Vor wenigen Tagen waren die englischen Pressestimmen im Vorfeld des Achtelfinals zwischen Deutschland und England zu lesen. Der geneigte Leser mag sich erinnern, dass die Medien des Fußball-Mutterlands für ihre Verhältnisse recht optimistisch ("Her mit den Deutschen!"), wahlweise aber auch etwas vorsichtig waren ("Oh no! Nicht schon wieder die Deutschen!"). Mit dem Wissen vom Dienstagabend wissen wir jedoch: Der Optimismus war gerechtfertigt.
Wer am Tag nach dem Turnier-Aus der DFB-Elf mit der bewährt-bekannten Weltkriegsrhetorik gerechnet hätte, wurde hingegen (positiv) überrascht: Nirgendwo war die Rede von Panzern, Luftangriffen oder ähnlichen Militärexkursionen.
Nur die Times schrieb vom Sieg gegen den "ewigen Feind" Deutschland
Lediglich in der Times ist die Rede von dem Sieg gegen den "eternal enemy", also "ewigen Feind" Germany und davon, dass "die Erinnerungen an dieses denkwürdige Spiel niemals verblassen werden". Na ja, sehen wir hier ein bisschen anders – aber sei‘s drum.
Ansonsten überwog – und das kann auch Unterstützern des DFB-Teams gefallen – die fast kindliche Freude über den Sieg. Der Daily Express jubelte mit dem ungläubigen Pläsier eines Sechsjährigen, der zu Weihnachten tatsächlich die Ritterburg bekommen hat: "Nein, es war kein Traum! Wir haben tatsächlich Deutschland geschlagen." Die Daily Mailbemühte gar den Schutzpatron Englands: "Bei George, wir haben es geschafft!" Die Sun wartete auf ihrer Online-Startseite mit einem GIF, also einem sich bewegenden Bild, auf: Zuerst ist Gareth Southgate als Spieler bei der EM 1996 zu sehen, bei der er den entscheidenden Strafstoß vergab. Das Bild verändert sich und zeigt dann den jubelnden Trainer Southgate des Jahres 2021.
Wenn Deutschlands Nationalelf es bei dieser EM nicht geschafft hat, das eigene Publikum in Verzückung zu versetzen – immerhin ist das mit der englischen Fußballnationgeglückt. Und diese deutsche Pressestimme sei noch angefügt: Good luck. Von jetzt an.