Der Ü-40-Mann ist auf sich selbst zurückgeworfen. Der bindegewebsschwache Bauch drängt über den Gürtel, die kahle Stirn dehnt sich nach Norden aus. Statt auf dem Kopf sprießt das Haar jetzt überall dort, wo es kein Mensch haben möchte. Beim Treppensteigen wird der Ü-40er kurzatmig, beim Erzählen über sich selbst langatmig. Es ist ein Jammer - also jammert er.
Das Schlimmste für ihn aber sind Geschichten über Männer seines Alters, die gerade den Nobelpreis erhalten oder eine Meisterschaft gewonnen haben. Geschichten, wie die über Timo Boll. Der ehemals beste Tischtennisspieler der Welt ist noch immer die Nummer eins in Europa. Vor ein paar Monaten hat er seinen achten EM-Titel gewonnen. Boll ist 40. An der Grenze zum Sportsenior.
Selbst für begnadete Sportler führt kein Weg am Training vorbei
Ein Betagter mit der Beweglichkeit einer Palme im Wind, der Reaktionsschnelligkeit einer Chamäleonzunge und Bauchmuskeln, die Granitplatten standhalten. Wie er das macht? Hier endet der schöne Teil der Geschichte. Auch für einen begnadeten Ballzauberer mit einzigartigem Genmaterial ist der Rest Arbeit und Schweiß. Wenigstens das.
Japans Skisprung-Legende Noriaki Kasai will auch Olympia 2022 antreten
Timo Boll, der trotz einer Hüftmaleise in Tokio an die Tische treten wird, ist nicht der Einzige, der mit seinem Palmenkörper dem durchschnittlichen Mittvierziger auf die Nerven geht. Noch immer treibt auch Japans 49-jährige Skisprung-Legende Noriaki Kasai sein Unwesen auf den Schanzen der Welt. Es wären seine neunten Spiele.
Eine Vorstellung, die den durchschnittlichen Ü-Vierziger noch tiefer in den Sessel treibt. Ihm aber und allen, die das aushalten müssen, sei gesagt: Später, wenn das letzte Jammern verklungen ist, wird alles besser - oder der Kerl ist dann überhaupt nicht mehr zu ertragen.