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Fußball-EM 2024: Bierbecher und Pfiffe: Enttäuschende Engländer

Fußball-EM 2024

Bierbecher und Pfiffe: Enttäuschende Engländer

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    Gareth Southgate (England) hat wundervolle Spieler zur Verfügung. Auf dem Feld ist davon aber wenig zu sehen.
    Gareth Southgate (England) hat wundervolle Spieler zur Verfügung. Auf dem Feld ist davon aber wenig zu sehen. Foto: Jörg Halisch, Witters

    Sie gelten weiter als einer der Favoriten des Turniers, aber man merkt es ihnen nicht an, auch der dritte Auftritt der englischen Mannschaft bei der Europameisterschaft in Deutschland endete mit einer Enttäuschung. Gegen Slowenien blieb es bei guten Vorsätzen, das Spiel der Mannschaft des umstrittenen Teammanagers Gareth Southgate bleibt uninspiriert, ohne Esprit und ohne Ideen. Nach dem 0:0 bleiben die Briten zwar ungeschlagen als Gruppensieger im Turnier, aber Titelperspektiven? Nicht erkennbar.

    Southgate kennt die Negativschlagzeilen, wehrte sich nach dem 0:0 in Köln aber tapfer: "Ich habe die Buh-Rufe gehört, ich kenne die Narrative über mich in England seit 20 Jahren, aber es geht nicht um mich." Southgate gab zu, dass "wir gerne ein paar Tore erzielt hätten, aber das Spiel war eine Herausforderung, und die haben wir bestanden". So kann man das sehen, die Kritiker auf der Insel sehen es anders. Southgate stolpert von einer Analyse in die nächste, keine überzeugt wirklich. "Ich habe Fortschritte gesehen, meine Spieler sind stabil geblieben, die Tore werden kommen." Es gibt keine zweite Mannschaft in diesem Turnier, die individuell mehr Klasse auf den Rasen bringt, aber immer noch kein Team geworden ist. Harry Kane vom FC Bayern hatte vorher öffentlich zum Zusammenhalt aufgerufen, die Konsequenzen blieben überschaubar.

    Die Three Lions waren schon für das Achtelfinale qualifiziert

    Southgate nahm im Vergleich zu den enttäuschenden Vorstellungen zum Euro-Auftakt nur eine Umstellung vor. Conor Gallagher, zuletzt lediglich eingewechselt, rückte für Trent Alexander-Arnold in die Startformation. Trainer Matjaz Kek auf der Gegenseite verzichtete auf Umstellungen. Qualifiziert für das Achtelfinale waren die Three Lions schon vorher, motivierend wirkte das in Köln nicht. Keine klare Struktur, Pässe ins Nichts, unzusammenhängend die Aktionen. Kane musste sich die Bälle oft selbst an der Mittellinie abholen. Schnell die ersten Buh-Rufe der kritischen Tribüne, die ersten Bierbecher flogen.

    In der 20. Minute dann die erste Demonstration, was in dieser Formation steckt. Arsenals Declan Rice spielte Phil Foden im Strafraum wunderbar frei, der passt traumhaft sicher auf den einlaufenden Bukayo Saka, der zum vermeintlichen Führungstor einschob. Aber das Tor wurde nach Überprüfung zu Recht zurückgenommen, Foden stand zuvor im Abseits. Danach aber kam wenig. Real Madrids Jude Bellingham fand kaum ins Spiel und bei Conor Gallagher vom FC Chelsea weiß man nicht, warum Southgate ihn von Beginn an gebracht hat. Gallagher blieb in der Halbzeit erwartungsgemäß in der Kabine, es kam Manchester Uniteds Kobbie Mainoo, später noch Cole Palmer von

    Immer gelten die Three Lions bei Turnieren zumindest als Mitfavorit und immer enttäuschen sie in den ersten Spielen. Dem glücklichen 1:0 gegen die Serben folgte ein spielerisch blamables 1:1 gegen Dänemark, auf der Insel steigt die Kritik an Southgate. Wie eigentlich immer. Und trotzdem ist der Mann bereits seit acht Jahren Teammanager. Mutlosigkeit und mangelnde Risikobereitschaft werfen ihm die Dauerkritiker in den britischen Zeitungen vor, aber Southgate bleibt stur seiner Linie treu. Trotz außergewöhnlicher und herausragender Individualisten vor allem in der Offensive seiner Formation setzt er in erster Linie auf eine stabile Defensive und presst seine Stars in ein enges Korsett, das sie aus ihren Vereinen nicht gewohnt sind. Dass die Mannschaft weiter zu den Favoriten gezählt wird, sind Meinungen vom Kontinent, auf der Insel hat man sich von diesen Prognosen verabschiedet. Aber Southgate wehrt sich weiter: "Unser erstes Ziel war die Qualifikation für das Achtelfinale, das zweite war, Gruppenerster zu werden, alles erreicht, die Mannschaft entwickelt sich, ich bin sehr zufrieden mit diesem Auftritt." Die britischen Kollegen in Köln schütteln ihre Köpfe, weil die von Southgate reklamierte Entwicklung einfach nicht stattfinden will. 

    Jubel brach nur bei den Slowenen aus. Die Mannschaft steht sensationell im Achtelfinale. Matjaz Kek rang danach um Fassung: "Wir haben ein 0:0 gegen einen Favoriten erreicht, gegen England, das ist unglaublich. Wir bleiben im Turnier, das ist ein historischer Erfolg für den slowenischen Fußball. Ich bewundere die Energie meiner Spieler, ihre große mentale Stärke. Ich bin megastolz auf meine Mannschaft, wir sind ein kleines Land und stehen im Achtelfinale, ich bin wirklich sehr beeindruckt." Das konnte er auch sein. Selbst die schreibenden Kollegen aus Slowenien kämpften mit den Tränen, ihre Schlagzeilen feierten den Nationaltrainer. Davon kann Gareth Southgate nur träumen.

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