Handball

Prokop als Handball-Bundestrainer entlassen - Gislason übernimmt

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    Alfred Gislason war mit dem THW Kiel sehr erfolgreich. Nun übernimmt er die Handball-Nationalmannschaft.
    Alfred Gislason war mit dem THW Kiel sehr erfolgreich. Nun übernimmt er die Handball-Nationalmannschaft. Foto: Frank Molter, ddpa

    Das enttäuschende Abschneiden der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft hat Nationaltrainer Christian Prokop den Job gekostet. Der Deutsche Handball-Bund gab am Donnerstag bekannt, dass der 41-Jährige ab sofort von seinen Aufgaben entbunden ist. Sein Nachfolger steht bereits fest: Der Isländer Alfred Gislason wird die Mannschaft beim Lehrgang im März erstmals betreuen. Am Freitag soll der ehemalige Coach des THW Kiel vorgestellt werden.

    Dies sei im Rahmen einer turnusgemäßen Präsidiumssitzung des Deutschen Handball-Bundes (DHB) beschlossen worden, teilte der Verband mit. Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes, wird in einer Stellungnahme wie folgt zitiert: "Wir haben diese schwere Entscheidung nach reichlicher Abwägung und einer ganzheitlichen Analyse aus Verantwortung für den deutschen Handball getroffen."

    Ist nicht mehr Handball-Bundestrainer: Christian Prokop.
    Ist nicht mehr Handball-Bundestrainer: Christian Prokop. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

    Letztlich habe aber die Analyse der Leistung bei der Europameisterschaft den Ausschlag dafür gegeben, sich von Prokop zu trennen. Bei der EM landete die Nationalmannschaft auf Rang 5 und verpasste damit das anvisierte Ziel Halbfinale.

    Trainerentlassung: Der DHB erhofft sich von Gislason einen "neuen Impuls"

    Von Gislason erwartet sich der DHB "einen neuen Impuls" für die kommenden Turniere. Der Vertrag des 60-Jährigen läuft bis zur Europameisterschaft 2022, die in Ungarn und der Slowakei stattfindet. Das erste Länderspiel steht für ihn am 13. März um 18 Uhr gegen die Niederlande an. Beide Mannschaften waren sich schon bei der Europameisterschaft in der Gruppenphase gegenübergestanden. Das Spiel hatte Deutschland mit 34:23 gewonnen.

    Die erste echte Bewährungsprobe wird für Gislason das Olympia-Qualifikationsturnier vom 17. bis zum 19. April in Berlin sein. Darin kämpft die deutsche Mannschaft mit den Teams aus Schweden, Slowenien und Algerien um zwei Tickets für die Olympischen Spiele in Tokio.

    Alfred Gislason ist einer der renommiertesten Trainer im Handball

    Mit Gislason beschreitet der deutsche Verband neue Wege: Statt der Überraschungslösung Prokop ist Gislason einer der renommiertesten Trainer, die es auf dem Markt gibt. Mit dem THW Kiel holte der ehemalige Bundesligaspieler und 190-fache Nationalspieler sieben Deutsche Meisterschaften, sechs Pokaltitel und zweimal die Champions League. Bei den Kielern zog er sich im Juni 2019 aus eigenen Stücken zurück und war seitdem vereinslos.

    Die Entlassung irritierte viele. "Es überrascht mich natürlich, weil die Frage während des Turniers ausgeräumt wurde", sagte Kreisläufer Jannik Kohlbacher von den Rhein-Neckar Löwen über das am Donnerstag vom DHB-Präsidium verkündete Aus für Prokop. Neben den Nationalspielern erwartet auch Teammanager Oliver Roggisch von der Verbandsspitze eine schlüssige Erklärung für die Trennung.

    Prokop entlassen: "Wir haben uns echt wohl gefühlt"

    Immerhin hatte die DHB-Führung Prokop am Ende der EM noch demonstrativ den Rücken gestärkt - obwohl das deutsche Team mit Platz fünf erneut das Medaillenziel verpasst hatte. "Dazu passt die Handlungsweise nun gar nicht", sagte Weltmeister Christian Schwarzer der Pforzheimer Zeitung (Freitag).

    Für Kapitän Uwe Gensheimer war die Nachricht ein Schock - und auch seine Teamkollegen wurden von dem Trainer-Beben überrascht. "Christian hat einen guten Job gemacht und war bei den Spielern sehr beliebt. Wir haben uns echt wohl gefühlt", beschrieb Rückraumspieler Julius Kühn von der MT Melsungen das Verhältnis zwischen Prokop und der Mannschaft.

    EM-Shootingstar Timo Kastening schickte am Sky-Mikrofon sogar einen Dank an den 41-Jährigen. "Christian hat es mir ermöglicht, mein erstes Turnier zu spielen. Dafür werde ich immer dankbar bleiben", sagte der Rechtsaußen von der TSV Hannover-Burgdorf. "Aber bei einem Trainer entscheiden immer die Vorgesetzten und nicht die Mannschaft. Das hat man dann zu akzeptieren. Ich kann jetzt nur nach vorne gucken." (eisl/dpa)

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