Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Fußball: Banges Warten für Steuersünder Hoeneß beginnt

Fußball

Banges Warten für Steuersünder Hoeneß beginnt

    • |
    Uli Hoeneß ist Vorsitzender des Aufstichtsrats vom FC Bayern München.
    Uli Hoeneß ist Vorsitzender des Aufstichtsrats vom FC Bayern München. Foto: Ronald Wittek (dpa)

    "Ich kann nicht sagen, wann die Ermittlungen beendet sind. Das lässt sich einfach nicht sagen", bekräftigte Behördensprecher Ken Heidenreich von der für den brisanten Fall zuständigen Staatsanwaltschaft München II.

    Nur eines scheint klar: Beim Halbfinal-Rückspiel der Champions League am Mittwoch in Spanien wird der Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München im Stadion mitfiebern - trotz des gegen ihn bestehenden Haftbefehls, der außer Vollzug gesetzt ist. "Er wird selbstverständlich mit dabei sein - wie immer", betonte Bayern-Mediendirektor Markus Hörwick, bemüht um Normalität.

    Die entscheidende Frage aber ist, wann die Ermittler zu der Entscheidung kommen, ob sie Anklage gegen Hoeneß erheben und damit den Druck auf den Bayern-Patriarchen noch weiter erhöhen. Eine Gefängnisstrafe indes ist für Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer "unvorstellbar. So weit sollte es doch nicht kommen. Ich drücke ihm die Daumen, dass er die Sache regeln kann", sagte Beckenbauer der "Bild"-Zeitung. Die Staatsanwaltschaft schweigt dazu - wie zum gesamten "Inhalt und Gang des Ermittlungsverfahrens", wie Sprecher Heidenreich betonte. Geduld ist angesagt - auch für Hoeneß selbst.

    Dabei wird der Fall nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa nach der bisherigen Planung am kommenden Montag den Aufsichtsrat der FC-Bayern-AG beschäftigen. Dabei sollen auch die Steuer-Affäre des Club-Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden Hoeneß und die weitere Vorgehensweise zur Sprache kommen. Der Verein erklärte auf Nachfrage, es sei kein Treffen des Gremiums am Montag geplant.

    Einen Rücktritt von seinen Ämtern hat Hoeneß bislang abgelehnt. Am Samstag war bekanntgeworden, dass die Staatsanwaltschaft München II wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen ihn ermittelt. Er hatte im Januar über seinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige im Zusammenhang mit einem Konto in der Schweiz eingereicht. Im März wurde der am Tegernsee lebende Hoeneß sogar vorläufig festgenommen. Gegen den 61-Jährigen liegt nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" ein Haftbefehl vor, der lediglich außer Vollzug gesetzt wurde. Dies wurde der dpa aus Justizkreisen bestätigt.

    Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und die Staatsregierung waren bereits seit Januar über die Ermittlungen gegen Hoeneß informiert. Das geht aus der Antwort des Finanzministeriums auf eine Anfrage des bayerischen Grünen-Fraktionschefs Martin Runge hervor. Das Finanzministerium wurde demnach am 17. Januar über Hoeneß' Selbstanzeige informiert, Seehofer dann am 25. Januar über das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft, wie es in dem am Donnerstag von Runge veröffentlichten Schreiben heißt. Informiert über das Hoeneß-Verfahren waren demnach drei bayerische Ministerien: Finanz-, Justiz- und Innenressort.

    Der Präsident des Bundesfinanzhofs, Rudolf Mellinghoff, kritisierte eine Verletzung des Steuergeheimnisses im Fall Hoeneß. Jeder Steuerpflichtige müsse sich darauf verlassen können, "dass die Vertraulichkeit und Verschwiegenheit der Finanzbeamten gewahrt bleibt", sagte der frühere Bundesverfassungsrichter der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

    Zuspruch erhielt Hoeneß von der Dominik-Brunner-Stiftung. "Wie kann unsere Gesellschaft noch Vorbilder haben, wenn wir von ihnen übermenschliche Perfektion in allen Lebensbereichen erwarten? Ein Mensch kann in manchen Bereichen falsch handeln - und jeder von uns macht Fehler – und dennoch in anderen Bereichen weiterhin als Vorbild dienen", schrieben die Vorstandsmitglieder der Einrichtung in einem offenen Brief an den Bayern-Präsidenten. Hoeneß ist bei der Stiftung als wichtiger Geldgeber zugleich Vorsitzender des Kuratoriums. "So wie wir Sie kennengelernt haben, sind wir überzeugt, dass Sie für Ihr Handeln persönlich geradestehen und dem öffentlichen Sturm tatkräftig begegnen werden", hieß es in dem Brief weiter.

    Die Besetzung des Aufsichtsrats der FC Bayern AG:

    Uli Hoeneß: Vorsitzender

    Herbert Hainer: Stellvertretender Vorsitzender und Vorstandsvorsitzender der Adidas AG

    Rupert Stadler: Stellvertretender Vorsitzender und Vorstandsvorsitzender der Audi AG

    Timotheus Höttges: Vorstand Finanzen und Controlling der Deutschen Telekom AG

    Karl Hopfner: 1. Vizepräsident des FC Bayern München

    Helmut Markwort: Vorstandsmitglied bei Hubert Burda Media, Herausgeber des Nachrichtenmagazins "Focus"

    Dieter Rampl: Verwaltungsratsvorsitzender der UniCredit Group, Aufsichtsratsvorsitzender der Börse München

    Edmund Stoiber: früherer bayerischer Ministerpräsident, Ehrenvorsitzender der CSU

    Martin Winterkorn: Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und der Porsche Automobil Holding SE (dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden