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Fußball-EM 2024: Sportreporter, die Könige der Journalisten

Fußball-EM 2024

Sportreporter, die Könige der Journalisten

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    Was die wenigsten wissen: Béla Réthy war erst 32 Jahre alt, als er sich in die Rente verabschiedete. Sportjournalismus zehrt an den Menschen.
    Was die wenigsten wissen: Béla Réthy war erst 32 Jahre alt, als er sich in die Rente verabschiedete. Sportjournalismus zehrt an den Menschen. Foto: Axel Heimken, dpa

    Die Kollegen aus der Kultur- oder Politikredaktion werden diese Zeilen nicht gerne lesen. Die Wahrheit tut weh. Es ist nun aber einmal so: Der Sportjournalismus ist die Königsdisziplin medialen Arbeitens. Nachtschichten, Artikel mit Spielschluss fertigstellen, ignorante Kultur- und Politikredakteure von der Bedeutung sportjournalistischer Schaffenskraft überzeugen. Wo andere Bundestagsdebatten analysieren, interpretieren wir Bewegungsabläufe. Also nebenberufliche Verhaltensforscher. Statt Gemälde zu betrachten, Blick auf die tätowierten Waden von Robert Andrich. Was will uns der Künstler damit sagen?

    Ein Ereignis wie die gerade laufende Fußball-Europameisterschaft ist die Leistungsshow der Sportredaktion. Um an die Leistungsgrenze zu gehen, braucht es körperliche Top-Verfassung. Mens sana in corpore sano – wie der Spanier sagt. Die EM-Berichterstatter dieser Zeitung haben sich abgesprochen, das Jan-Ullrich-Prinzip zu verfolgen. Also präventiv noch nicht vollkommen austrainiert in das Turnier zu starten, um dann noch etwas Substanz auf den Hüften zu haben, die unter dem Stress von alleine wegschmilzt. Kleiner Schönheitsfehler: Vergessen, dass wir überaus stressresistent sind und daher Pfunde noch nicht von den Hüften gepurzelt sind wie die Belgier aus dem Turnier.

    Alle torpedieren das Fitnessprogramm der Sportreporter

    Außerdem wird das selbst auferlegte Fitnessprogramm von sämtlichen Seiten torpediert. Cristiano Ronaldo beispielsweise hat einen eigenen Schlafcoach. Ruhezeiten sind extrem wichtig. Spielvorbereitung und -nachbereitung allerdings auch. Gegnerscouting ebenso. Also Portugal gegen Slowenien bis zum bitteren Ende anschauen. Den Fernseher nach Ablauf der regulären Spielzeit abzuschalten, hätte sich in Anbetracht einer noch halbvollen Packung Chips und des soeben geöffneten Bieres auch verboten.

    Weil der Schlaf aber nun mal so bedeutend für die Leistungsfähigkeit ist, muss die anberaumte frühmorgendliche Joggingrunde ausfallen. Schade. Aus Kummer ein wenig Soulfood. Die Seele wird mit Nutella gestreichelt. Später am Tag böte es sich an, die zwei Kilometer vom Medienzentrum zum Trainingsplatz der Nationalmannschaft zu Fuß zurückzulegen. Das wäre aber dem Mobilitätspartner des DFB gegenüber sehr unhöflich, der Elektroroller für die Wegstrecke bereitstellt. Sportjournalisten aber sind allesamt sehr höfliche Menschen – und betreiben aus Anstand Raubbau an ihrem Körper. Sportreporter, die Philanthropen der selbstgerechten Medienbranche. 

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