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Fußball: Das sagen die Schiedsrichter zum Videobeweis

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Das sagen die Schiedsrichter zum Videobeweis

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    Die deutschen Spitzenschiedsrichter haben eine wenig erfreuliche Bundesliga-Hinrunde hinter sich.
    Die deutschen Spitzenschiedsrichter haben eine wenig erfreuliche Bundesliga-Hinrunde hinter sich. Foto: Fredrik von Erichsen (dpa)

    München Spiel verpfiffen, falsche Entscheidungen getroffen – Wut, Häme, Beschimpfungen und Beleidigungen prasselten während der Bundesliga-Vorrunde nicht selten auf die Schiedsrichter ein. Doch lagen die Herren mit Pfeife und Fahne wirklich immer falsch? Wie stehen sie zu den Überlegungen der Fifa, mit dem Videobeweis zu arbeiten? Hellmut Krug, Leiter der Schiedsrichter-Abteilung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), gab Antworten – am Rande einer Schiedsrichterschulung für Sportjournalisten beim Fernsehsender Sky.

    Wie zufrieden waren die Schiedsrichter selbst mit ihren Leistungen in der Bundesliga-Vorrunde?

    Nicht übermäßig. Dass die Saison bisher nicht ganz so gut gelaufen ist, hatten Krug und seine Kollegen schon vor der Winterpause eingeräumt. „Es hat Fehler gegeben, die in dieser Häufung normal so nicht passieren“, hatte Herbert Fandel, Vorsitzender der deutschen Schiedsrichterkommission gesagt. Zwei von vier besonders schwerwiegenden Fehlentscheidungen in der Bundesliga sind in Spielen des FC Augsburg gefallen. Zum einen wurden zwei „Schwalben“ in der Partie beim 1. FC Köln (jeweils eine von Köln und eine von Augsburg) nicht bestraft. Der FC Bayern erhielt gegen den FCA einen unberechtigten Elfmeter zugesprochen wegen eines vermeintlichen Fouls von Markus Feulner. Auch das irreguläre Tor per Hand von Kölns Andreasen beim 1:0-Sieg seines Klubs in Hannover sorgte unter Fußballfans für große Aufregung.

    Doch woran liegt es, dass Schiedsrichter solche Situationen nicht richtig erkennen und bewerten?

    „Die Schnelligkeit des Spiels ist oft das Problem bei den Entscheidungen“, gibt Hellmut Krug zu Bedenken; dass Schiedsrichter in Bruchteilen von Sekunden und ohne Zeitlupen-Wiederholungen entscheiden müssen. Wichtig sei deshalb, dass sich der Schiedsrichter selbst immer auf Höhe des Geschehens befindet. Das heißt, er müsse nicht nur selbst topfit sein, sondern auch seine Laufwege kennen. Mitunter, wenn es die Situation erfordere, sogar bis in den Strafraum hinein. „Das Bewegungsverhalten eines Schiedsrichters ist heute ein völlig anderes als früher“, sagt Krug und ergänzt schmunzelnd, „Mich haben Sie nie im Strafraum gesehen“.

    Was halten die Schiedsrichter vom Videobeweis?

    „Wir werden sicher nicht sagen, wir wollen das nicht. Wir stehen dem offen gegenüber“, sagt Hellmut Krug. Er kann sich vorstellen, dass durch die Einführung des Videobeweises der Druck von den Schiedsrichtern genommen wird. „Wenn man sich die technische Entwicklung betrachtet, glaube ich nicht, dass wir langfristig daran vorbeikommen.“

    Was sind die nächsten Schritte bei der Einführung des Videobeweises?

    Im März wird entscheiden, ob der Videobeweis in der Bundesliga probeweise eingeführt wird. Wenn ja, soll es eine zweijährige Testphase geben. Dabei wird dann ein „Video-Schiedsrichter“ eingesetzt, der, eventuell in einem Übertragungswagen sitzend, die entsprechenden Fernsehbilder analysiert. Weil Hellmut Krug davon ausgeht, dass es für diese Art von Video-Schiedsrichter erst eine Ausbildung von etwa einem Jahr geben sollte, rechnet er nicht damit, dass der Videobeweis schon in der nächsten Saison kommt. Auch müsse sich noch zeigen, wann der Video-Schiedsrichter wirklich eingreift. Während der zweijährigen Testphase sollen die Erkenntnisse allerdings nicht öffentlich bekannt gegeben werden. „Wir werden die Testergebnisse erst bündeln und auswerten. Aufgrund der Ergebnisse wird dann entschieden, ob sich das System wirklich durchsetzt.“

    Was könnten die Schwachstellen des Videobeweises sein?

    Für Krug ist entscheidend, dass es in den Fußballspielen keine zu langen Pausen gibt, wenn der Videobeweis eingeholt wird. „Wir müssen schauen, wie viel Zeit es braucht, um zu einer Entscheidung zu kommen. Wie wirkt sich das auf das Spiel aus? Es macht keinen Sinn, wenn das zu lange dauert“, so Krug.

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