Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Hohn und Spott: "Autoscooter" bei Red Bull

Sport

Hohn und Spott: "Autoscooter" bei Red Bull

    • |
    Hohn und Spott: «Autoscooter» bei Red Bull
    Hohn und Spott: «Autoscooter» bei Red Bull Foto: DPA

    Ob aus Italien, Frankreich, England oder Spanien - dafür, dass Vettel und WM-Spitzenreiter Webber sich den praktisch sicheren Doppelsieg beim Großen Preis der Türkei gegenseitig zerstörten, ernteten die beiden Formel-1-Rennstallrivalen Spott und Häme im Überfluss. "Red Bull hat einen Beziehungsstreit, bei dem Eifersucht, Betrug und Neid im Spiel sind", schrieb die spanische Zeitung "El Mundo".

    Am Ort des Geschehens reichte die Zeit nicht mehr zum klärenden Gespräch. Vettel verschwand Richtung Flughafen, als sein Team die PS- Peinlichkeit noch zu erklären versuchte. "Sie werden in den nächsten Tagen sicher nicht zusammen zu Abend essen", meinte Red Bulls Motorsportbeauftragter Helmut Marko. Treffen werden sich Vettel und Webber voraussichtlich dennoch in dieser Woche zur Aufarbeitung des Unfalls in der 40. Runde. Ob sie sich am Team-Standort Milton Keynes, viel zu sagen haben werden, ist allerdings fraglich.

    Für den deutschen Formel-1-Piloten war auch nach Ansicht der TV- Bilder klar, dass die Schuld bei seinem australischen Unfallgegner liegt. "Die Situation war ziemlich eindeutig, wenn man sie sich im Fernsehen anschaut", betonte er vor seiner Flucht aus dem "Istanbul Park". Von Sühne bei Webber war aber auch wenig zu spüren. Zumal der Australier von manchen Fahrerkollegen Rückendeckung bekam. "Für mich ist es ganz klar Sebastians Fehler, obwohl er schon vorne war", befand Mercedes- Pilot Nico Rosberg.

    Die Teamleitung legte sich erst auf Webber und einen Renningenieur, der die notwendigen Anweisungen nicht durchgegeben hatte, als Schuldige fest. Nach gemeinsamer Beratungs- und Bedenkzeit lautete die Version von Rennstallchef Christian Horner: "Mark musste Benzin sparen, wodurch er auf den Geraden langsamer war. Das erklärt auch, warum Sebastian so nah an ihm dran war."

    Auch wenn McLaren-Mercedes mit in Istanbul auch näher an den Red Bulls dran war als bislang - den Sieg nahmen sich Webber und Vettel gegenseitig. An ihrer Stelle fuhren Ex-Champion Lewis Hamilton und Titelverteidiger Jenson Button als erste durchs Ziel. Webber rettete als Dritter immerhin noch die WM-Führung. "Webber und Vettel spielen Autoscooter. Das Unglück der Einen ist das Glück der Anderen", schrieb "Le Parisien" aus Frankreich.

    "Wenn vor dem Rennen die Frage lautete, wer die Red Bulls stoppen kann, lautet die klare Antwort danach: sie sich gegenseitig", meinte die Londoner "Times". Das Boulevardblatt "The Sun" machte sich den Red-Bull-Slogan (Red Bull gives you wings) zunutze, ließ einfach einen Buchstaben weg - und heraus kam: "Red Bull verleiht Dir Siege" (Red Bull gives you wins) - daneben ein grinsender Hamilton.

    "Der große Fehler bleibt, dass nicht genug Raum gelassen wurde", betonte Teamchef Horner. Er habe den Fahrern immer gesagt, dass sie gegeneinander fahren dürfen, aber sie sollen sich dabei Platz lassen. "Die frustrierende Sache ist, dass wir 28 Punkte weggeworfen haben. Wir wären auf Platz eins und zwei gelandet", sagte Horner. Wie schon 2009 droht sich Red Bull wieder alles kaputt zu machen. Auch damals verloren der Rennstall und Vettel den möglichen Titel gegen Brawn GP und Button durch technische und taktische Unzulänglichkeiten.

    Nun macht auch noch der Faktor Fahrer einen Strich durch die Rechnung. Noch führt der zweimalige Saisonsieger Webber (93) vor dem achten WM-Lauf am 13. Juni in Montreal vor Button (88) und Hamilton (84). Vettel (78) rutschte aber schon auf Rang fünf ab. In der Team- Wertung ging McLaren (172) an Red Bull (171) vorbei.

    "Wir sind sehr nah an den Red Bulls. Vor drei Wochen hätten wir uns das noch nicht vorstellen, mit ihnen zu kämpfen", sagte Weltmeister Button. Er und Hamilton gaben Vettel und Webber ein Beispiel, wie man interne Duelle bestreitet. Beide lieferten sich in Runde 49 einen tollen Zweikampf, den am Ende Hamilton gewann. "Das war richtig gut", sagte der Brite. Auf dem Siegertreppchen gaben sich beide trotz der Rivalität gelassen und smart. Beide strahlten die Souveränität von Champions aus - noch etwas, das Red Bull und seine Piloten lernen müssen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden