Die Infektionen kommen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Am Mittwoch sollen die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten nach dem Willen der Fußball-Bundesliga den Weg für die Wiederaufnahme des Spielbetriebes frei machen – dort aber meldet ausgerechnet jetzt mit dem 1. FC Köln ein Verein drei Corona-Fälle. Nachdem zwei Spieler und ein Betreuer positiv getestet wurden, nährt das die Zweifel am Geisterspiele-Plan nun aufs Neue.
Tim Meyer, der Leiter eines Krisenstabes der Deutschen Fußball Liga, räumt eine gewisse Anfälligkeit ihres Hygienekonzepts ein: „Wenn es zu viele positive Fälle gibt, kann dieses System sicherlich ins Wanken geraten.“ Daher sei „extreme Disziplin“ aller Beteiligten auch abseits des Spielfeldes wichtig. Da fast 2000 Personen in der Bundesliga getestet worden seien, habe man „einige positive Fälle erwartet“, betont Meyer: „Ich möchte nicht ausschließen, dass es weitere gibt.“
Trotz positiver Corona-Tests: Innenminister Horst Seehofer unterstützt Neustart im Mai
Die Bundesligisten hatten in der Hoffnung, die Genehmigung für den Liga-Start noch im Mai zu bekommen, mit Corona-Tests aller Spieler und Betreuer begonnen. Innenminister Horst Seehofer zeigt sich offen für einen Wiederbeginn, fordert aber strenge Auflagen. „Ich unterstütze einen Neustart im Mai“, betont Seehofer, der zugleich Sportminister ist, gegenüber der Bild am Sonntag. „Für mich ist aber auch klar, dass es keine Privilegien für die Fußball-Bundesliga geben kann.“
Grundbedingung sei, dass es durch ein höheres Testaufkommen im Sport an keiner Stelle zu Engpässen im öffentlichen Gesundheitswesen komme. Sollte es einen Corona-Fall in einem Team geben, müssten der Klub und gegebenenfalls auch die Mannschaft, gegen die man zuletzt gespielt hat, zwei Wochen lang in Quarantäne. In Köln dagegen wurde nur das mit Corona infizierte Trio in Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt. Der Rest des Teams trainiert in Kleingruppen weiter.
FDP-Sprecherin bsteht auf regelmäßige Corona-Tests bei Bundesliga-Fußballern
Die sportpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Britta Dassler, argumentiert wie Seehofer. „Es ist klar, dass der Gesundheitsschutz auch beim Fußball immer erste Priorität haben muss“, betont sie gegenüber unserer Redaktion. „Deswegen ist es wichtig, dass die Spieler regelmäßig getestet werden und sich positive Fälle sofort in Quarantäne begeben.“
Mit einem durchdachten Schutzkonzept, wie es die Liga vorgelegt habe, sei eine Wiederaufnahme des Spielbetriebes aber möglich. „Dass es bisher nur drei positive Corona-Tests gibt, ist ein Zeichen, dass das Hygienekonzept wirkt.“
Ex-Ethikrat-Chef lehnt Neustart der Fußball-Bundesliga strikt ab
Der frühere Reck-Weltmeister Eberhard Gienger, der Sportexperte der Unionsfraktion, ist etwas skeptischer: Grundsätzlich halte er es für sinnvoll, die Saison ohne Zuschauer zu Ende zu spielen, sagt er. Allerdings könnten Infektionen wie jetzt in Köln Quarantäne für die ganze Mannschaft bedeuten und für Wettbewerbsverzerrungen sorgen.
„Zweitens besteht die Gefahr, dass sich Ultras oder andere Fangruppen außerhalb des Stadions treffen, um die Übertragungen der Geisterspiele zu verfolgen.“ So würden Kontaktverbote und Sicherheitsabstände konterkariert.
Der langjährige Vorsitzende des Ethikrats, Peter Dabrock, lehnt eine Wiederaufnahme des Spielbetriebes strikt ab. „Ich halte diese Idee medizinisch und epidemiologisch für unverantwortlich – mit Blick auf die Teams, aber auch mit Blick auf die abertausenden zu erwartenden Fantreffen, lauter Mini-Ischgls.“
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