Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Fußball: WM-Trainingslager: Nationalmannschaft sucht den Geist von Eppan

Fußball

WM-Trainingslager: Nationalmannschaft sucht den Geist von Eppan

    • |
    Bei der Ankunft des DFB-Mannschaftsbusses in Eppan stand das Hotelpersonal Spalier.
    Bei der Ankunft des DFB-Mannschaftsbusses in Eppan stand das Hotelpersonal Spalier. Foto: Markus Gilliar, GES-Sportfoto, DFB / dpa

    Früher waren Trainingslager gefürchtet. Eingezäunte Fußball-Kasernen, mit Doppelbettzimmern, für die der Cheftrainer den Belegungsplan schrieb. Nächtens flüchteten die vom Lagerkoller und Hormonstau getriebenen Kicker hinaus ins Leben. Heute haut keiner mehr ab. Es gibt Playstations, einen Golfplatz vor der Tür, Auslauf und Einzelzimmer. Damals wie heute aber gilt: Der Erfolg einer Fußball-Expedition hängt wesentlich davon ab, welcher Geist in ihr lebt. Jürgen Klinsmann hat ihn 1996 in England einfach Teamspirit genannt. Eine Art zwölfter Mann, der eine durchschnittliche DFB-Auswahl zum EM-Triumph geführt hat.

    Der Geist des Erfolges erblickt manchmal erst am Spielort das Leben, wie jener von Spiez, ohne den Deutschland 1954 nicht Weltmeister geworden wäre. Andere Geister sind Frühgeburten, die in muffigen Sportschulen zur Welt kommen, wie 1974 in Malente. Draußen patrouillierte die GSG 9, um einen Besuch von RAF-Abgesandten zu verhindern, drinnen erlebten Beckenbauer & Co. ihre eigene bleierne Zeit. Deutlich freizügiger war die Lage 1982 am Schluchsee. Die Fachwelt taufte den Spirit, der dort entstand, später den Geist vom Schlucksee wegen der feucht-fröhlichen Zockerrunden. Die lustige Kartlertruppe erreichte später in Spanien das Finale, was zeigt, dass viele Wege zum Erfolg führen.

    Sandro Wagner auf den Begrüßungsplakaten

    Einer der vielversprechendsten aus deutscher Fußballsicht führt nach Südtirol. 1990 ging es von dort aus nach Rom zum WM-Triumph. Vor acht Jahren entdeckten die Deutschen Eppan. Mit dem Spirit der Großgemeinde haben sie in Südafrika Bronze gewonnen. Danach formte Joachim Löw in Südtirol den Weltmeister von Brasilien. Wenn es also mit der Titelverteidigung etwas werden soll, dann nur über diesen himmlischen Landstrich – den gelegentlich aber auch böse Geister heimsuchen.

    Als Erstes traf Jogi Löw nämlich auf Sandro Wagner. Nicht persönlich zwar, aber auf Begrüßungsplakaten. Wagner wäre gerne selbst nach Eppan gekommen. Aber der Bundestrainer hat ihn nicht eingeladen, und überhaupt sucht der Bayern-Stürmer noch immer die Silbermedaille, die ihm in der Pokalnacht abhanden gekommen ist. Alles, damit in Eppan ein guter Geist entsteht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden