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Fußball: Kunstrasenplätze: Im Winter brummt das Geschäft

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Kunstrasenplätze: Im Winter brummt das Geschäft

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    Rund um die Uhr sind an den Wochenenden die Kunstrasenplätze in der Region von Mannschaften belegt. Zu schaffen macht den vermietenden Vereinen dabei die Platzpflege. Bei Schneefall muss die Fläche schnellstmöglich geräumt werden.
    Rund um die Uhr sind an den Wochenenden die Kunstrasenplätze in der Region von Mannschaften belegt. Zu schaffen macht den vermietenden Vereinen dabei die Platzpflege. Bei Schneefall muss die Fläche schnellstmöglich geräumt werden. Foto: Peter Appel

    Region Klaus Assum wünscht sich beim Blick aus dem Fenster vor allem eines: keinen Schnee. Eben der bereitet dem Fußball-Abteilungsleiter des TSV Gersthofen dieser Tage jede Menge Arbeit, beschäftigt ihn beinahe Tag und Nacht. Am Spielfeldrand des Kunstrasenplatzes in der Gersthofer Sportarena türmt sich die weiße Masse. Assum, der mit Blick auf die Anlage wohnt, schiebt regelmäßig weitere Haufen hinzu mit seinem kleinen Bulldog. Teils unterstützt ihn der Bauhof der Gemeinde dabei. "Das Problem ist: Wohin mit dem Schnee?", sagt Assum.

    200 Euro kostet ein Spiel auf Platikgras

    Der Rasen muss geräumt sein, nur dann brummt das Geschäft. Täglich tummeln sich derzeit Fußballteams auf dem Gersthofer Plastikgrün, Assum sorgt dafür, dass sie das schneefrei können. Um den Platz frei zu bekommen, benötigt er rund eine Stunde.

    Die Arbeit lohnt sich. 200 Euro verlangt der TSV Gersthofen für ein Spiel auf Plastikgras, die Nachfrage ist im Winter enorm. "Am Wochenende sind wir total ausgebucht", sagt Assum. Vereine und Spieler haben das wöchentliche Stapfen auf dem heimischen schneebedeckten Rasen satt, wollen stattdessen richtig kicken. Gast in Gersthofen ist unter anderem auch Bezirksligist TSV Wertingen. Und dafür müssen Vereine wie der TSV Wertingen auch bezahlen.

    Weil das so ist, überlegt in der Region gar mancher Klub, ob er nicht selbst in einen Kunstrasen investieren soll, den sie dann über Gebühren refinanzieren. Motto: Wer kauft, muss nicht mieten. Nicht nur im Winter hat der Platz seine Vorteile, auch im Frühjahr und Herbst, wenn matschiges Wetter Rasenplätze unbespielbar macht, ist er eine unschlagbare Alternative - für Training und Spiel. Neusäß, Firnhaberau, Gersthofen oder Batzenhofen. Gerade in und um Augsburg vermehren sich die Plätze.

    Gersthofer Kunstrasenplatz kostete 600.000 Euro

    Zwischen 300 000 und 500 000 Euro darf man für einen Kunstrasen der neuen Generation (siehe Info) einplanen. Hinzu kommen Anschaffungskosten für Flutlicht und Umzäunung. In Gersthofen teilten sich Verein und Stadt die Kosten von rund 600 000 Euro.

    Ein richtiges Geschäft ließe sich nicht machen, räumt Jürgen Kamissek, Fußball-Abteilungsleiter des CSC Batzenhofen, ein. "Mit der Platzmiete decken wir gerade mal die Unterhaltskosten ab", betont er. Duschen, Flutlicht, Platzpflege - das kostet Geld.

    Künstlicher Rasen müsse ebenso gepflegt werden wie natürlicher, schiebt Kamissek hinterher. Er muss gebürstet und gesäubert werden, obendrauf kommt Granulat, das Verletzungen verhindern und den Platz langlebiger machen soll. Eine Platzfüllung, rund fünf Tonnen, kostet 1500 Euro. Rund um die Uhr vermietet der CSC Batzenhofen momentan seine Spielfläche an Samstagen und Sonntagen. Der Bayernligist FC Affing zählt zu den Stammgästen. Erster Anpfiff morgens um 9.30 Uhr, letzter abends um 19.15 Uhr. Für eine Partie müssen die Vereine 150 Euro berappen; Flutlicht kostet 20 Euro extra. Damit sei man im Umkreis einer der günstigsten Anbieter, meint Kamissek.

    Kunstrasen kann sich nicht jeder Verein leisten

    Für ihn und seinen Gersthofer Kollegen Assum ist klar: Kunstrasen ist die Zukunft. Batzenhofen trainiert und spielt ganzjährig darauf. Mit Jugendmannschaften trägt Gersthofen regelmäßig Punktspiele auf Kunstrasen aus - egal zu welcher Jahreszeit. Auch bei den Erwachsenen ist dies möglich. Bedingung: Der Platz muss für den Ligabetrieb abgenommen sein und die Gastmannschaft muss frühzeitig darüber informiert worden sein.

    Für den Fußballverband würden mehr Kunstrasenplätze die Lösung eines wiederkehrenden Problems bedeuten: Spielausfälle. Regelmäßig werden Partien im Frühjahr abgesagt, weil der Winter sich an den Rasen der Fußballplätze klammert. Nachgeholt werden die Spiele im Frühjahr unter der Woche.

    Der BFV organisiert für Vereine Infoabende zum Thema Kunstrasen. Eine ernsthafte Alternative sieht der Bezirksvorsitzende Volker Wedel jedoch nicht darin. Grund: die Anschaffungskosten. "Das ist eine kostspielige Angelegenheit. Ich weiß nicht, wer das finanzieren soll", sagt er. Die Kassen seien leer - bei Vereinen und Kommunen.

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