Mit einem 6:2, 4:6, 6:4-Erfolg gegen den Italiener Potito Starace quälte sich der "Leitwolf" eines deutschen Zweitrunden-Septetts vor 7500 Zuschauern als Erster ins Achtelfinale der Tennis-Traditionsveranstaltung in Hamburg. Als Zweiter folgte ihm am späten Abend Daniel Brands, der gegen den topgesetzten Franzosen Gilles Simon für einen Paukenschlag sorgte. Unverhofft, aber nicht unverdient setzte sich der Deggendorfer Wildcard-Spieler mit 3:6, 6:4, 6:3 durch. Gegen den Franzosen Paul-Henri Mathieu will er seine Erfolgsgeschichte weiter schreiben.
Kohlschreiber trifft in Pablo Cuevas wieder auf einen Qualifikanten. "Ich kann noch zulegen", meinte der Weltranglisten-24. "Ich kenne ihn nicht, aber er hat jetzt schon drei Siege geschafft. Das heißt, er ist gut drauf." Der Weltranglisten-107. aus Uruguay, der Björn Phau und dann den Österreicher Jürgen Melzer ausgeschaltet hatte, sagte: "Ich hätte lieber gegen Starace gespielt. Den kenne ich, von Kohlschreiber weiß ich noch nicht so viel." Endstation war in Runde zwei für den hoch eingeschätzten Spanier Tommy Robredo, der den 25-jährigen Kohlschreiber im Achtelfinale der French Open geschlagen hat.
Als letzter der zehn gestarteten deutschen Tennisprofis hatte am Nachmittag Florian Mayer den Sprung in die zweite Runde geschafft. Nach meisterlichem Start profitierte der deutsche Meister von einer Verletzung seines Kontrahenten Rainer Schüttler, der trotz verhärteter linker Wade auf die Zähne biss und sich bis zum 6:7 (3:7), 6:3, 6:3-Erfolg für Mayer quälte. Es war das erste Mal in dieser Saison für den Bayreuther auf der ATP-Tour, dass er die erste Runde überstand. Gegner des 25-Jährigen, der dank einer Wildcard dabei ist, wird der an Nummer sechs gesetzte Spanier David Ferrer sein. "Das ist natürlich eine Hausnummer. Da muss ich 100 Prozent fit sein, wenn ich eine Chance haben will."
In einer Nachtschicht hatte sich tags zuvor Andreas Beck für das Duell mit Stuttgart-Sieger Jeremy Chardy qualifiziert. Erst 40 Minuten vor der Geisterstunde verwandelte er den Matchball gegen den Spanier Oscar Hernandez - die meisten der 4500 Zuschauer am Eröffnungstag waren da schon auf dem Heimweg. In einem weiteren deutschen Vergleich treffen der Hamburger Mischa Zverev und Simon Greul aus Reutlingen aufeinander. Ein schwerer Gang steht Philipp Petzschner bevor, der es mit dem an Nummer zwei gesetzten Russen Nikolai Dawidenko zu tun bekommt.
Für Schüttler war wie im vorigen Jahr schon die erste Hürde zu hoch. Doch der Wahl-Schweizer nahm es mit Humor, obwohl der gezerrte Schenkel ordentlich schmerzte. "Heute Abend ist die Sandplatz-Saison definitiv vorbei", freute sich der 33-Jährige, der von zwölf Matches auf Asche nur zwei gewonnen hat. Jetzt geht es in die USA - und dort wird auf Hartplatz gespielt. "Endlich", meinte Schüttler grinsend.
Der auf Platz 150 der Weltrangliste durchgereichte Mayer, der ohne Lust auf Tennis 2008 sieben Monate pausiert hatte, rechtfertigte das Vertrauen von Bundestrainer Patrik Kühnen, der sich für eine Wildcard des einstigen Davis-Cup-Spielers stark gemacht hatte. "Es macht wieder richtig Spaß. Ich bin ein ganz anderer Mensch geworden", sagte Mayer, der sich über seine vielen Vorhandfehler schwarz ärgerte. "Eine Katastrophe." In der Entscheidung führte das Schicksal die Regie, als sich Schüttler bei 3:2-Führung im dritten Satz verletzte und keine Gegenwehr mehr leisten konnte.