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Fußball: Geisterspiele: Warum Fans im Stadion offenbar verzichtbar sind

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Geisterspiele: Warum Fans im Stadion offenbar verzichtbar sind

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    Die Zukunft des Fußballs: auf dem Rasen die Spieler, auf den Rängen gähnende Leere.
    Die Zukunft des Fußballs: auf dem Rasen die Spieler, auf den Rängen gähnende Leere. Foto: Laurence Griffiths, dpa (Symbolbild)

    Die Zukunft des Fußballs spielt im Stadion des TSV Untersöchering. Nein, damit sind nicht die flache Vier, die falsche Neun oder abkippende Sechs als taktische Varianten gemeint. In Untersöchering schauen neben den Trainern noch die Spielerfrauen und der Platzwart zu.

    Das reicht und ist zugleich das Modell der Zukunft. Behauptet zumindest Wolfram Eilenberger. Der Fußballfan im Stadion ist ein überschätzter Faktor, ein Auslaufmodell, künftig überflüssig.

    Sind Fußballfans im Stadion eigentlich nur lästig?

    Ist ja auch ein lästiger Zeitgenosse. Reist hüpfend und rülpsend in der Straßenbahn an, bevorzugt in Horden mit gleichfarbig gekleideten Artgenossen. Grölt während des Spiels mehr oder weniger unflätige Dinge: "Jetzt hau’ halt amol hie, des is doch net dei Mutter!" Nach dem Match ermitteln die Unterstützer beider Kontrahenten im Faustkampf, wer denn nun wirklich der Bessere ist. Dazu braucht es einige Hundertschaften an Polizei, damit die Raufhansl sich nicht komplett die Köpfe einschlagen.

    Wolfram Eilenberger ist der neue Stadtschreiber des Ruhrgebiets.
    Wolfram Eilenberger ist der neue Stadtschreiber des Ruhrgebiets. Foto: Annette Hauschild, Ostkreuz, Klett-Cotta Verlag, dpa

    In Zukunft geht es ganz ohne, prognostiziert Eilenberger. Seine steile These begründet der 48-Jährige damit, dass sich der klassische Fan im Stadion mehr für das Gemeinschaftsgefühl als für das Spiel im ästhetischen Sinne interessiere. Also, dass er sich eher auf die acht Runden Bier mit seinen Kumpels denn auf das Ballgeschiebe auf dem Rasen konzentriert.

    Simulierter Soundteppich: Fußball als Fernseherlebnis

    Angesichts des Champions-League-Finales ohne Zuschauer bemerkte der Bayern-Fan Eilenberger, der auch im Besitz einer DFB-Trainerlizenz ist, dass bis zu 90 Prozent der Fußballanhänger keine Stadionfans sind. Die Einbußen bei den TV-Glotzern seien vermutlich nicht so hoch. Außerdem könnte man den Soundteppich und die Geräuschkulisse digital simulieren.

    Kann man mögen, muss man nicht. Die Conclusio des Philosophen: Als Fernseherlebnis könne sich der Fußball, so traurig die Erkenntnis aus der Corona-Krise auch sein mag, künftig vom Stadionfan emanzipieren. Als Trost für alle Stadiongänger sei an die Antwort der Plattenfirma Decca aus dem Jahr 1962 an die Beatles erinnert: Wir mögen ihre Musik nicht und Gitarrenmusik ist auf dem absteigenden Ast.

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