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Glosse: Jogi Löw – lame Duck oder alter Fuchs?

Glosse

Jogi Löw – lame Duck oder alter Fuchs?

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    Joachim Löw.
    Joachim Löw. Foto: Witters

    Ehe ein Schnitzel, geklopft und paniert, im Teller liegt, hat es oft ein Schweineleben hinter sich. Und selbst wenn es freilaufend und glücklich gelebt hat – am Ende wartet immer dieser Kerl mit der weißen Plastikschürze.

    Gelegentlich gelingt einem Vieh noch kurz vor dem Schlachter die Flucht. Aber wohin soll es fliehen? Unter das Dach des Sports? Lieber nicht. Selbst dem noch jungen Vierbeiner mit Talent zum Weit- oder Hochsprung ist vom Sport abzuraten. Man unterhalte sich nur einmal mit einem Pferd. Nie würde es freiwillig über eine Zwei-Meter-Mauer springen. Jeder vernünftige Gaul läuft doch um den Oxer herum. Oder die bedauernswerten Genossen von der Dressur, die sich zum Donauwalzer drehen müssen. Arme Schweine!

    In Köln muss ein Geißbock den Kickern des 1. FC Glück bringen - ein Höllenjob

    Wer glaubt, der Fußball behandelt Vierbeiner besser, irrt. In Köln muss seit Generationen ein Geißbock den Kickern des 1. FC Glück bringen – ein Höllenjob. Nicht viel einfacher ist die Aufgabe für Atilla, den Steinadler der Frankfurter Eintracht, der viel lieber über die Rocky Mountains segeln würde, als in Hessen Fußball zu schauen. Immerhin sichert ihm sein Amt Kost, Logis und am Ende die Ruhe in Frieden.

    Dem Steinadler seit ewigen Zeiten entfernt verwandt ist die Ente. Auch sie flüchtet sich gerne unter das Dach des Fußballs, wo sie dann freilich sofort vom Menschen gejagt wird. Frühgeborene erinnern sich des Bayern Torhüters Sepp Maiers, der mitten in einem Bundesliga-Spiel einer Ente hinterher hechtete. Vergebens, es war schließlich keine lame Duck, wie sie gelegentlich auf Trainerbänken zu finden ist und nun im rückzugswilligen Jogi Löw wieder in Erscheinung getreten ist. Ursprüngliches Habitat war die Wirtschaft.

    Lame duck - anfangs ein abwertender Vergleich für Leute, die ihr Geld an der Londoner Börse verloren hatten

    Dem „Oxford English Dictionary“ zufolge stand der abwertende Vergleich mit dem hinkenden Federvieh („lahme Ente“) damals für Schuldner, die ihr Geld an der Londoner Börse verloren hatten. Später wurde die Bezeichnung in den USA mehr und mehr für Politiker gebräuchlich, deren Einfluss, Autorität und Durchsetzungsvermögen kurz vor dem Ende ihrer Amtszeit immer geringer werden.

    Sein angekündigter Rückzug allein freilich macht Löw nicht zur lahmen Ente. Im Gegenteil: Es ist der selbstbestimmte Schritt des alten Fuchses, der weiß, was er tut, indem er die ganze Konzentration auf die EM und nicht auf die Personalie Löw legt.

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