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Fußball: Was ist passiert?

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Was ist passiert?

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    „Ihr immer mit eurem Scheiß-Handschlag. Da ärgert man sich übers Spiel und über sich selbst und denkt nicht an einen Handschlag. Wir sind doch nicht im Mädchen-Pensionat.“Uli Hoeneß auf Fragen über die Szene, in der Franck Ribéry nach seiner Auswechslung grußlos an Trainer Heynckes vorbeiging
    „Ihr immer mit eurem Scheiß-Handschlag. Da ärgert man sich übers Spiel und über sich selbst und denkt nicht an einen Handschlag. Wir sind doch nicht im Mädchen-Pensionat.“Uli Hoeneß auf Fragen über die Szene, in der Franck Ribéry nach seiner Auswechslung grußlos an Trainer Heynckes vorbeiging

    Basel Es gehört zu den kuriosen Reflexen eines Klubs wie dem FC Bayern, in Zeiten der Not den Zusammenhalt zu beschwören. Das führten die Münchner bei ihrem Bankett in einem noblen Hotel in

    Jetzt den Trainer rauszuwerfen, wäre der Kundschaft kaum zu vermitteln und obendrein das Eingeständnis, bei der Aufarbeitung der Ära Louis van Gaal selbst gescheitert zu sein. Jupp Heynckes wird also bleiben, trotz der Ratlosigkeit, die der 66-Jährige an diesem Abend in Basel ausstrahlte.

    Oder sollte es tatsächlich Gelassenheit aus Überzeugung gewesen sein? „Wir sind selbstbewusst genug, daran zu glauben, es im Rückspiel noch richten zu können“, sagte Heynckes zur misslichen Lage in der „Königsklasse“. Es klang wie das Pfeifen im dunklen Keller.

    Er wird bleiben, trotz des 0:1 im Achtelfinalhinspiel beim FC Basel, trotz der Talfahrt in der Bundesliga, die nach der Winterpause scheinbar unvermittelt einsetzte und im Verlust der Tabellenführung gipfelte.

    Sonntag steht gegen Schalke 04 die nächste Prüfung an. Bis zum Rückspiel am 13. März lebt man in München nun die Angst aus, am 19. Mai nicht im Finale der Champions League zu stehen, das im eigenen Stadion stattfindet. Bis dahin gilt es, die erste Niederlage gegen einen Schweizer Klub seit 24 Jahren auszuhalten.

    „Man macht sich Gedanken: Was ist zwischen Weihnachten und heute passiert?“, fragte Vorstand KarlHeinz Rummenigge, der als verbindliche Anweisung die Botschaft ausgab: „Es hat jetzt keinen Sinn, großen Zirkus zu machen.“

    Es waren Momente, als sich die Bayern schweren Herzens ihre Krise eingestanden und die Schönredner betreten schwiegen. Ja, auch die hatte es in Basel gegeben. Manager Christian Nerlinger zum Beispiel konnte keinen Mangel erkennen, was die Einstellung betraf.

    Und Uli Hoeneß, der Präsident, war vor die Medien geeilt, um kundzutun, es sei nichts verloren: „Das habe ich auch der Mannschaft gesagt.“ Rummenigge setzte dem in einem Appell an die geschlagene Mannschaft klare Worte entgegen: „Ihr müsst wach werden! Es hat keinen Sinn, auf den Platz zu gehen und zu glauben, die Dinge werden sich von selbst regulieren. Ihr müsst die alte Sepp-Herberger-Weisheit ,Einer für alle, alle für einen‘ wieder aus dem Hut zaubern.“

    Mario Gomez wollte die Besänftigungstour von Anfang an nicht mitmachen. Mit jedem Wort geriet die Schönredner-Fraktion ins Wanken. „Wenn wir jetzt keine Krise haben?“, fragte er gereizt. Die Lage sei „ernst“, jeder Spieler schleppe einen Rucksack mit sich herum, „vielleicht nicht kiloschwer, aber einen Rucksack“.

    In der Kabine sei es laut geworden wird später berichtet. Mancher will angesichts gegenseitiger Beschuldigungen der Spieler von lautem Gebrüll erfahren haben. Am Spielfeldrand stand Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld und sah die Mannschaft „zurzeit ein bisschen auseinanderfallen“.

    Ohne zu einem von Leichtigkeit inspirierten Spielzug fähig zu sein, schob man sich vor dem Basler Strafraum die Bälle zu und hoffte gegen den taktisch disziplinierten Schweizer Meister auf einen Geniestreich der Künstler Robben und Ribéry. Bei jedem schnellen Basler Konter reagierte die Abwehr kopflos, so wie bei Valentin Stockers Gegentor (86.). Es sei „bedenklich“, was da passiere, analysierte Franz Beckenbauer.

    „Bayern steht gewaltig unter Druck, sie reden alle vom Finale“, meinte der ehemalige Stuttgarter und heutige Basel-Kapitän Marco Streller. Dessen Trainer, der Deutsche Heiko Vogel, ließ die Bemerkung fallen: „Wir haben in dieser Champions-League-Kampagne gezeigt, dass wir auch auswärts wissen, wo das Tor steht.“

    Bleibt die Reaktion von Franck Ribéry aufzuarbeiten, der in der 71. Minute ausgewechselt wurde. Der Franzose marschierte angesäuert an Coach Heynckes vorbei. Kein Handschlag, kein Blick, kein Wort. „Da scheint einiges nicht zu stimmen“, vermutete Hitzfeld, was Hoeneß als Unsinn abtat. „Ihr immer mit eurem Scheiß-Handschlag“, polterte er. „Da ärgert man sich übers Spiel und über sich selbst und denkt nicht an einen Handschlag. Wir sind doch nicht im Mädchen-Pensionat.“

    Eben, sondern beim FC Bayern, der riskiert, im Rennen um den Final-Einzug gefährlich früh auszuscheiden. „Jetzt ist ein wichtiger Moment in der Saison des FC Bayern gekommen“, mahnte Rummenigge und wies den Weg aus der Krise: „Wir müssen gemeinsam und hart arbeiten, um aus dieser Scheiße, die wir uns in den letzten Wochen eingebrockt haben, rauszukommen.“

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