Am Sonntag war es noch einmal gut gegangen für Lazio Rom. Miroslav Klose rettete mit seinem zweiten Tor des Abends drei Minuten vor dem Ende doch noch den knappen 3:2-Sieg beim Tabellenletzten US Lecce. Lazio ist bei der Hatz um den Titel in der Serie A weiter mit dabei. Am Mittwoch aber könnte in der Europa League schon alles vorbei sein. Das vorzeitige Aus nach der Gruppenphase ist, realistisch betrachtet, sogar ziemlich wahrscheinlich.
Beim Heimspiel gegen Sporting Lissabon liegt das Weiterkommen nicht mehr in Römer Hand - stattdessen muss der FC Vaslui beim Letzten FC Zürich ein schlechteres Ergebnis erzielen. Klose wird zunächst ohnehin tatenlos draußen sitzen.
Nicht nur Lazio, auch das neuerdings ziemlich reiche Paris St. Germain und das englische Spitzenteam Tottenham Hotspur sind am sechsten Spieltag auf fremde Hilfe angewiesen. Ausgang mehr als ungewiss. Mit der Herabstufung der Champions-League-Topteams Manchester United und City bahnt sich also eine wahre Dialyse der Top-Mannschaften an in dem Wettbewerb, den Franz Beckenbauer einst "Cup der Verlierer" taufte. Doch weil in diesem Jahr die Verlierer so prominent sind, könnte der durch die üppige Gruppenphase weiter verwässerte UEFA-Cup-Nachfolger auch im neuen Jahr ungewohnt attraktiv weitergehen.
In Europa wird fleißig rotiert
Ohnehin drängt sich der Verdacht auf, dass der eine oder andere Topverein ein Ausscheiden in der Europa League billigend in Kauf nimmt. Weil die Klubs nur einen Bruchteil der Einnahmen zu erwarten haben und weil der Termin-Kalender ohnehin schon proppenvoll ist. Für Tottenham und PSG ist die Teilnahme an der Champions League im kommenden Jahr unbestritten wichtiger, als sich durch das riesige Teilnehmerfeld der Europa League zu kämpfen - um dafür kaum adäquat entschädigt zu werden. Spurs-Trainer Harry Redknapp hat in den bisherigen fünf Partien daher auch meist ein besseres B-Team aufs Feld geschickt. Während die Nord-Londoner in der Liga elf Spiele ungeschlagen blieb, gelangen international nur zwei Siege aus fünf Spielen.
Auch bei Lazio Rom wird am Mittwoch wieder fleißig rotiert, teils notgedrungen wegen der vielen Verletzten, nachdem auch Keeper Federico Marchetti ausfällt. Nach seinem Kraftakt vom Wochenende wird aber auch Miroslav Klose zunächst auf der Bank sitzen, dafür beginnt wohl vor der offensiven Dreierkette Djibril Cisse, Hernanes und Giuseppe Sculli Lazio-Kapitän Tommaso Rocchi als einzige Sturmspitze. Weil beim No-Name FC Vaslui in der letzten Runde nicht mehr als ein 0:0 heraussprang, muss Lazio hoffen, dass der abgeschlagene Tabellenletzte aus Zürich gegen die Rumänen etwas reißt. Vaslui darf dort nicht gewinnen, sonst ist der Klose-Klub wegen des verlorenen direkten Vergleichs auf jeden Fall draußen. Viel mehr als Durchhalte-Rhetorik bleibt den Verantwortlichen nicht: "Unsere Einheit ist unsere Stärke, es herrscht ein harmonisches Verhältnis", sagte Coach Edy Reja.
42-Millionen Mann Pastore bei PSG außer Form
Bei Frankreichs "nouveau riche", dem mit Ölmillionen aus Katar unterstützten Paris St. Germain, ist die Situation ähnlich der von Lazio. Gegen die bereits qualifizierten Basken von Athletic Bilbao muss ein Sieg her, andererseits darf RB Salzburg beim Letzten Slovan Bratislava nicht ebenfalls gewinnen. Dabei hilft es nicht unbedingt, dass 42-Millionen-Euro-Zugang Javier Pastore derzeit seine Form sucht und seit sechs Spielen ohne Torerfolg ist. Immerhin spielten die Pariser am Wochenende mal wieder zu null - beim 1:0-Sieg in Sochaux. "Wir haben lange nicht zu null gespielt", sagte Trainer Antoine Kombouare. "Besser hätten wir uns auf das Spiel gegen Bilbao nicht vorbereiten können. Siege geben uns viel Selbstvertrauen." Das alleine wird jedoch nicht reichen.
In der Liga liegt PSG derweil gleichauf mit Tabellenführer Montpellier, der erste Titel seit 1994 winkt. In Europa winkt dagegen eher das Ausscheiden. Flügelspieler Jeremy Menez zeigte immerhin Ehrgeiz: "Es wäre ein Fehlschlag, wenn wir mit diesem Kader rausfliegen", sagte er. Dessen Wert wird auf knapp 200 Millionen Euro geschätzt. dapd