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Handball-WM: Martin Strobel wird bei Handball-WM zum tragischen Held

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Martin Strobel wird bei Handball-WM zum tragischen Held

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    Martin Strobel liegt verletzt am Boden und muss ins Krankenhaus gebracht werden.
    Martin Strobel liegt verletzt am Boden und muss ins Krankenhaus gebracht werden. Foto: Marius Becker, dpa

    Erst wurde er belächelt, nun wünschen ihn sich alle zurück. Nationalspieler Martin Strobel, dessen Schmerzensschrei jenen Handballfans noch in den Ohren klingt, die die WM-Hauptrundenpartie der deutschen Mannschaft gegen Kroatien verfolgt haben. Ohne Gegnereinwirkung war Strobel zusammengebrochen. Die Diagnose so niederschmetternd wie eindeutig: Kreuz- und Innenbandabriss.

    Nach Kreubandriss: Handball-WM ist für Martin Strobel beendet

    Die Weltmeisterschaft war für den 32-jährigen Rückraumspieler beendet, gleich am Dienstagmorgen musste er unters Messer. In einer Klinik in Baden-Württemberg wurde er operiert. Allerdings nicht, ohne vorher vor seinen Teamkollegen eine derartig emotionale Ansprache zu halten, dass es den gestandenen Sportlern die Tränen in die Augen trieb.

    Eine bisher schon bewegende Geschichte nimmt so ein tragisches Ende. Denn Bundestrainer Christian Prokop musste sich im Vorfeld der WM ziemlich rechtfertigen, weil er den Zweitligaspieler Martin Strobel in seinen Kader geholt hatte. Der Spielmacher vom HBW Balingen-Weilstetten hatte seine Nationalmannschaft-Karriere nämlich schon im Jahr 2016 nach dem Gewinn der Europameisterschaft und der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Rio beendet. „Irgendwann muss man auch mal durchschnaufen. Es gibt ein oder zwei gesundheitliche Baustellen“, begründete Strobel nach 130 Länderspielen seinen Rückzug aus der Nationalmannschaft.

    Auch in der Liga schraubte er sein Pensum zurück. 2008 bis 2013 spielte er noch für den Bundesligisten TBV Lemgo, 2013 ging er freiwillig zurück in die Zweite Liga, zu seinem Heimatverein Balingen. Strobel nutzte seine Auszeit, um sich mehr auf sein Privatleben zu konzentrieren. Er heiratete in aller Stille („meine Frau, ich und der Standesbeamte“), wurde Vater und schloss sein Studium „Internationales Management“ ab.

    Martin Strobel in der Nationalmannschaft war ein mutiges Experiment

    Doch dann erreichte ihn im Herbst 2018 der Anruf von Bundestrainer Prokop. Der wollte ihn als Spielmacher für die Nationalmannschaft reaktivieren. Ein mutiges Experiment, das nicht alle Experten nachvollziehen konnten. Doch Strobel erwies sich als perfekte Lösung. Er zeigte gegen Weltmeister Frankreich (25:25), dass er noch auf Spitzenniveau spielen kann, und galt als unverzichtbarer Leistungsträger.

    Neben seiner ausgefeilten Technik und seinem Spielverständnis schätzten seine Kollegen zudem die Erfahrung, das Charisma und die Besonnenheit des 1,89 Meter großen Hünen. Klar, dass sein Ausfall die deutschen Handballer schmerzt – aber auch besonders motiviert. „Wir spielen jetzt für ihn“, sprach Trainer Prokop das aus, was alle im Team dachten. Und beim 22:21-Sieg gegen Kroatien auch schon zeigten.

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