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Fußball-Kommentator: Geehrt und bepöbelt: Marcel Reifs letzter großer Auftritt

Fußball-Kommentator

Geehrt und bepöbelt: Marcel Reifs letzter großer Auftritt

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    Nach 17 Jahren als Chef-Kommentator bei Sky beendet Marcel Reif seine Karriere. Die einen wird es freuen, die andere werden es bedauern - er war stets eine umstrittene Person.
    Nach 17 Jahren als Chef-Kommentator bei Sky beendet Marcel Reif seine Karriere. Die einen wird es freuen, die andere werden es bedauern - er war stets eine umstrittene Person. Foto: Tobias Hase/Archiv (dpa)

    Marcel Reif erlebt sein Finale. Zum letzten Mal sitzt der Sportjournalist am Samstag für Sky hinter dem Mikrofon, kommentiert das Endspiel der Champions League zwischen Real und Atlético Madrid. Mancher Fußballfan wird den Abschied bedauern, mancher wird sich freuen.

    Reif ist einer der populärsten, aber auch einer der umstrittensten Kommentatoren. Nach zuletzt 17 Jahren als Chef-Kommentator beim Pay-TV-Sender Sky macht er nun Schluss, mit 66 Jahren ist er ja auch im Rentenalter. Beim ZDF hat er zuvor 22 Jahre gearbeitet und auch fünf Jahre bei RTL.

    Marcel Reif: Wie er zum Kommentator wurde

    Fußballreporter Marcel Reif zählt zu den erfolgreichsten Sportkommentatoren in Deutschland. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zum Beispiel darf er sich Reporter des Jahres nennen und bester Fernsehkommentator. Er erhielt den Bayerischen Fernsehpreis, den Deutschen Fernsehpreis und schließlich dem Grimme-Preis.

    Er wurde am 27. November 1949 als Marc Nathan Reif in Wałbrzych (Waldenburg), in Polen geboren.

    In Heidelberg machte er sein Abitur und studierte Politikwissenschaft, Amerikanistik und Publizistik.

    Marcel Reif spricht vier Sprachen fließend. Er fing 1972 als freier Mitarbeiter im Ressort Politik für die "heute"-Nachrichten und das "heute Journal“ beim ZDF an.

    In den Jahren 1981 bis 1983 arbeitete er als Korrespondent im ZDF-Büro in London und wechselte 1984 in die Sportredaktion.

    1986 gab er sein Debüt als Fußballkommentator. Nach 22 Jahren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wechselte Reif 1994 zu RTL und wurde dort Chef-Kommentator.

    Legendär ist der Torfall in Madrid am 1. April 1998. Das Champions-League-Spiel Real Madrid gegen Borussia Dortmund kommentierte er gemeinsam mit Günther Jauch. Vor Spielbeginn fiel das Tor um. Die Unterhaltung der beiden wurde legendär. Besonders berühmt ist sein Zitat...

    ...das in die Annalen des Fußballs und des Sportjournalismus einging: "Noch nie hätte einem Spiel ein Tor so gut getan wie heute." Reif und Jauch bekamen für ihre Improvisation den Bayerischen Fernsehpreis.

    1996 bis 1997 war Reif Sportchef bei RTL. Nachdem RTL 1999 die Übertragungsrechte an der Champions League verloren hatte, wechselte er zu Premiere.

    Seit 1999 arbeitet er als Chef-Kommentator beim Münchner Abo-Sender Premiere, der heute Sky heißt.

    Ironie und Eitelkeit - eine umstrittene Mischung

    Manche Fans bewundern ihn, weil er 1998 mit Günther Jauch die legendäre Dortmunder Partie in Madrid kommentierte, als ein Tor umgefallen war und ein neues geholt werden musste. Und in der mehr als einstündigen Wartezeit sagte: "Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan."

    Er wurde unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Jedermanns Liebling war Reif trotzdem nie und will es auch nicht sein. Seine Ironie versteht nicht jeder. Seine Eitelkeit schätzt nicht jeder. Vor allem viele Anhänger von Borussia Dortmund mögen den Fußball-Kommentator nicht.

    Marcel Reif mehrmals von BVB-Fans angegriffen

    BVB-Anhänger sorgten für die beiden unangenehmsten Momente in seiner Karriere. Im Februar 2015 nahmen Fans des Bundesligisten den Fußball-Reporter zwei Mal auf äußerst unangenehme Art ins Visier.

    Nach einer Attacke mit Bierbecherwurf und bösen Drohungen in Dresden kritisierte Reif "eine neue Qualität, seitdem habe ich ein anderes Gefühl. So einen Hass habe ich noch nicht gesehen." Schlimmer als die geworfenen Becher seien die verbalen Attacken gewesen, sagte er. Marcel Reif nach Attacke entsetzt: "So einen Hass noch nicht gesehen"

    Wenige Tage zuvor war er bereits beim Revier-Derby zwischen Dortmund und Schalke 04 bedroht worden. Stadionbesucher hatten an seinem Auto, in dem auch seine Frau saß, gerüttelt und auf das Dach geschlagen. Die Polizei musste eingreifen und dem TV-Journalisten aus der bedrohlichen Situation helfen. Klopp entschuldigt sich bei Marcel Reif: "Es tut mir leid"

    Was macht Marcel Reif danach??

    Mit seiner Entscheidung, nun bei Sky aufzuhören, habe dieser Ärger "überhaupt nichts zu tun", sagte Reif jetzt dem "Kicker". Er habe gemerkt, dass er "die Routine, das Murmeltier nicht mehr brauche. Es fehlte zuletzt auch an der notwendigen Spannung, jedes Wochenende eine Bundesligapartie zu kommentieren." Tatsächlich verwechselte Reif zuletzt Spieler des FC Bayern. Oder nannte die Augsburger Profis Jeong-Ho Hong und Ja-Cheol Koo schlicht und verwechslungssicher einfach nur "die Koreaner".

    Bei seinem letzten Auftritt für Sky in Mailand sind keine Bayern-Spieler dabei und auch keine Koreaner. Was danach kommt? Er sagt, er weiß es nicht. "Die Option, nichts zu machen, ist da." Mancher Fußballfan wird sich freuen, mancher wird es bedauern. Michael Rossmann, dpa

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