationalteam gibt und ich keine Möglichkeit habe Spieler zu testen, will ich jetzt ein paar frische oder auch erfahrene Leute reinbringen. Ich will sie sehen und mit meinem System vertraut machen. Das macht mir im Hinblick auf die Heim-WM oder ein Jahr später bei Olympia die Arbeit leichter, wenn wir in der Breite besser aufgestellt sind. Einige Profis haben sich eine Chance verdient und ich hoffe, dass sie sie beim Deutschland Cup auch nützen. Einige Stützen hatten in den vergangenen Monaten eine hohe Belastung, ihnen muss ich eine Pause gönnen.

    Warum haben Sie Thomas Greilinger aus Ingolstadt berufen. Ein 35-Jähriger kann ja wohl nicht die Zukunft sein oder?

    Marco Sturm: Das kann er nicht. Aber wir haben die jungen Spieler nicht, die eine solche Erfahrung mitbringen. Er hat die Technik und den Torinstinkt, den viele Spieler bei uns in Deutschland nicht haben. Greilinger spielt mit seinen 35 Jahren immer noch sehr gut. Ich will ihm jetzt die Chance geben, sich international zu beweisen, denn man weiß nie, welche Ausfälle man irgendwann verkraften muss.

    Welche Kriterien muss ein Nationalspieler erfüllen?

    Marco Sturm: Er muss in die Rolle passen, die ich für ihn im Kopf habe. Und ganz wichtig: Jeder muss für die Mannschaft spielen, ich will keine Einzelkönner, die nur auf sich schauen.

    Sie haben den Ex-NHL-Spieler Jochen Hecht neu in ihr Trainerteam aufgenommen. Welche Aufgaben hat er?

    Ich möchte ihm die Möglichkeit geben, ins Trainergeschäft hinein zu schnuppern. Er hat eine super Karriere hinter sich und arbeitet in Mannheim mit den jungen Spielern. Hecht ist für die Stürmer zuständig und zusammen mit Tobias Abstreiter für das Überzahlspiel. Ich hoffe, dass wir ihn künftig entweder für die A-Mannschaft oder Im Nachwuchs für den DEB gewinnen können. Das Spiel ist schneller geworden, die Spieler sind jünger. Auch in der NHL werden die Trainer jünger. Bei uns in Deutschland war es nötig, dass sich einiges ändert und es wird sich noch einiges ändern. Da sind wir dabei und ich denke, dass der Jochen gut hinein passt.

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