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Fußball: Jahn Regensburg: In zwei Jahren von der Regionalliga in die zweite Liga?

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Jahn Regensburg: In zwei Jahren von der Regionalliga in die zweite Liga?

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    Heiko Herrlich machte aus der Mannschaft des SSV Jahn Regensburg eine verschworene Gemeinschaft. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.
    Heiko Herrlich machte aus der Mannschaft des SSV Jahn Regensburg eine verschworene Gemeinschaft. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Foto: Bernd Wüstneck, dpa

    Die Fußball-Fans der Oberpfalz freuen sich auf zwei Festtage. In der Relegation geht es heute Abend (18 Uhr, ARD und Sky) gegen den TSV 1860 München um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Die turbulente Achterbahnfahrt, die der Regensburger Traditionsverein in den vergangenen Jahren erlebte, mündet damit in einem vorläufigen Happy End. Es ist erst zwei Jahre her, da herrschte beim SSV Jahn Weltuntergangsstimmung. Nach einer katastrophalen Saison stieg der Klub in die Regionalliga ab, nachdem er 2012 unter dem ehemaligen FCA-Trainer Markus Weinzierl sogar den Sprung in die 2. Liga geschafft hatte. Amateurfußball! Und das ausgerechnet vor der Saison, zu der der Klub in sein neues, superschickes Stadion, das die Kommune bezahlt hatte, zog. Die Jahn-Funktionäre standen schwer in der Kritik, die Fans liefen Sturm. Insbesondere Geschäftsführer Christian Keller wurde der sportliche Niedergang angelastet. Er durfte allerdings im Amt bleiben – und machte sich an die Arbeit. „Wichtig ist nicht der Name des Spielers hinten drauf, wichtig ist das Vereinsemblem vorne auf dem Trikot!“ Diesen Satz gab es von Trainer Heiko Herrlich in den vergangenen eineinhalb Jahren unzählige Male zu hören. Als es auch in der

    Ein Glücksgriff, wie sich herausstellen sollte. Herrlich impfte seiner Mannschaft ein, dass der Einzelne alleine nichts erreichen kann. Spieler, die aus der Reihe tanzten, saßen nur noch auf der Ersatzbank, wenn nicht gar auf der Tribüne. Als er bei der gesamten Mannschaft die nötige Konzentration vermisste, verdonnerte Herrlich die Spieler bei einer Auswärtspartie dazu, selbst mit dem Auto anreisen zu müssen. Die Anfahrt im Mannschaftsbus sei ein Privileg, erläuterte er. Ein Privileg, das sich ein Team verdienen müsse.

    Herrlichs harte Hand zahlte sich letztlich voll aus. Das Team riss sich zusammen und wurde zu einer verschworenen Gemeinschaft. Alles andere als der direkte Wiederaufstieg in die 3. Liga wäre eine große Enttäuschung gewesen. Die Spieler hielten dem Druck aber stand, wurden Meister der Regionalliga Bayern und setzten sich in der Relegation auch gegen den VfL Wolfsburg II durch. Die Mannschaft, die den Aufstieg schaffte, wurde nur geringfügig verändert. Die wenigen Spieler, die neu dazukamen, schlugen dafür umso besser ein. Auf dem linken Flügel entwickelte sich der vom FC Augsburg ausgeliehene Erik Thommy zu einem der besten Spieler der gesamten Liga. Im Sturmzentrum wurde Marco Grüttner, zuvor beim VfB Stuttgart II aussortiert, mit seiner schier unerschöpflichen Energie zum Fixpunkt der Regensburger Angriffe.

    Diese kurbelt im Mittelfeldzentrum übrigens ein früherer Löwe an: Andreas Geipl. Der wechselte vor drei Jahren vom TSV 1860 zu Regensburg. In der Relegation vor einem Jahr musste er wegen eines Nasenbeinbruchs mit einer Schutzmaske spielen, behielt dennoch den Durchblick und wurde mit einem verwandelten Elfmeter im Rückspiel zum gefeierten Helden.

    Nervenstärke bewies er auch jetzt wieder im letzten Saisonspiel in Münster. Da stand es kurz vor Schluss noch 0:0. Der Jahn brauchte aber unbedingt einen Sieg, um den Relegationsplatz zu sichern. Als es dann einen Elfmeter gab, trat wieder Geipl an – und traf.

    Mit einem „ganz normalen Gefühl“ sei er zur Ausführung geschritten, berichtete er später, gab allerdings auch zu: „Druck war schon da. Aber dem sollte man standhalten können.“ Auf dem Platz läuft also alles nach Plan. Dennoch hat der Jahn auch Sorgen. Im vergangenen Winter wurde der Klub in die Regensburger Korruptionsaffäre verwickelt. Der Immobilienunternehmer Volker Tretzel, dem vorgeworfen wird, sich durch Bestechung den Zuschlag für ein von der Stadt vergebenes Grundstück gesichert zu haben, war jahrelang der große Gönner und pumpte Millionen in den Verein. Nun hat er seine Zahlungen eingestellt.

    Der Jahn muss in Zukunft ohne Tretzels Hilfe auskommen. Und somit hat der Klub, der in der Relegation eigentlich nichts zu verlieren hat, doch Druck. In der 2. Bundesliga könnte der Jahn den Rückschlag, den er durch Tretzels Ausstieg hinnehmen musste, aufgrund der weitaus höheren TV-Einnahmen schließlich viel leichter wegstecken

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