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Fußball: Weshalb Geisterspiele viel besser sind als ihr Ruf

Fußball

Weshalb Geisterspiele viel besser sind als ihr Ruf

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    Der Tippkicker ist das Geisterspiel gewöhnt.
    Der Tippkicker ist das Geisterspiel gewöhnt. Foto: Fotostand

    Auf nichts und niemandem wird seit Wochen dermaßen rücksichtslos herumgetrampelt wie auf dem guten alten Geisterspiel. Es sei nicht anzuschauen, nicht auszuhalten. Es sei der Untergang des Fußballs und dessen Folge der des Abendlandes.

    Es ist also höchste Zeit eine Lanze für das Geisterspiel als Urform des Mannschaftsspiel zu brechen. Wessen Karriere, und hat sie sich auch noch so glänzend entwickelt, seinen Beginn in proppenvollen Arena genommen hat, der Spiele den ersten Steilpass.

    Spiele vor 37 Zuschauern sind die gehobene Form des Geisterspiels

    Tatsächlich haben die Talente in den meisten Ländern der Welt noch immer durch staubige Hinterhöfe gekickt oder an Leintuchbehangenen Wäschestangen vorbei – woher möglicherweise der Begriff Geisterspiel kommt, war aber nicht belegt ist – ohne dass, irgendjemand von ihnen Notiz genommen hätte. Und wenn doch: Hat sich keiner der vereinzelten Opas die auf ihren Sofakissen am Fensterbrett hingen über die Geisterkulisse beschwert.

    Und später, wenn es der Hinterhofkicker zum bescheidenen Amateurfußballer gebracht hat, und in verschneiten Allgäuer Dörfern vor 37 Zuschauern antrat, war das bereits die gehobene Form des Geisterspiels. Auf der Gegengerade grüßte das kalte Nichts. Der Schiedsrichter, der sich dort aufhielt, entschied frei von Anfeindungen. Fußball ohne Schnickschnack aber mit größtmöglicher Nähe. Meistens gewann der Bessere. Wer das Geisterspiel für den entfernten Verwandten des Geisterfahrers hält, ist auf dem Holzweg. Das Geisterspiel ist die Mutter des Fußballs.

    Eines der größten Spiele aller Zeiten war ebenfalls ein Geisterspiel

    Noch später, wenn der Amateurkicker Sportjournalist wurde und sich berufsmäßig viel auf Fußball-Plätzen herumtrieb, zog es ihn immer wieder zu Geisterspielen. Daran änderten auch 20 Jahre Bundesliga und hunderte von Länderspielen nichts. Das größte Spiel, das er erlebt hat, war eher Geisterspiel als Massenspektakel. Es fand am 9. Oktober 1990 auf dem Nebenfeld des Münchner Olympiastadions statt.

    Ein paar hundert Zuschauer standen an den Seitenlinien als die beiden A-Jugendteams des FC Bayern und des FC Augsburg aufeinander trafen, trainiert von Hermann Gerland (FCB) und Heiner Schumann (FCA), auf dem Platz angeführt von Christian Nerlinger und Dieter Frey. Die Gästeführung durch Thomas Tuchel, inzwischen Trainer von Paris St. Germain, die Entscheidung durch zwei Treffer von Nerlinger. 90 Minuten atemberaubender Tempofußball. „So ein Tempo hab ich noch nie gesehen“, staunte Uli Hoeneß, einer Zuschauer. „Ein unglaubliches Spiel“ war Tschik Caijkovski fasziniert. Unterschätze keiner den Geist von Geisterspielen.

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