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Internationales Olympisches Komitee IOC: FIFA-Präsident Gianni Infantino wird nicht IOC-Mitglied

Internationales Olympisches Komitee IOC

FIFA-Präsident Gianni Infantino wird nicht IOC-Mitglied

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    FIFA-Boss Gianni Infantino wurde nicht als IOC-Mitglied vorgeschlagen.
    FIFA-Boss Gianni Infantino wurde nicht als IOC-Mitglied vorgeschlagen. Foto: Ennio Leanza (dpa)

    Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat ein kräftiges sportpolitisches Zeichen gesetzt. FIFA-Präsident Gianni Infantino und IAAF-Präsident Sebastian Coe werden nicht für die Aufnahme in das

    Beide Namen fehlten auf der in Lausanne veröffentlichten Liste der acht Kandidaten. Fußball-Weltverbandspräsident Infantino und Coe als Chef des Leichtathletik-Weltverbands sind als neue Amtsinhaber bei der Bewältigung ihrer von Skandalen erschütterten Verbände umstritten.

    Der Fifa-Korruptionsskandal

    20. Oktober 2010: Die FIFA-Exekutivmitglieder Reynald Temarii (Tahiti) und Amos Adamu (Nigeria) werden wegen Korruptionsverdachts suspendiert. Sie sollen bereit gewesen sein, ihre Stimmen bei der WM-Vergabe 2018 und 2022 zu verkaufen.

    18. November 2010: Sechs FIFA-Funktionäre werden mit Strafen belegt. «Alle Zweifel sind ausgeräumt», sagt FIFA-Chef Joseph Blatter.

    29. November 2010: Neue Bestechungsvorwürfe gegen drei weitere Exekutivmitglieder: Ricardo Teixeira (Brasilien), Nicolás Leoz (Paraguay) und Issa Hayatou (Kamerun).

    2. Dezember 2010: Die FIFA vergibt die Weltmeisterschaften an Russland und Katar.

    6. Dezember 2010: FIFA-Vize Julio Grondona (Argentinien) soll etwa 59 Millionen Euro aus Katar erhalten haben.

    10. Mai 2011: Der frühere englische Verbandschef David Triesman beschuldigt Teixeira, Leoz, Vize Jack Warner (Trinidad und Tobago) und Worawi Mukudi (Thailand), unlautere Forderungen vor den WM-Vergaben gestellt zu haben.

    20. Juni 2011: Warner tritt von all seinen Ämtern im Fußball zurück.

    21. Oktober 2011: Nach heftigen Korruptionsvorwürfen setzt die FIFA auf die Hilfe externer Experten und gründet diverse Arbeitsgruppen.

    17. Juli 2012: Der frühere US-Staatsanwalt Michael Garcia wird zum Vorsitzenden der FIFA-Ethikkommission ernannt, der Münchner Richter Hans-Joachim Eckert steht der rechtsprechenden Kammer vor.

    22. November 2013: Blatter unterstellt Deutschland und Frankreich, bei der WM-Vergabe an Katar wegen wirtschaftlicher Interessen politischen Druck auf FIFA-Entscheidungsträger ausgeübt zu haben.

    1. Juni 2014: Laut «Sunday Times» soll der katarische Ex-Funktionär Mohammed bin Hammam fünf Millionen Dollar an Offizielle gezahlt haben, um sich deren Unterstützung für Katars Bewerbung zu sichern.

    13. Juni 2014: Franz Beckenbauer wird von der FIFA für 90 Tage für jegliche Tätigkeit im Fußball gesperrt. Beckenbauer habe nicht mit der Ethikkommission kooperiert, sagt der Weltverband zur Begründung.

    5. September 2014: Garcia legt seinen Untersuchungsbericht bei der FIFA vor und spricht sich für eine Veröffentlichung aus.

    17. Oktober 2014: Der Bericht wird nach einer Entscheidung der FIFA nicht komplett veröffentlicht.

    13. November 2014: Eckert legt einen weiteren Bericht vor, in dem Russland und Katar keine gravierenden Verstöße bei den Bewerbungen nachgewiesen werden. Garcia legt Einspruch ein.

    16. Dezember 2014: Die FIFA weist Garcias Einspruch als «unzulässig» zurück. Garcia erklärt daraufhin seinen Rücktritt.

    27. Mai 2015: Kurz vor Blatters geplanter Wiederwahl nimmt die Schweizer Polizei mehrere hochrangige Funktionäre fest. Dazu gehören die FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo sowie Ex-Vize Jack Warner. Die USA ermitteln gegen 14 ehemalige Spitzenfunktionäre und Geschäftsleute.

    29. Mai 2015: Blatter sieht einen Zusammenhang zwischen den Festnahmen und dem Wahlkongress. Er wird wiedergewählt.

    2. Juni 2015: Blatter kündigt seinen Rücktritt an der Spitze des Fußball-Weltverbandes an.

    2. Juli 2015: Die US-Behörden ersuchen die Schweiz um die Auslieferung von sieben im Mai festgenommenen Fußball-Funktionären.

    17. September 2015: Generalsekretär Jérôme Valcke, Blatters engster Vertrauter, wird vom Weltverband «mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres von all seinen Aufgaben entbunden». Nach in Medien erhobenen Vorwürfen der persönlichen Bereicherung leitet der Weltverband eine «formelle Untersuchung durch die FIFA-Ethikkommission» ein.

    25. September 2015: Die Bundesanwaltschaft in der Schweiz eröffnet ein Strafverfahren gegen Blatter.

    2. Oktober 2015: Die Sponsoren Coca-Cola, McDonald's, VISA und Anheuer-Busch fordern im Gegensatz zu Adidas den sofortigen Rücktritt von Blatter. Der lässt über seine Anwälte erklären: Er bleibe im Amt.

    7. Oktober 2015: Die Untersuchungskammer der FIFA-Ethikkommission fordert nach Angaben des Beraters von Blatter eine 90-tägige Freistellung des Präsidenten. Ein Entscheid der rechtsprechenden Kammer stehe allerdings noch aus, sagte Klaus J. Stöhlker.

    8. Oktober 2014: Die FIFA-Ethikkommission sperrt Fußball-Weltverbandspräsident Joseph Blatter und UEFA-Chef Michel Platini vorläufig für jeweils 90 Tage. Zudem wurde FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke ebenfalls suspendiert, teilte die Ethik-Kammer am Donnerstag mit.

    "Wir haben im Mitglieder-Kontingent für Verbandspräsidenten noch vier Plätze frei", erklärte IOC-Präsident Thomas Bach diplomatisch. In der FIFA und der IAAF seien zwei neu gewählt worden, aber bei den Gymnasten und Schwimmern stünden Wahlen nach den Rio-Spielen an. "Wir wollen deshalb warten, bis wir ein vollständiges Bild haben. Außerdem gibt es unter den 28 Präsidenten weitere erfahrene Leute, die die Olympische Bewegung weiterbringen können."

    Die Präsidenten von FIFA und IAAF gehörten angesichts ihrer Bedeutung im Weltsport fast immer zum Kreis der IOC-Mitglieder. Ein in den IOC-Statuten verankertes Recht ist es indes nicht. Der vorherige FIFA-Präsident Joseph Blatter und der frühere IAAF-Präsident Lamine Diack, beide inzwischen tief in Skandale verstrickt, waren bis zum vergangenen Jahr IOC-Mitglieder.

    Über die Aufnahme der vom Exekutivkomitee vorgeschlagenen acht Kandidaten entscheidet die IOC-Session vom 1. bis 4. August in Rio de Janeiro. Aktuell gehören dem IOC 91 Mitglieder an, 115 ist die Obergrenze.

    FIFA: Blatter-Nachfolger Infantino seit 100 Tagen im Amt

    Der Schweizer Infantino bekam offenbar für seine bislang sehr umstrittene Amtsführung die Quittung vom IOC bekommen. Am Sonntag ist er exakt 100 Tage als Blatter-Nachfolger in der FIFA-Spitzenposition - ob weitere 100 Tage dazu kommen, ist unsicher. Wie die Zeitung "Die Welt" berichtet, droht Infantino eine provisorische Sperre von 90 Tagen wegen des Verdachts auf verschiedene Ethikvergehen.

    Das ist die FIFA

    FIFA ist ein Akronym für Fédération Internationale de Football Association.

    Der Weltfußballverband wurde am 21. Mai 1904 in Paris gegründet.

    Die Zentrale der FIFA befindet sich in Zürich (Schweiz).

    Die FIFA ist offiziell ein gemeinnütziger Verein im Sinne des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, außerdem im Handelsregister eingetragen.

    Der FIFA gehören aktuell 209 Nationalverbände an. Sie müssen gleichzeitig Mitglied eines der sechs Kontinentalverbände sein.

    Seit 1998 ist der Schweizer Sepp Blatter Präsident des Fußballverbandes.

    Im Jahr 2012 zeichnet der Journalisten-Bund "Netzwerk Recherche" die FIFA mit der sogenannten Verschlossenen Auster aus. Damit prangerten die Journalisten die Ignoranz des Fußballverbandes gegenüber wiederholten kritischen Medienanfragen an.

    Die FIFA ist seit Jahren mit Vorwürfen der Korruption und Schmiergeldzahlungen konfrontiert.

    Im Jahr 2014 verfügte die FIFA über ein Kapital von 1,523 Milliarden Dollar.

    Am 27. Mai 2015 eröffnet die Schweizer Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit den Vergaben der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar ein Strafverfahren.

    Die Ethikkammer der FIFA hält sich zur Causa Infantino derzeit bedeckt, zu möglichen Voruntersuchungen bezieht sie generell keine Stellung. Ein formelles Verfahren gebe es derzeit aber nicht.

    Die Anschuldigungen sind hochbrisant. Infantino soll angeblich auf dem Kongress Ende Mai in Mexiko ein Komplott gegen den schließlich zurückgetretenen FIFA-Chefaufseher Domenico Scala geschmiedet haben. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte Zitate aus einer FIFA-Councilsitzung öffentlich gemacht, die einen von Infantino betriebenen Sturz Scalas praktisch belegen würden.

    "Die Nichtberücksichtigung von Seb Coe ist völlig unerwartet, weil er nach den von ihm gut organisierten Olympischen Spielen 2012 in London schon als Kandidat für das IOC galt", sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. "Der Präsident der zentralen olympischen Sportart hatte quasi automatisch einen Sitz im IOC."

    Allerdings machte der frühere britische Mittelstrecken-Olympiasieger und Nachfolger des von der französischen Justiz wegen Bestechlichkeit im Amt angeklagten Diack als IAAF-Krisenmanager bisher keine gute Figur. "Der Reformprozess quält sich etwas dahin", kritisierte Prokop. Abgesehen davon wollte das IOC abwarten, mit welchem diplomatischem Geschick Coe am 17. Juni die brisante Entscheidung über den möglichen Olympia-Ausschluss der Leichtathleten Russlands wegen systematischen Dopings über die Bühne bringt.

    Sportverbände: Korruption - immer wieder

    Zudem gibt es Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Lord Coe: Er war von 2007 bis 2015 IAAF-Vizepräsident unter Diack und versicherte, von den kriminellen Machenschaften des Senegalesen nichts bemerkt haben.

    Ein Signal der Humanität setzte das IOC mit der Nominierung des ersten Flüchtlingsteam, das an Olympischen Spielen teilnehmen wird. Dabei gehört auch die in Berlin lebende syrische Schwimmerin Yusra Mardini zu den zehn staatenlosen Athleten, die aus einem vorläufigen Kandidatenkreis von 43 Sportlern ausgewählt wurden.

    "Es ist ein historischer Moment", sagte IOC-Chef Bach. "Das Team kann ein Symbol der Hoffnung für alle Flüchtlinge werden." Das Flüchtlingsteam wird bei der Eröffnungsfeier am 5. August unter der olympischen Flagge starten und soll vor der Mannschaft des Gastgebers Brasilien einmarschieren.

    Die Antwort auf die Frage, ob auch Russland nach den Doping-Skandalen in Rio dabei sein ist, ließ Bach offen. "Wir leben nicht in einer Welt der Hoffnung, haben aber die Verantwortung, die sauberen Athleten zu schützen", sagte er. AZ/dpa

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