Mesut Özil hat versagt, Oliver Bierhoff ebenso und jetzt auch noch DFB-Präsident Reinhard Grindel. Der forderte nun – zwei Monate nachdem Özil zusammen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan posierte – der Problemspieler möge doch Stellung beziehen. Es ist der vorerst letzte Akt eines erschreckend miserablen Krisenmanagements. Selbstverständlich hätte es einer Erklärung Özils bedurft, warum er dem Autokraten Wahlkampfhilfe leistete. Aber eben schon vor zwei Monaten. Nun wirkt die Forderung danach nur noch wie die hilflose Suche nach einem Schuldigen für das frühe Scheitern bei der Weltmeisterschaft.
Bierhoff meinte: Jetzt muss mal gut sein. War es aber nicht
Özil hat seinen Teil dazu beigetragen. Er verursachte zusammen mit Ilkay Gündogan unnötige Unruhe vor und während des Turniers. Außerdem wollte ihm der Ball nicht so fein vom Fuß gleiten, wie es das Spiel seiner Mannschaft benötigt hätte. Sollten Oliver Bierhoff und Reinhard Grindel im Verhalten Özils tatsächlich den Hauptgrund für das deutsche Scheitern sehen, wäre es auch das Eingeständnis eines eigenen Fehlers. Vor der WM nämlich versuchte der DFB durch dürftigste Verlautbarungen das Thema einzufangen. Es müsse jetzt auch mal gut sein, sagte Bierhoff. Es war nicht gut.
Wäre der DFB so prinzipientreu, wäre Özil gar nicht zur WM mitgefahren
Grindel verlangt von Bundestrainer Joachim Löw eine tiefgehende Analyse für das Versagen der Mannschaft. Das ist das gute Recht des Präsidenten. Nun aber selbst einen Nationalspieler unter Druck zu setzen, ist schwach. Wäre der DFB so prinzipientreu, wie er sich gibt, hätte bereits vor der WM eine Erklärung Özils Voraussetzung für seine Teilnahme sein müssen. Es ging dem Verband aber nicht um Prinzipien. Und das tut es nun auch nicht. Es zählt einzig, sich selbst aus der Kritik zu nehmen. Die Führungsebene saß schon vor der WM dem Irrglauben auf, die Fans durch windige Manöver beeinflussen zu können. Sie lag damals falsch und sie liegt nun schon wieder falsch. Aus seinen Fehlern nicht zu lernen, endet meist schmerzhaft.