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Fußball-EM 2021: Pogba und Ronaldo: Eine kleine Kulturgeschichte der Flasche

Fußball-EM 2021

Pogba und Ronaldo: Eine kleine Kulturgeschichte der Flasche

Tilmann Mehl
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    Cristiano Ronaldo machte sich keine Freunde bei der Uefa. Bei einer Pressekonferenz ließ er eine Flasche Coca-Cola verschwinden und warb für Wasser: "Drink Water"
    Cristiano Ronaldo machte sich keine Freunde bei der Uefa. Bei einer Pressekonferenz ließ er eine Flasche Coca-Cola verschwinden und warb für Wasser: "Drink Water" Foto: Robert Michael (Archiv)

    Der Fußball ist unzertrennlich mit Trinkgefäßen jeglicher Art und Form verbunden. Sie dienen zur Flüssigkeitszufuhr, als mächtiges Instrument bildhafter Sprache und werden als willkommener Wink von oben angenommen, wenn ein Spiel so gar nicht läuft, wie es zu laufen hat. Prominentestes Beispiel: Roberto Bonisegna, der eine nahende Büchse nutzte, um kurzzeitig ins darstellende Fach zu wechseln und den weidwund geworfenen Spieler zu mimen, der unter einer Nahtod-Erfahrung leidet. Die Gladbacher bezahlten die Einlage mit der Aberkennung ihres legendären 7:1-Erfolgs gegen Inter Mailand.

    Gebräuchlicher als die Dose ist freilich die Flasche. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Leistung auf dem Feld nicht mit den Erwartungen der Fans übereinstimmt. Weil es sich nicht geziemt und überdies gefährlich ist, Flaschen auf das Spielfeld zu werfen, schleudern Anhänger den leistungsunwilligen Akteuren verbal entgegen, dass sie Flaschen seien. Sprachkünstler Giovanni Trapattoni erweiterte die allzu offensichtliche Enttäuschung um die mittlerweile als Redewendung feststehende Formulierung, einige seiner Spieler hätten "gespielt wie Flasche leer".

    Amateursportler machen das einzig richtige mit Flaschen

    Einen besseren Leumund genießt die Flasche unter Amateursportlern. Sie führen sie schlicht ihrer Bestimmung zu und leeren den mit Bier gefüllten Korpus nach heroischen Schlachten beherzt und ausgiebig.

    Paul Pogba kann damit wenig anfangen. Als gläubiger Moslem trinkt er keinen Alkohol. Weil aber eine Brauerei Sponsor der Europameisterschaft ist, musste er bei einer Pressekonferenz hinter einer Bierflasche Platz nehmen. Auch wenn das Etikett sie als alkoholfrei auswies, entfernte sie Pogba kurzerhand – und wandelt damit auf den Spuren von Cristiano Ronaldo.

    Der legt größten Wert auf gesunde Ernährung. Zuckerhaltige Getränke mutet er seinem gestählten Körper nicht zu. Korrosionsgefahr. Dass er aber während eines Presseauftritts die vor ihm positionierte Cola-Flasche entfernte, missfiel der Uefa schon sehr. Schließlich sei man auf die Gelder des Sponsors angewiesen. Im Wiederholungsfall droht Ronaldo nun eine Sperre. Geld ist wichtiger als Gesundheit. Dieser Geist ist schon lang aus der Flasche.

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