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Führungswechsel in München: FC Bayern: Die Abrechnung fällt aus

Führungswechsel in München

FC Bayern: Die Abrechnung fällt aus

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    Hoeneß wechselt und bleibt doch «Mr. FC Bayern»
    Hoeneß wechselt und bleibt doch «Mr. FC Bayern» Foto: DPA

    Die Perspektive ist für das Urteil über eine Sache oft entscheidender, als die Sache selbst. Louis van Gaal sprach nach dem Münchner 1:0-Sieg gegen Maccabi Haifa von einem "sehr guten Spiel", sogar von "einem unserer besten". Mark van Bommel kam zum entgegengesetzten Schluss: "Kein gutes Spiel." Der Kapitän kann das leicht sagen. Sein Platz ist sicher. Der Trainer aber steht mit dem Rücken zur Wand. Eine schlechte Perspektive, um über einen kümmerlichen Erfolg zu urteilen.

    Für neutrale Beobachter lag der Münchner Vortrag gegen die harmlosen Gäste aus Israel näher bei "nicht gut" als bei "gut". Was auch heißt: Der Rekordmeister tritt weiter auf der Stelle. Unter diesen Umständen durften sich die Münchner mit der Aussicht auf das Achtelfinale als großzügig entlohnt fühlen. Der entscheidende Beitrag dazu kam aus Bordeaux, wo die bereits qualifizierten Franzosen der Versuchung widerstanden, gegen Juventus Turin alle fünfe gerade sein zu lassen.

    Girondins gewann 2:0, weshalb es nun am 8. Dezember im Turiner Olympiastadion zum "Endspiel" zwischen Juve und Bayern um den Einzug ins Achtelfinale kommt. Die Münchner müssen gewinnen, ein Unentschieden ist zu wenig.

    Auf "50:50" beziffert Louis van Gaal deren Chancen. Aus anderer Perspektive kommt man zu anderen Einschätzungen. Deutsche Mannschaften haben in Italien nur selten etwas gewonnen. Das gilt auch für den FC Bayern. Aber vielleicht hat van Gaal in seine Prognose bereits Franck Ribéry und Arjen Robben eingerechnet. Der Franzose hat wieder mit dem Lauftraining begonnen, der Holländer könnte am Sonntag in Hannover auf der Bank sitzen. "Robben und Ribéry sind ante portas", freute sich Uli Hoeneß.

    Für Luca Toni dagegen ist die Tür zu. Der Italiener hatte wieder öffentlich über den Trainer geklagt ("Unser Verhältnis ist so gut wie am Ende") und seinen Wunsch zu wechseln bekräftigt. Van Gaal strich ihn daraufhin aus dem Aufgebot. 25 000 Euro hat Toni für seine Entgleisungen inzwischen bezahlt. Entschuldigt hat er sich nicht. Ein deutliches "mi dispicace" aber scheint Voraussetzung dafür, dass Trainer und Spieler wieder zusammenkommen.

    "Wenn die Entschuldigung erfolgt, denke ich, dass es noch eine Chance gibt zwischen ihm und Louis van Gaal", sagte Hoeneß, der in diesem Konflikt den Unterhändler spielt ("Ich versuche da zu vermitteln"). Hart eingreifen will der Verein nicht. Sportdirektor Christian Nerlinger: "Wie die beiden das lösen, dürfen sie selbst entscheiden." Van Gaal sitzt am längeren Hebel und bleibt kühl. Er braucht den Italiener nicht mehr. Mit dem wuchtigen Gomez und dem laufstarken Olic scheint sich eine Angriffsformation zu finden, die zueinanderpasst. Gomez hat gegen Leverkusen getroffen und Olic' Siegtor (62.) am Mittwoch vorbereitet. Klose, der wegen einer Ellbogenverletzung fehlte, muss sich wieder hinten anstellen.

    Er hoffe, hat Uli Hoeneß hinterher gesagt, dass der Verein nun ein paar Wochen Ruhe habe und ohne Trainerdiskussion auskomme. Das klang, als wäre die Diskussion vom Himmel gefallen. "Wir haben uns daran nie beteiligt", versichert der 57-Jährige treuherzig.

    Es war sein letztes Spiel als Manager. Heute Abend ist offiziell Schluss. Der Verein wählt eine neue Führung. Nach 30 Jahren im Amt wechselt Hoeneß auf den Präsidentenstuhl, den Franz Beckenbauer räumt. Hoeneß wird zudem Aufsichtsratsvorsitzender. Karl-Heinz Rummenigge bleibt Vorstandschef.

    Die große Abrechnung der Bayern-Gemeinde mit der Führung dürfte nun ausfallen. Ein mühsamer 1:0-Heimsieg gegen ein Null-Punkte-Team aus Israel genügt derzeit, um beim FC Bayern Freude zu verbreiten. Gemessen an den Ansprüchen des Rekordmeisters ist das kein gutes Zeichen.(Anton Schwankhart)

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