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Fußball: Sonne und Meer fürs Gemüt

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Sonne und Meer fürs Gemüt

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    Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist mit dem Start in die WM zufrieden. Dennoch erwartet sie von ihrer Mannschaft im abschließenden Gruppenspiel gegen Südafrika eine Steigerung.
    Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist mit dem Start in die WM zufrieden. Dennoch erwartet sie von ihrer Mannschaft im abschließenden Gruppenspiel gegen Südafrika eine Steigerung. Foto: dpa

    Von Montpellier ist nur das Beste zu hören: Eine lebhafte Universitätsstadt am Mittelmeer, nicht weit von den Badeorten Palavas-les-Flots und La Grande-Motte entfernt. Junges Publikum, das sich gerne vom mediterranen Klima verwöhnen lasst. Vielleicht braucht die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei dieser WM jetzt eine solche Luftveränderung. Raus aus dem verregneten Norden, rein in den sonnigen Süden. Am Donnerstag ging es für den DFB-Tross im Charterflieger von Lille nach

    Auch beim zweiten 1:0, diesmal gegen Spanien, übertünchte das Resultat die spielerischen Mängel. „Bei mir überwiegt der Stolz: Die Mannschaft musste an ihre Grenzen gehen, und ist an ihre Grenzen gegangen“, betonte Martina Voss-Tecklenburg, deren im Stade du Hainaut von Valenciennes patschnass geregneten Haare fast ein bisschen an Joachim Löw erinnerten, als der im brasilianischen Recife bei der WM 2014 mal komplett durchgeregnet gegen die USA (1:0) einen ähnlichen Charaktertest coachte.

    Was der Bundestrainer kann, kann die Bundestrainerin schon lange; warum haben die beiden wegen der Dreierkette telefoniert oder beim Amateurkongress in Kassel gemeinsam über viele Schnittmengen geplaudert? Dann dürfen auch die Frauen jenes Stilmittel verwenden, das die Männer bei Weltmeisterschaften oft genug zum deutschen Markenkern erhoben.

    „Wenn wir jedes Spiel 1:0 gewinnen, werden wir Weltmeister. Das würde ich sofort unterschreiben“, sagte Melanie Leupolz. Die Mittelfeldspielerin wusste natürlich, dass diese Rechnung kaum aufgehen wird, weshalb sie noch anfügte: „Wir sind nicht hundertprozentig zufrieden. Natürlich haben wir einen höheren Anspruch.“ Ihre Trainerin ist fast gezwungen, das Glas als halb voll statt halb leer anzusehen. „Wir haben schon mal einen sehr komplizierten Einstieg in die WM gelöst. Die sechs Punkte nimmt uns keiner mehr weg.“

    Ihre These: Ohne den Druck, der trotz der kürzlich eingetroffenen Teampsychologin Birgit Prinz die Köpfe nicht nur ein bisschen belastet hat, spielt es sich gegen Südafrika vielleicht befreiter auf. „Wir brauchen gar nicht so nervös zu sein. Es ist jetzt zweimal gut gegangen – nun muss der nächste Schritt kommen.“

    In der Startelf gegen die Spanierinnen hatten nur Lena Goeßling, 33, Alexandra Popp, 28, Almuth Schult, 28, und Siegtorschützin Sara Däbritz, 24, schon mal eine WM gespielt. Dass der Findungsprozess von zahlreichen Umstellungen – auch erzwungen durch den Ausfall von Dzsenifer Marozsan – erschwert wird, ist offensichtlich. Die Idealformation findet sich später. Irgendwie. Irgendwann. Daher wäre es ja so wichtig, dass ein noch etwas unrund laufendes Ensemble nicht schon im Achtelfinale auf den Rekordweltmeister USA trifft.

    Als Gruppenerster wäre ein Gruppendritter als Gegner im Wintersportort Grenoble garantiert. Und danach könnte sich jener Lauf entwickeln, der erst einmal zur Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 führen soll. Um den Steigerungsbedarf wissen gerade die prägenden Protagonisten. „Wir waren anfangs zu weit weg, unsere Abstände haben nicht gepasst – das muss besser werden“, verlangte Popp, bei der sich Voss-Tecklenburg als Erste nach Spielschluss für die „Energieleistung“ bedankte.

    Sie kennt aus ihrer prägenden Zeit als Schweizer Nationaltrainern die Mechanismen eines langen Turniers; die Frauen-WM 2015 in Kanada bildet eine unverzichtbare Erfahrung in ihrer Karriere. Von den späteren Finalisten, USA und Japan, drückte damals niemand in der Vorrunde das Gaspedal durch. Im Grunde streuten die Endspielteilnehmerinnen anfangs sogar Nebelkerzen, um sich das Beste zum Schluss aufzuheben.

    Durchhaltevermögen ist also in Frankreich genauso gefordert wie Pragmatismus. Und die deutschen Fußballerinnen haben mehr als eine Prise davon bereits offenbart. Vielleicht kommt in Montpellier mal das Schöne zum Vorschein.

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