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Handball EM 2016: Der Rückhalt: Andreas Wolff brilliert bei Handball EM

Handball EM 2016

Der Rückhalt: Andreas Wolff brilliert bei Handball EM

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    Nationaltorwart Andreas Wolff zerstörte mit seinem Einsatz viele Chancen der Schweden.
    Nationaltorwart Andreas Wolff zerstörte mit seinem Einsatz viele Chancen der Schweden. Foto: Maciej Kulczynski (dpa)

    Das Äußere von Andreas Wolff mag Respekt einflößen. 1,98 Meter groß, 108 Kilogramm, Schultern wie ein Möbelpacker – und wer den 24-Jährigen begrüßt, der schüttelt eine Hand, die von ihrer Größe her an eine kleine Bratpfanne erinnert.

    Seit dem EM-Gruppenspiel gegen Schweden in Breslau, das die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Montagabend mit 27:26 (13:17) gewann, wird dem Torhüter vom Bundesligisten HSG Wetzlar aber in erster Linie Respekt wegen seiner Leistung zuteil. Dass der Keeper 42 Prozent der Bälle, die auf sein Tor kamen, parierte, ist ein exzellenter statistischer Wert, der dadurch noch aufgewertet wird, dass der gebürtige Rheinländer gerade in der spannenden Schlussphase seine Paraden zeigte. Eben dann, als es darauf ankam.

    Stand gegen Schweden im Fokus: Torhüter Andreas Wolff zeigte ansprechende Leistung

    Hatte Wolff auf dem Spielfeld beinahe jeden gehaltenen Ball mit geballten Fäusten gefeiert, gab er sich hernach betont gelassen: „Die war okay“, kommentierte der Keeper mit seiner tiefen, sonoren Stimme gelassen. Wohl wissend, dass der, der zahlreiche Bälle hält, sehr gut auf verbale Eigenwerbung verzichten kann.

    Gleichwohl steht fest: Andreas Wolff, der auch schon bei der Turnierpremiere gegen Spanien (29:32) überzeugt hat, ist der Gewinner der beiden Auftaktspiele im deutschen Team. Die Europameisterschaft in Polen wirkt für den 24-Jährigen wie die vorläufige Krönung seiner bisherigen Laufbahn.

    Die hatte ihn auch durch den Norden Bayerns geführt. Nachdem er seinen Sport bei kleinen Vereinen westlich von Bonn begonnen hatte, wechselte er als 16-Jähriger an den bayerischen Untermain. Zunächst zum TV Kirchzell, mit dem er in der dritten Liga spielte. Später dann zum TV Großwallstadt, bei dem er den Sprung in die nationale Eliteklasse schaffte.

    Dort freilich erlebte er auch die bitterste Phase seiner Karriere, die darin gipfelte, dass der Traditionsverein am 8. Juni 2013 nach 45 Jahren aus der Bundesliga abstieg. „Das war heftig. Du hast monatelang kein Geld gekriegt. Vielen fiel es schwer, sich unter solchen Umständen auf den Sport zu konzentrieren“, sagt er mit Blick auf die mit den sportlichen Rückschlägen einhergehende Misswirtschaft beim TVG.

    Bei der WM 2015 in Katar war Wolff nur dritter Torhüter

    Wolff verließ Großwallstadt nach dem Abstieg. „Ich hatte Glück, dass ich in Wetzlar in ein solides Umfeld gekommen bin“, sagt Wolff, der in Mittelhessen zur festen Größe in der Bundesliga wurde. Bundestrainer Dagur Sirgurdsson berief ihn im Herbst 2014 erstmals ins Nationalteam. Die WM 2015 in Katar musste Wolff noch als dritter Torhüter auf der Tribüne verfolgen, 2016 bei der EM ist sein Platz zwischen den Pfosten, während die langjährige Nummer eins, Silvio Heinevetter, in Polen nicht dabei ist.

    Und jetzt hat Wolff sogar den als Nummer eins angereisten Carsten Lichtlein (VfL Gummersbach) in den Schatten gestellt, der in beiden Turnierspielen begann, aber bislang sehr glücklos agierte.

    Wolff will keine Torhüter-Diskussion entfachen. Schließlich habe Lichtlein mehr als 200 Länderspiele auf dem Buckel und oft genug bewiesen, dass er der Top-Mann sei. „Ich erhebe keine Ansprüche. Man sollte nicht an seiner Position rütteln“, sagte Wolff.

    Vielleicht aber weiß der 24-Jährige auch, dass die Zeit für ihn arbeitet. Schließlich ist die Konkurrenz deutlich älter – Heinevetter zählt 31 Lenze, Lichtlein hat im November seinen 35. Geburtstag gefeiert.

    Und ab Sommer hat Andreas Wolff noch eine weitere Bühne, auf der er sich anbieten kann. Nach der Saison wechselt er zum Rekordmeister THW Kiel und wird dort in der Champions League spielen. Allerdings muss er im hohen Norden mit dem Dänen Niklas Landin, der als einer der besten Keeper der Welt gilt, um den Platz zwischen den Pfosten kämpfen.

    Wolff wechselt im Sommer von Wetzlar nach Kiel

    Bange ist ihm der starken Konkurrenz wegen nicht. „Wenn ich mir nicht zutrauen würde, dass ich in Kiel bestehe, hätte ich den Wechsel nicht gemacht“, erklärt Wolff beinahe gelassen. Schließlich sei er von seinen Fähigkeiten überzeugt.

    Und auf die könnte es am heutigen Mittwoch wieder ankommen, wenn das deutsche Team im letzten Gruppenspiel gegen Slowenien (Spielbeginn 17.15 Uhr/live im ZDF) zumindest einen Punkt benötigt, um die Zwischenrunde der Europameisterschaft zu erreichen. mit dpa

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