Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Thomas Müller an einem Tag sehen – was es sonst nur an der Spielekonsole gibt, könnte der Spielplan der Fußball-Weltmeisterschaft ermöglichen. Wenn ab dem 14. Juni die Augen aller Fußball-Fans auf Russland gerichtet sind, spielen sich einige Spieler noch mehr ins Rampenlicht als andere. Manche sind schon vor dem Turnier sogenannte Stars und prägen die WM, andere formt die Endrunde erst zu Topspielern.
Empfehlen für den Goldenen Ball als bester Spieler oder den Goldenen Schuh als erfolgreichster Torjäger kann sich nur einer, dessen Team nicht schon in der Vorrunde rausfliegt. Als wahrer Protagonist eines Endrundenturniers darf sich ein Fußballer fühlen, der seine Mannschaft zum Titel führt – so wie Franz Beckenbauer Deutschland 1974, Zinédine Zidane Frankreich 1998, Ronaldo Brasilien 2002 oder Andrés Iniesta Spanien 2010.
Dass bei der WM ein Nobody wie 1990 Kameruns Roger Milla mit 38 Jahren einen Außenseiter ins Viertelfinale schießt und seine Jubeltänzchen an der Eckfahne zelebriert, ist im heutigen medial durchleuchteten Hochgeschwindigkeitsfußball unvorstellbar. So kommen die Kandidaten für eine WM-Hauptrolle aus den europäischen Top-Ligen. Wir stellen mögliche Kandidaten vor, die diese WM prägen können.
Thomas Müller will sich wieder in die Galerie der ganz Großen einreihen. Der 28-Jährige glänzte bei seiner ersten WM 2010 als Torschützenkönig, traf 2014 ebenfalls fünfmal und könnte nun den erfolgreichsten Goalgetter der WM-Historie aus dem eigenen Betreuerteam übertrumpfen: Miroslav Klose führt die Rekordliste mit 16 Toren an. Bereits nach dem Triumph 2014 in Brasilien hatte Müller launig angekündigt: „Aufgepasst, Miro: Ich bleibe dir auf den Fersen – sonst wäre ich in der Nationalmannschaft am falschen Platz. Altersmäßig hast du ja noch ein paar Jahre Vorsprung.“
Lionel Messi mangelt es nicht an persönlichen Auszeichnungen, doch nur der WM-Titel bei seiner vierten Teilnahme mit Argentinien würde den dann 31 Jahre alten fünffachen Weltfußballer auf die allerhöchste Stufe stellen und die Finalniederlage von 2014 gegen Deutschland vergessen lassen.
Cristiano Ronaldo, Messis Dauerrivale hat dieses Kunststück bereits geschafft, schließlich läuft der mehrfache Weltfußballer in Russland als Europameister auf. Ob ihm und seinen Portugiesen nun auch der ganz große Wurf gelingt, scheint jedoch unwahrscheinlich. Das Team zählt nicht zu den Topfavoriten.
Mohamed Salah, 25, bringt alles mit, um der Superstar des Turniers zu werden. Er ist Spieler des Jahres und Rekordtorschütze (32 Treffer in 38 Spielen) in der englischen Premier League. Seine Verletzung im Champions-League-Finale gegen Real Madrid hat nicht nur den FC Liverpool schockiert. Auch Ägypten bangt seitdem um die Schulter des Ausnahmekönners. Wird er rechtzeitig zur WM fit? Tendenz ja. Ob er bei Außenseiter Ägypten jedoch ähnlich gute Vorlagengeber vorfindet wie beim FC Liverpool, ist zu bezweifeln.
Robert Lewandowski ist derzeit einer der besten Mittelstürmer der Welt. Polen ist von seinem Stürmerstar abhängig: Seit der EM 2016 hat die Mannschaft in allen fünf Partien, in denen der Bundesliga-Torschützenkönig kein Tor erzielte, auch nicht gewonnen. Für den Bayern-Profi wird es wahrscheinlich schwer bei der WM ohne Weltstars wie in München neben sich. Für das ein oder andere Tor reicht seine individuelle Klasse aber allemal.
James Rodríguez weiß, wie WM geht. Vor vier Jahren ging bei dem Turnier in Brasilien sein Stern auf. Mit sechs Toren wurde der Mittelfeldspieler des FC Bayern München Torschützenkönig und machte sämtliche europäische Topklubs auf sich aufmerksam. Zuletzt zeigte der Kolumbianer im Bayern-Dress starke Leistungen und brachte sich schon einmal in WM-Form.
Harry Kane steht stellvertretend für die wiedererstarkten Engländer. 30 Treffer hat er in der abgelaufenen Saison für Tottenham Hotspur erzielt. Auch im National-Team trifft er regelmäßig. Und: Kane kann Elfmeter verwandeln.
Isco nennen viele Experten, wenn es um den möglichen Star des Turniers geht. Ohnehin gehört Spanien nach einem Umbruch wieder zu den Mitfavoriten. Bei Real Madrid agiert er oft im Schatten des großen Ronaldo, in der spanischen Nationalmannschaft dürfte ihm ein Stammplatz sicher sein.
Antoine Griezmann ist nicht nur in Deutschland ein gefürchteter Name. Vor zwei Jahren schoss er quasi im Alleingang Jogis Jungs im EM-Halbfinale durch einen Doppelpack aus dem Turnier. In dieser Saison führte er Atlético Madrid zum Europa-League-Sieg. Mit seinen Toren kann es für Frankreich sehr weit gehen.
Neymars vergangene WM endete dramatisch: Erst schulterte er die gesamte Erwartungshaltung der Brasilianer und führte die Seleção ins Viertelfinale. Dort brach er sich im Duell mit Kolumbien einen Lendenwirbel. Brasilien kam weiter, verlor aber seinen Superstar. Der Verlauf des Halbfinals ist hinlänglich bekannt. Neymar kann eine starke WM spielen, wenn er in Form kommt.
Dieser Artikel ist Teil unserer WM-Beilage, die am 12. Juni unserer Zeitung kostenlos unserer Zeitung beiliegt.
Hier finden Sie den kompletten Spielplan zur WM, den Sie über diesen Link auch im PDF-Format zum Ausdrucken finden: Spielplan zum Herunterladen und Ausdrucken.