Wenn es in der Politik um das Erklären von Siegen oder Niederlagen geht, gibt es ein geflügeltes Wort: Der Erfolg hat viele Väter – der Misserfolg ist ein Vollwaise. Bedeutet übersetzt: Drängt sich bei Wahlsiegen der halbe Parteivorstand samt Putzfrau auf die Bühne, wird es bei Verlusten im zweistelligen Prozentbereich sehr einsam um den jeweiligen Parteichef. Wer das bestätigt sehen will, hat Mitte März wieder Gelegenheit dazu: Da findet in Bayern bekanntlich die Kommunalwahl statt.
Der Sport kann es sich da nicht so leicht machen: Bei Gegentoren gibt es ein klares Ursache-Wirkung-Prinzip. Wenn der Verteidiger den Zweikampf verliert oder dem Torwart der Ball aus der Hand flutscht, ist erst mal klar, wer der Depp ist. Warum jetzt allerdings der Innenverteidiger der vermeintlich modernsten Prägung mit der vermeintlich besten Spieleröffnung sich beim Umgang mit dem Ball präsentiert wie ein fußkranker Trucker nach 20 Stunden Übernachtfahrt – das wiederum zu erklären obliegt den Experten des Fachs.
Liegt es an den taktischen Zwängen, einer spontan aufgebrochenen Verletzung oder der mangelnden Unterstützung durch Coach und Fans? Trainer wie TV-Kommentatoren kommen zuletzt immer öfter mit dem bösen M-Wort um die Ecke: Mentalität.
Beim FC Augsburg stellt Trainer Martin Schmidt die Frage nach der Mentalität
Bei Borussia Dortmund zum Beispiel dürfte diese Vokabel mittlerweile auf dem Index stehen. Der BVB ist Experte im Produzieren von Rückschlägen im Titelkampf. Darauf angesprochen, dass vielleicht die Mentalität der Grund sein könnte, wütete Kapitän Marco Reus am TV-Mikro, dass es jetzt mal genug sei mit der "Mentalitäts-Scheiße". Gut möglich, dass diese Fragen aber bald wieder kommen. Auch an anderen Standorten wird aber der Bereich zwischen den Ohren in die Fehleranalyse mit einbezogen: In Bremen zweifelte Trainer Florian Kohfeldt an der Haltung seiner Spieler, während beim FC Augsburg Trainer Martin Schmidt eine Kopfsache als Ursache des 0:5-Debakels vermutet.
Während die Fehlersuche fast schon wissenschaftliche Züge hat, werden bei der Erklärung für Erfolge weniger harte Kriterien angelegt. Bei Frankfurts Filip Kostic, der seit Wochen in Bestform spielt und auch den FCA abschoss, ist man sich in Hessen sicher, dass es zu großen Teilen an der neuen Espressomaschine liegt, die sich der Serbe zu Jahresbeginn zugelegt hat. Koffein schlägt Mentalität – es kann alles so einfach sein.
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