Da ist wieder mal zu sehen, in welch engen Grenzen mancherlei Spezialist arbeitet. Simon Perikles ist ein anerkannter Sportmediziner. Als solcher rät er, sich auch während der Corona-Krise sportlich zu betätigen. Das fördere das Immunsystem, sagte er dem Tagesspiegel. Dabei hätte er es belassen sollen. Was anschließend nämlich folgte, war Ausdruck absurder Weltfremdheit.
Corona-Folgen: Ballsportler hassen Konditionstraining
Ballsportler können ihrer Berufung gerade bekanntermaßen nicht nachgehen. Was aber rät Sportmediziner Perikles? „Ballsportler sind häufig in der Lage, ein geeignetes Konditionstraining als Alternative anzugehen.“ Joggen? Womöglich noch auf einem Laufband?
Fußballer, Handballer, Volleyballer, sogar Tennisspieler oder Eishockey-Brocken eint vor allem: die Abscheu gegenüber konditioneller Arbeit. Würden sie Wert auf formidable Ausdauerwerte legen, hätten sie sich als Kinder im Leichtathletikverein angemeldet oder würden seit Jahren die immer gleichen Kacheln im örtlichen Hallenbad zählen.
Ballsportler sind die Künstler unter den Athleten. Körperliche Arbeit ist unter ihrem Niveau. Wer viel läuft, steht einfach falsch. Es käme ja auch keiner auf die Idee, von Anselm Kiefer zu verlangen, fortan großflächige Wände mintgrün zu streichen. Brahms hätte in Quarantäne gewiss weiter komponiert und nicht auf der Blockflöte „Mein Hut, der hat drei Ecken“ immer und immer wiederholt. Bau-Ingenieure errichten keine Duplo-Türme und Wirtschaftsmathematiker berechnen nicht, wie viele Rollen Klopapier Samstagabend im Supermarkt noch vorrätig sind.
Ausdauertraining ist genau genommen asozial
Konditionstraining mag für einige Athleten sinnvoll erscheinen. Das sind dieselben, die sich in der Schule gewissenhaft auf die nächste Klausur vorbereitet haben. Ballsportler wussten schon damals, dass sich durch Improvisation alles leichter lösen lässt. Im Zweifelsfall dann halt zum zweiten Mal die neunte Klasse.
Konditionstraining ist wie Hamstern für den Körper. Es wird sich auf einen Ernstfall vorbereitet, der sowieso nicht eintritt. Genau genommen ist es sogar asozial, schließlich wird während einer Ausdauereinheit enorm viel Sauerstoff verschnauft und das in Zeiten, in denen doch alles knapp zu werden droht. Warum nicht auch die Luft?
Wer nun aber anderen das Atmen erschwert, hat in dieser Gesellschaft wirklich nichts verloren. So weit aber hat Simon Perikles natürlich nicht gedacht.
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