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Hans-Jörg Butt: Perfekter Abschied

Hans-Jörg Butt

Perfekter Abschied

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    München Wenn es denn so etwas wie ein gerechtes Fußballschicksal gibt, dann hat es sich Hans-Jörg Butt gegenüber von seiner besten Seite gezeigt. Nach 16 Jahren als Profi hütete der bald 38-Jährige beim Münchner 2:0 (1:0) gegen den VfB Stuttgart zum letzten Mal ein Bundesliga-Tor. Und wenn nicht Butt, der zurückhaltende Oldenburger, wer sonst hatte sich einen makellosen Abgang verdient. Also hielt das Schicksal seine Hand schützend über alle, die Butts Karriere-Finale stören wollten.

    Zu nennen wären vor allem der Stuttgarter Georg Niedermeier, dessen Kopfball schon früh (5.) gegen den Torbalken prallte, oder Shinij Okazaki, der ebenfalls nur die Unterseite der Latte traf. Jene Gelegenheiten also, denen die Stuttgarter, die mit dem erfolgreichsten Angriff der Rückrunde nach München gekommen waren, hinterher nachtrauerten. Schließlich hat der VfB mit der Niederlage den fünften Tabellenplatz, der am Saisonende die direkte Qualifikation für die Europa League beschert, erst einmal an Bayer Leverkusen verloren.

    Jupp Heynckes hatte für das Treffen mit den Stuttgartern aufgeboten, was die Ersatzbank hergab. Die Startformation, die Butt als Kapitän aufs Feld führen durfte, bestand aus acht Akteuren, die beim Halbfinal-Triumph in Madrid nur als Zuschauer beteiligt waren; dazu die beiden für das Finale Gelb-gesperrten Holger Badstuber und Luiz Gustavo sowie als einzigem Stammakteur mit Spielgenehmigung für den 19. Mai, Mario Gomez.

    Die schwindelerregende Rotation war einerseits dem Kräfteverschleiß in Madrid geschuldet. Zum anderen war sie Casting für das Champions-League-Finale gegen Chelsea, in dem neben Badstuber und Gustavo auch Alaba Gelb-gesperrt fehlen wird.

    Die Stimmung, die der Bayern-Erfolg in Madrid ausgelöst hatte, vermischte sich am Samstag mit der heiteren Atmosphäre eines letzten Heimspiels, in dem es für die Münchner um nichts mehr ging. Die Gastgeber trugen bereits das Trikot der neuen Saison. „Infrarote“ Rückennummern auf strahlendem Weiß. Chic, aber im zweiten Oberrang nicht mehr zu entziffern. Immerhin lassen sich die Hemden später als Warnwesten in der städtischen Straßenreinigung verwenden. Blasmusik und Goaßlschnalzer stimmten die 69000 Zuschauer im 17. ausverkauften Bundesliga-Heimspiel (Gesamtzuschauerzahl: 1173000) in der sonnenüberfluteten Allianz-Arena auf einen unterhaltsamen Nachmittag ein. Ein Fußballspektakel war unter diesen Umständen allerdings nicht zu erwarten gewesen. Umso erfreulicher, dass beide Mannschaften ihr Publikum ordentlich unterhielten, wenngleich den Höhepunkten grobe Schnitzer vorausgegangen waren.

    „Die Jungs haben die Stuttgarter in der ersten Halbzeit ein paar Mal durchlaufen lassen, damit ich etwas zu tun bekomme“, scherzte Butt. Was durchkam, war bei ihm erwartungsgemäß in besten Händen. Nur 21 Gegentore hat der FC Bayern in dieser Saison hinnehmen müssen. Bliebe es auch nach dem letzten Spiel am Samstag in Köln dabei, wäre der Rekord aus der Saison 2007/2008 mit Oliver Kahn im Tor eingestellt. Für Butt „ein schönes Gefühl, wenn ich dazu beigetragen hätte“.

    Dass der Stuttgarter Kasten nicht sauber blieb, lag mehr am VfB selbst als an den Bayern. Eine verunglückte Kopfballabwehr von Maza Rodriguez fand den Weg zu Thomas Müller, der Mario Gomez den Ball zu dessen 26. Saisontreffer servierte. Damit war der Bayern-Stürmer für kurze Zeit wieder erfolgreichster Torschütze der Liga – bis Schalkes Jan-Klaas Huntelaar mit zwei Toren beim 4:0-Sieg gegen Hertha BSC an Gomez vorbeizog. In der Nachspielzeit sorgte Müller noch für das 2:0 (92.+2).

    „Da war mehr drin“, haderte VfB-Trainer Bruno Labbadia mit dem Ergebnis. Stuttgart muss nun am letzten Spieltag Wolfsburg schlagen und gleichzeitig auf Nürnberger Schützenhilfe im Heimspiel gegen Leverkusen hoffen, um doch noch den direkten Sprung in die Europa League zu schaffen.

    Und die Bayern? Laufen wohl noch ein paar Tage mit dem Madrid-Grinsen durch die Gegend. Nächste Woche treffen sie auf Kölner, die absteigen werden, wenn Hertha sein Heimspiel gegen Hoffenheim gewinnt und der 1. FC gegen die Münchner leer ausgeht. In Köln steht Neuer wieder zwischen den Pfosten. Butt, der zukünftig für den Nachwuchs des FC Bayern verantwortlich ist, könnte einspringen, wenn es nötig ist. Er hat vorsorglich schon mal „gedroht, dass ich weitermache, wenn sie jetzt den Pott nicht holen“. Butt wäre dazu in der Lage. Das Casting für das Champions-League-Finale hat er jedenfalls souverän bestanden.

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