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Fußball: Bernd Schuster wird 60: Ein Augsburger, der die Fußball-Welt eroberte

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Bernd Schuster wird 60: Ein Augsburger, der die Fußball-Welt eroberte

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    Ein Augsburger, der die Fußball-Welt eroberte: Bernd Schuster feiert am Sonntag seinen 60. Geburtstag.
    Ein Augsburger, der die Fußball-Welt eroberte: Bernd Schuster feiert am Sonntag seinen 60. Geburtstag. Foto: Gregor Fischer, dpa

    Einzigartiges Talent gibt sich in der Regel früh zu erkennen. Einen Mozart, sei es einer am Klavier oder am Ball, der sich erst jenseits der 25 entfaltet, hat die Welt bislang nicht erlebt.

    16 Jahre war Bernd Schuster an diesem Sommersonntag alt, an dem sein Heimatverein, der SV Hammerschmiede die B-Jugend des TSV Friedberg empfing. Orchestriert vom blonden Fußball-Engel lagen die Hammerschmiedler zur Halbzeit-Pause 6:1 in Führung.

    Bernd Schuster wollte den SV Hammerschmiede lange nicht verlassen

    Schuster eilte schon damals der Ruf des Solitärs voraus, der die Zuschauer staunen ließ. Als irgendwann im ersten Durchgang ein Flankenball auf der 20-Meter-Marke vom Himmel fiel, verzichtete Schuster darauf, die Kugel unter Kontrolle zu bringen, sondern jagte sie volley aufs Friedberger Gehäuse. Jeder andere wäre Gefahr gelaufen sie übers Dach des Vereinsheimes zu schießen.

    Das Schuster-Geschoss knallte wie an der Schnur gezogen gegen den Pfosten des Friedberger Gehäuses. Dass einer wie er, der später einmal den europäischen Fußball bereichern würde, mit 16 noch in der Hammerschmiede kickte, war außergewöhnlich, aber Schuster wollte nicht weg. „Die Hammerschmiede war seine Heimat und er ein zurückhaltender Typ“, erinnert sich Heiner Schuhmann, einer der erfolgreichsten deutschen Nachwuchstrainer, dem es 1976 gelang, dieses „Weltklasse-Talent“ (Schuhmann) zum FCA in dessen A-Jugend zu lotsen.

    Für die Profi-Mannschaft der Augsburger, die damals in der 2. Bundesliga spielte, war Schuster allerdings bereits eine Nummer zu groß. Der 1. FC Köln lockte. Nach 61 Spielen und zehn Treffern folgte der große Schritt zum FC Barcelona für den Schuster acht Jahre lang spielte, einmal Meister und dreimal Pokalsieger wurde. Es war seine Glanzzeit, in der er für die Nationalelf allerdings bereits verloren war. Schuster war bis 2011 in erster Ehe mit Gaby verheiratet, die ihren Mann erfolgreich managte.

    Ehefrau Gaby war seine Managerin

    Eine selbstbewusste Frau, von den Medien und der Öffentlichkeit ungeliebt und mit Vorurteilen bedacht. Als Schuster mit 24 Jahren seinen Rücktritt aus der Nationalelf verkündete, verdächtigte Fußball-Deutschland Gaby als Drahtzieherin. Franz Beckenbauer hatte Schuster zur WM 1986 in Mexiko zu einem Comeback überreden wollen, scheiterte aber an der Schuster-Forderung von einer Million Mark für die Rückkehr. Eine Summe, die der DFB nicht bereit war zu bezahlen. So war die Karriere eines der besten deutschen Fußballer nach 21 Länderspielen beendet. In Spanien ging sie weiter. Der blonde Engel wechselte zu Real und Atletico Madrid und ist bis heute einer von nur zwei Spielern, die bei allen drei großen spanischen Klubs aktiv waren.

    Die Beziehung nach Augsburg war für Bernd Schuster schwierig

    Im Trikot des FC Augsburg: Bernd Schuster, Kapitän der A-Jugend.
    Im Trikot des FC Augsburg: Bernd Schuster, Kapitän der A-Jugend. Foto: Fred Schöllhorn (Archiv)

    So kompliziert das Verhältnis des Weltklassespielers zum DFB und der Nationalelf war, so schwierig war auch seine Beziehung zu Augsburg nachdem er die Stadt, in der noch seine Mutter und seine Schwester leben, verlassen hatte. Mal besuchte er inkognito seinen Sportplatz in der Hammerschmiede, mal lud er seine Kumpels von früher zu einem Spiel nach Madrid ein.

    Offizielle Besuche, beispielsweise mit Bayer Leverkusen, für das er Mitte der 90er Jahre spielte, fielen kühl aus. Interview-Anfragen beantwortete er je nach Laune. Inzwischen kommt er wieder regelmäßig. Jeden Sommer, wenn seine Mutter Geburtstag feiert, ist er für zwei Wochen in der Stadt. Dabei hat er auch immer ein Auge auf den FC Augsburg. Schuster: „Den verfolge ich bis heute. Augsburg in der ersten Liga zu sehen, ist schon eine tolle Sache.“

    In Schuster bleibt ein „deutscher Kern“

    Dass aus dem genialen Fußballer auch ein ordentlicher Trainer werden würde, war angesichts der ausgeprägten Augsburger Mentalität nicht zu erwarten gewesen. Doch Schuster machte sich nach Lehrjahren in Deutschland (Fortuna Köln, 1. FC Köln) auch hier in Spanien einen Namen, was schließlich sogar Real Madrid veranlasste seinen ehemaligen Spieler als Cheftrainer zu verpflichten. Seit diesem Jahr ist es ruhig um Schuster geworden. Sein letzter Verein, Dalina Yifang in China, hat ihn im Februar entlassen. Der Augsburger, der in zweiter Ehe verheiratet ist und zwei  Kinder hat, ist auf Job-Suche.

    Schuster würde gerne nach Deutschland zurückkehren, wie er vor einigen Monaten in einem Interview mit unserer Zeitung verraten hat. Auch nach 30 Jahre in Spanien bleibe in ihm „ein deutscher Kern“. Am Sonntag feiert der Augsburger in seiner Wahlheimat seinen 60. Geburtstag.

    Die Partie an jenem Sommersamstag vor 44 Jahren endete übrigens 6:5. Dass Schuster, der unter Heiner Schuhmann Libero spielte, die Gegentreffer nicht verhindern konnte, lag möglicherweise an seiner nur durchschnittlichen Antrittsgeschwindigkeit, wie Schuhmann einräumt. Auch die größten Talente sind eben nicht vollkommen.

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