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Formel 1: Vettel und das F-Wort auf dem Podest

Formel 1

Vettel und das F-Wort auf dem Podest

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    Während Räikkönen von Ex-Rennfahrer David Coulthard zum Sieg befragt wird, kippt ihm Vettel Rosenwasser über den Kopf. Foto: Ali Haider dpa
    Während Räikkönen von Ex-Rennfahrer David Coulthard zum Sieg befragt wird, kippt ihm Vettel Rosenwasser über den Kopf. Foto: Ali Haider dpa

    In einer eher vornehmen Übersetzung ins Deutsche würde die Formulierung ("We had the chance to fuck it up") des Hessen in etwa bedeuten: "Es hätte auch schief gehen können." Sei es aber nicht, meinte der Formel-1-Doppelweltmeister und grinste sich nach seinem dritten Rang beim Großen Preis von Abu Dhabi einen.

    Moderator David Coulthard, einst selbst Pilot bei Vettels Red-Bull-Team, entschuldigte prompt die unflätige Wortwahl des 25 Jahre alten Heppenheimers. Doch der trieb noch ein bisschen mehr Schabernack. Während Coulthard in feinstem Zwirn versuchte, dem wortkargen Sieger Kimi Räikkönen ein paar staatstragende Sätze zu entlocken, goss ihm Vettel das Rosenwasser aus seiner Champagner-Flasche über den Kopf. Coulthard nahm's mit Humor, Vettel erst recht.

    Zuvor hatte der zweimalige Formel-1-Weltmeister beim verrückten Flutlichtrennen von Abu Dhabi eine unglaubliche Aufholjagd sensationell mit dem dritten Platz gekrönt und durfte sich als moralischer Sieger fühlen. "Es ist wunderschön, hier oben zu stehen und Rosenwasser zu trinken", sagte Vettel nach der Grand-Prix-Tortur abgekämpft, aber über beide Backen strahlend. Der Red-Bull-Pilot wahrte durch seine Gala am Sonntag die Chance auf den vorzeitigen Titel-Hattrick in seinem 100. Grand Prix in zwei Wochen.

    Strafe wegen Tankpanne störte Vettel nicht

    Vettel ließ sich beim Großen Preis von Abu Dhabi auch von der Strafe wegen einer unerklärlichen Tankpanne in der Qualifikation und einem kaputten Flügel nicht vom WM-Kurs abbringen. In dem an Spannung nicht mehr zu überbietenden Rennen mit zwei Safety-Car-Phasen, dem Ausfall von Pole-Mann Lewis Hamilton und dem ersten Sieg von Rückkehrer Kimi Räikkönen im Lotus seit über drei Jahren kämpfte sich der wie entfesselt fahrende Vettel in der Wüste grandios auf den Podestplatz vor. Sein WM-Widersacher Fernando Alonso belegte im Ferrari zwar den zweiten Platz, holte damit aber lediglich drei Punkte auf.

    Das ist Sebastian Vettel

    Geboren ist Sebstian Vettel in Heppenheim bei Darmstadt in Deutschland.

    Sein aktueller Wohnsitz ist in Ellighausen in der Schweiz

    Vettel ist am 3. Juli 1987 geboren.

    Der Rennfahrer ist 174 cm groß und wiegt 64 Kilo.

    Vettel ist noch nicht verheiratet. Er hat aber eine Freundin mit dem Namen Hanna.

    Seinen ersten Grand Prix fuhr Vettel in Amerika im Jahr 2007. Er ersetzte dabei für das BMW Sauber F1 Team den verletzten Robert Kubica. Vettel war damals 19 Jahre alt, als er seine ersten Runden als Formel-1-Pilot auf der Rennstrecke von Indianapolis drehte. Er belegte am Ende den achten Platz und holte den ersten WM-Punkt seiner Karriere.

    Von BMW wechselte Vettel zur Scuderia Toro Rosso im Juli 2007. Dort ersetzte er den US-Amerikaner Scott Speed. Sein erster Grand Prix war in Ungarn.

    Im September 2008 holte Vettel seine erste Pole bei einem Formel-1-Rennen. In Monza legte er im Alter von 21 Jahren und 73 Tagen die beste Runde hin und ist damit der jüngste Fahrer der Formel-1-Geschichte, der eine Pole holte.

    In Monza holte Vettel sogleich den ersten Sieg seiner Karriere. Damit ist er auch der jüngste Fahrer der Formel-1-Geschichte, der einen Grand Prix gewann.

    Ab 2009 setzte Red-Bull-Eigner Dieter Mateschitz den hochveranlagten Vettel bei Red Bull Racing als Teamkollegen von Mark Webber ein. In seiner ersten Saison zeigte der Heppenheimer bereits, dass er das Zeug zum Weltmeister hat.

    Im Jahr 2010 ging dann Vettels Stern völlig auf. Er dominiert über weite Strecken das Feld, leistete sich aber noch ein paar zu viele Fehler, die íhm unnötige Punkte kosteten. Im Schlussakkord beim Großen Preis von Abu Dhabi setzte er sich mit starken Nerven jedoch gegen Fernando Alonso durch. Damit wurde Vettel 2010 im Alter von 23 Jahren und 134 Tagen zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten.

    2011 wurde er zum zweiten Mal Weltmeister. Somit ist er der jüngste Doppelweltmeister aller Zeiten.

    2012 holte er seinen dritten WM-Titel in Folge.

    "Wir haben das Rennen heute bei den Hörnern gepackt. Wir haben nur ganz, ganz wenige Punkte verloren, auch wenn es am Anfang des Rennens ganz anders aussah", bilanzierte Vettel zufrieden. Alonso beteuerte: "Ich bin sehr glücklich." Allerdings klang das nicht überzeugend. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali gestand: "Wir hätten natürlich gerne mehr Abstand auf Sebastian erreicht, wenn man sieht, von wo aus er losgefahren ist."

    Für Vettel war sein Podestplatz trotz einiger Rückschläge keine Riesenüberraschung. "Um ehrlich zu sein, habe ich daran geglaubt", versicherte er. "Das Podium war mein Ziel. Wir haben fantastisch gekämpft und nur ganz wenige Punkte verloren." Red-Bull-Teamchef Christian Horner lobte seinen Star: "Seb ist ein fantastisches Rennen gefahren. Hinter Alonso ins Ziel zu kommen, ist mehr, als wir uns erträumt haben."

    Vorzeitiger Titelgewinn für Vettel möglich

    Vettel kann nun bereits beim vorletzten Saisonlauf in Austin vorzeitig den WM-Hattrick perfekt machen. Obwohl sein Vorsprung etwas schrumpfte, führt der Red-Bull-Pilot nach 18 von 20 Rennen mit 255 Punkten vor Alonso (245). Nun muss er in den USA 16 Zähler mehr als der Spanier holen, um schon dort Champion zu werden.

    Nach dem Tank-Malheur ging Vettel aus der Boxengasse ins Rennen und startete als Letzter gleich eine beherzte Aufholjagd. Wegen 0,35 Liter zu wenig Benzin im Tank hatte er seinen dritten Platz in der Qualifikation verloren. Spielerisch leicht machte Vettel in den ersten vier von 55 Umläufen zehn Plätze gut. Er beschädigte bei einem Überholmanöver zwar einen Teil am Frontflügel, konnte aber zunächst problemlos weiterfahren.

    Nico Rosberg überstand einen schweren Unfall in der neunten Runde mit Narain Karthikeyan unverletzt. Er flog beim Überholversuch mit seinem Mercedes über den plötzlich langsamer werdenden HRT-Rennwagen des Inders. Rosberg landete aber auf allen vier Rädern und knallte dann in die Reifenbarriere. "Alles okay. Es war nicht so heftig", gab der Wiesbadener Entwarnung.

    Durch die Safety-Car-Phase rückte das Feld zusammen, wodurch Vettel seinen Rückstand auf die Spitze vorübergehend weiter verringern konnte. Aber in der zwölften Runde dann ein weiterer Rückschlag: Beim Aufwärmen der Reifen raste er bei einem Ausweichmanöver gegen Daniel Ricciardo über eine Styropor-Markierung und zerstörte damit den lädierten Frontflügel komplett.

    Vettel schimpfte über Boxenfunk wie ein Rohrspatz: "Was macht der!". Später räumte er ein, da "einen Fehler" gemacht zu haben. Weil der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim nun an die Box musste, fiel er vom 13. Platz ans Ende auf Rang 21 zurück. Die mühevolle Aufholjagd begann wieder von Null. Aber bei Halbzeit dieses spektakulären Rennens hatte sich Vettel schon auf den siebten Platz vorgekämpft.

    Geglückte Attacke auf Jenson Button

    Ein zusätzlicher Reifenwechsel schien Vettel wieder zurückzuwerfen, erwies sich aber nach der zweiten Safety-Car-Phase als großer Vorteil. Dank der frischen Gummis konnte er nach der Freigabe des Rennens als Viertplatzierter voll attackieren. In der drittletzten Runde überholte er Jenson Button.

    Michael Schumacher (Kerpen) kam im drittletzten Grand Prix seiner einmaligen Karriere im Mercedes auf den elften Platz. Der Rekord-Weltmeister blieb damit zum fünften Mal in Serie ohne Punkte. Timo Glock (Wersau) wurde im Marussia 14. Force-India-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich) schied kurz nach dem Start als unverschuldetes Opfer eines Unfalls aus.

    Räikkönen feierte nach zwei Jahren Formel-1-Pause den insgesamt 19. Sieg seiner Karriere. Der Finne setzte sich nach 55 spannenden Runden auf dem 5,554 Kilometer langen Yas Marina Circuit in 1:45:58,667 Stunden mit 0,852 Sekunden Vorsprung vor Alonso durch. Vettel wies 4,163 Sekunden Rückstand auf. Vorjahressieger Lewis Hamilton musste in der 20. Runde klar in Führung liegend seinen McLaren-Mercedes wegen eines technischen Problems abstellen. (dpa)

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