Fakt ist: Für die Frauen-Weltmeisterschaft 2011 lässt der Deutsche Fußball-Bund die größte PR-Kampagne seiner Geschichte laufen. Es wird sogar einen "Tatort" mit dem Thema Frauenfußball geben, mit Schauspielerin Ulrike Folkerts und DFB-Präsident Theo Zwanziger. Mehr geht nicht - zumindest von Seiten der Offiziellen und Profis.
In Augsburg treffen am 29. Juni, 15 Uhr, die Teams aus Norwegen und Äquatorial-Guinea aufeinander, am 2. Juli, 14 Uhr, kickt Nordkorea gegen Schweden und am 5. Juli um 18.15 Uhr trifft England auf Japan.
Wäre es nicht super, wenn das Augsburger Stadion dann bis oben voll mit jubelnden Fans ist?! Nein, es wäre nicht nur super, es ist Pflicht. Für jeden, der sich eine Karte leisten kann. Für jeden, der bei der Männer-WM auf irgendeinem Platz im Trikot, mit Deutschlandfahne auf der Wange und in der Hand mitgefiebert hat. Schließlich sieht es nicht nur doof aus, wenn die Augsburger Arena leer ist. Es wäre sogar irre peinlich. Die weitgereisten Spielerinnen sollen doch auch mal diese tolle Stadionatmosphäre schnuppern. Fahnen, Trikots und schwarz-rot-gelb-Girlanden vom Sommermärchen haben wir eh alle daheim. Anziehen, schminken und los. Was hält uns denn auf? Der Rasenmäher...?
Und außerdem Männer: In der kommenden Bundesliga-Saison Jahr spielt unter anderem der FC Bayern in Augsburg. Was sollen denn die vielen tausend Bundesligafans vor den Fernsehern von uns denken, wenn wir nicht mal zu einer WELTMEISTERSCHAFT dieses im Vergleich kleine Stadion füllen?! Das geht doch nicht!
Weitere Argumente, um mindestens ein Spiel in Augsburg zu sehen:
- Isabell Herlovsen, norwegische Nationalspielerin. Na, sagt Ihnen der Name was? Echte Bundesligafans kennen ihn: Papa Kai Erik Herlovsen spielte von 1981 bis 1990 für Borussia Mönchengladbach - und traf im Pokalfinale 1984 auf den FC Bayern. In der norwegischen Nationalmannschaft spielte Kai Erik Herlovsen natürlich auch.
- Nordkorea hat es bei der Asienmeisterschaft der Frauen im vergangenen Jahr bis ins Finale geschafft. Jo Yun-mi wurde dabei zur besten Spielerin des Turniers gewählt. (Der Titel 2010 ging allerdings an Australien.)
- Im japanischen Aufgebot stehen zwei Spielerinnen, die in Deutschland spielen: Yuki Nagasto beim deutschen Meister Turbine Potsdam, Kozue Ando beim FCR Duisburg. Kennen Sie nicht? Sie sollen auch kein Autogramm holen, sondern klatschen, jubeln, anfeuern!
- Über das Team von Äquatorial-Guinea gibt es laut Deutschem Fußballbund (DFB) immer wieder Gerüchte, ob all Spielerinnen Frauen sind. Man sollte also auf jeden Fall mal genauer hinschauen.
Einer Umfrage zufolge interessieren sich in Deutschland 18 Millionen für Frauenfußball. Wo sind die denn alle?! Wenn sich ein paar davon nach Augsburg verlaufen würden, dann würde sich zum Beispiel auch die Tourismusbranche mit all ihren Mitarbeitern riesig freuen.
Es werden übrigens nicht besonders viele Fans aus Nordkorea oder Äquatorial-Guinea anreisen. Umso mehr deutsche Fans müssen in Augsburg ran. Welches ausländische Team wir bei Spielen ohne deutsche Beteiligung anfeuern, ist jedem selbst überlassen.
Nach dem Finale werden wir dann geschlechterübergreifend die Sportschau sehen. Gemeinsam werden wir uns an das schwäbische Sommermärchen erinnern. Wenn die Damen dann wissen, was ein passives Abseits, die "Pille" für den Mann und eine Schwalbe ist, spätestens dann werden die Bundesliga-Fans die Frauenfußball-WM richtig zu schätzen wissen. Wegen der konstruktiven Gespräche.