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Fußball-WM 2018: Kabarettist Alfons über DFB-Präsident: "Grindels Verhalten ist schlimm"

Fußball-WM 2018

Kabarettist Alfons über DFB-Präsident: "Grindels Verhalten ist schlimm"

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    Der französische Kabarettist Emmanuel Peterfalvi lebt seit über 25 Jahren in Deutschland. Im Finale glaubt er an Frankreich.
    Der französische Kabarettist Emmanuel Peterfalvi lebt seit über 25 Jahren in Deutschland. Im Finale glaubt er an Frankreich. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Frankreich im WM-Finale – ich gratuliere, Monsieur Peterfalvi!

    Emmanuel Peterfalvi: Oh, vielen Dank. Aber ich habe wenig dafür getan – eigentlich gar nichts. Ehrlich gesagt sind Fußball-Weltmeisterschaften normalerweise nicht so mein Ding. Diesmal sollte das eigentlich anders sein. Sie müssen wissen, dass ich seit November auch einen deutschen Pass habe. Da dachte ich mir: Toll, diesmal trittst du als amtierender Weltmeister an. Ich habe mir sogar extra ein Deutschland-Trikot besorgt. Ich war dann froh, dass es in euren Geschäften das 14-tägige Rückgaberecht gibt.

    Dann sind Sie dafür verantwortlich, dass die DFB-Elf so kläglich ausgeschieden ist – Sie haben der deutschen Mannschaft Pech gebracht.

    Peterfalvi: Ihr habt doch schon Özil als Sündenbock gefunden. Ein Foto mit einem Diktator und schon scheidet eure Mannschaft aus – das sind nicht mehr die Deutschen von früher. Ganz schlimm ist das Verhalten von diesem Mann an der Spitze des deutschen Fußballverbandes, dessen Namen niemand kennt...

    DFB-Boss Reinhard Grindel fordert von Mesut Özil eine Stellungnahme.
    DFB-Boss Reinhard Grindel fordert von Mesut Özil eine Stellungnahme. Foto: Andreas Arnold (dpa)

    Reinhard Grindel...

    Peterfalvi: ...genau der. Und dazu Bierhoff – von ganz groß auf ganz klein. Alle haben wir schon mal Stammtischparolen gemacht – aber mit ein paar Bier im Bauch. Bierhoff und dieser Grindel sind mit daran schuld, dass das Ganze zunehmend eine rassistische Note bekommt. Das passt gut in die Zeit – alle spielen verrückt. Dabei gibt es eine einfache Erklärung für das Ausscheiden der deutschen Mannschaft: Sie hat schlecht gespielt.

    Hat Deutschland das Verlieren verlernt? Gehen die Franzosen anders mit Niederlagen um?

    Peterfalvi: Wenn wir verlieren, dann sind wir zutiefst traurig – aber nur zehn Minuten lang. Die Franzosen lieben sogar Verlierer. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Raymond Poulidor ist der Radrennfahrer, der in Frankreich am meisten verehrt wird – dabei hat er kein einziges Mal die Tour de France gewonnen. Er ist immer Zweiter oder Dritter geworden und ist trotzdem populärer als der fünffache Tour-Sieger Jacques Anquetil. Es gibt nur einen Tour de France-Sieger, der richtig verehrt wird, jener von 1904.

    Warum gerade der?

    Peterfalvi: Weil herausgekommen ist, dass er Teile der Etappen mit dem Zug gefahren ist... Die Deutschen stehen auf Gewinner, auf Effizienz und Qualität, die Franzosen auf verletzte Typen – wie Gérard Depardieu, der besoffen ins Flugzeug pisst und nach Russland abhaut. Was viele Deutsche nicht wissen: Die Franzosen sind Individualisten. Jeder kämpft für sich. Aber jetzt gerade herrscht wirklich eine tolle Stimmung im ganzen Land, was man sonst nicht so kennt. Alle stehen zusammen – so wie bei der Weltmeisterschaft 1998. Oder wie nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo. Anscheinend brauchen wir Idioten, um solidarisch zu werden – entweder Terroristen oder Fifa-Funktionäre. Als Frankreich 1998 Weltmeister wurde, war das auch das erste Mal, dass die Leute es richtig super fanden, zu gewinnen.

    "Die WM 2010 war ein echter Marketing-Coup der französischen Nationalmannschaft"

    Der heutige Trainer Didier Deschamps war einer der Helden von damals. Und unter ihm als Trainer hat die französische Mannschaft nach dem Tiefpunkt bei der WM 2010 wieder an Ansehen gewonnen. Wir erinnern uns noch an die Meuterei im Teamquartier in Südafrika.

    Peterfalvi: Die WM 2010 – das war schon ein echter Marketing-Coup der französischen Mannschaft. Sie hat in Südafrika all das gezeigt, wofür Frankreich steht und bekannt ist: Protest, Revolution und Streik – wirklich super. Didier Deschamps ist als Teil und Kopf des Weltmeisterteams von 1998 eine lebende Legende. Und wenn er jetzt als Trainer den Weltmeistertitel holt, dann wird er wohl Macron ablösen und nächster Président.

    Frankreichs Chefcoach Didier Deschamps feiert mit seinem Trainerteam den Einzug ins WM-Finale.
    Frankreichs Chefcoach Didier Deschamps feiert mit seinem Trainerteam den Einzug ins WM-Finale. Foto: Liu Dawei/xinhua (dpa)

    Deschamps und Macron statt Löw und Merkel – viele Deutsche blicken derzeit voller Neid auf die französischen Führungskräfte in Fußball und Politik.

    Peterfalvi: Also, den Macron könnt Ihr gerne haben. Die Franzosen wären froh, wenn der weg wäre. Er gibt Milliarden für die reichen Leute aus und sagt dann, tut mir leid, wir können doch nicht an die Armen noch mehr Geld verteilen. Ich habe mir das Halbfinale gegen Belgien in einer Bar in Südfrankreich angeschaut. Immer wenn Macron im Bild war, haben ihn die Leute in der Bar ausgebuht. Der Bildregisseur hat das offensichtlich geahnt. Macron ist nicht so oft gezeigt worden.

    Vielleicht ändert sich das, wenn Frankreich am Sonntag den WM-Titel gewinnen sollte. Wie sehen Sie die Chancen Frankreichs gegen Kroatien?

    Peterfalvi: Sehr, sehr gut. Eine WM in einem so korrupten Land wie Russland – da sind die Franzosen in ihrem Element, das tut ihnen gut. Und wenn es diesmal doch nicht klappen sollte, dann auf jeden Fall 2022 in Katar. Dort gibt es noch mehr Korruption. Interview:

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