Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Formel 1: Sebastian Vettel und sein "verrückter Frosch"

Formel 1

Sebastian Vettel und sein "verrückter Frosch"

    • |
    Sebastian Vettel der "crazy frog" Guillaume Rocquelin.
    Sebastian Vettel der "crazy frog" Guillaume Rocquelin.

    Es gibt Formel-1-Piloten, die regelrechte Quasselstrippen sind. David Coulthard hörte im Boxenfunk gar nicht mehr auf zu reden. "Er hat sich über die Fahrweise der Kollegen beschwert, über das Wetter aufgeregt oder sonst was erzählt", berichtet Guillaume Rocquelin. Er muss es wissen, denn der 39-jährige Franzose war vier Jahre lang der Renn-Ingenieur des Schotten im Red-Bull-Auto. Seit Jahresbeginn arbeitet Rocquelin mit Sebastian Vettel zusammen. In dem rund 60-köpfigen Team an der Strecke ist er der wichtigste Mann für den Deutschen.

    Seinen Job beschreibt der Renn-Ingenieur so: "Der erste Teil meiner Aufgabe ist es, das Auto auf den Kurs abzustimmen. Zusammen mit Sebastian erarbeiten wir das Setup des Autos für die Strecke."

    Ein Formel-1-Bolide ist ein Sportgerät, das so gut wie möglich an jeden Kurs angepasst werden muss. Beispiel: Auf der langsamsten Strecke des Formel-1-Kalenders in Monaco wird mit viel Flügeln versucht, so viel Haftung wie möglich zu erzeugen. Auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke wie in Monza dagegen würden zu viele und steile Flügel dem Auto auf den Geraden zu viel Luftwiderstand entgegensetzen, was Höchstgeschwindigkeit kostet. Es gilt den goldenen Kompromiss zu finden wie im zehnten Saisonlauf am kommenden Sonntag (Start: 14 Uhr/live in RTL und Sky) auf dem Hungaroring in Budapest.

    Problem an der Stimme erkennen

    Doch weit mehr als technisches Verständnis ist gefragt. "Der zweite Teil meiner Aufgabe ist die eines Fußball-Trainers. Ich muss dafür sorgen, dass die Mechaniker mit Sebastian und mir reibungslos zusammenarbeiten", berichtet der Mann aus Dijon. Bisher hat die Kooperation glänzend funktioniert, wie der zweite WM-Platz von Vettel (47 Punkte) hinter dem BrawnGP-Piloten Jenson Button (68) zeigt. Allerdings sei "sein" Pilot unkompliziert: "Sebastian ist ein Geschenk", sagt der Franzose.

    Die ideale Beziehung zwischen Renn-Ingenieur und Pilot beschreibt Timo Glock: "Wenn sich beide in die Augen sehen und verstehen". Der Toyota-Pilot weiß es aus leidvoller Erfahrung. Denn sein Team wechselte den Renn-Ingenieur kurz vor dem Deutschland-Grand-Prix zuletzt auf dem Nürburgring aus. Die Folge: Im Qualifying landete der Wersauer nur auf dem vorletzten Platz. "Man braucht einige Rennen, um ein eingespieltes Team zu werden."

    Diese Phase haben Vettel und Rocquelin hinter sich, beide agieren längst wie ein erfahrenes Ehepaar. "Ich erkenne schon am Klang seiner Stimme, ob es ein Problem gibt", sagt Rocquelin, der nicht nur in das Auto, sondern auch den Piloten hineinhorchen kann. Das sei nichts Besonderes, schließlich "verbringe ich mit Sebastian ja mehr Zeit als mit meiner Frau".

    Der Franzose erklärt, warum der 22-jährige Deutsche ein so außergewöhnliches Talent und vielleicht der nächste Schumacher ist: "Sebastian ist älter, als er ist. Die Art, wie er agiert, wie er über ein Auto redet, zeigt, dass er schon über viel Erfahrung verfügt." In seinen Aussagen über das Verhalten des Boliden sei der Red-Bull-Pilot präzise und kann sich gut an Fehler erinnern, die vielleicht bei einer Testfahrt vor einem halben Jahr aufgetreten sind.

    Der verrückte Frosch

    Im Gegensatz zu Coulthard spricht der Heppenheimer während des Rennens nur das Nötigste über den Boxenfunk. "Das ist gut so, denn so kann er sich und ich mich auf den Job besser konzentrieren", lobt Guillaume Rocquelin, der zum Schluss eine Geschichte erzählt, die das besondere Talent der neuen deutschen Motorsporthoffnung unterstreicht. Beim dritten Saisonrennen in Schanghai deutete sich in der letzten Qualifying-Session ein Defekt am Red Bull an. Rocquelin, von Vettel auch gerne "crazy frog", verrückter Frosch, gerufen, teilte dem Heppenheimer mit, dass sein Wagen nur noch für eine schnelle Runde gut sei. "Neun von zehn Piloten hätten in dieser Situation vielleicht aufgegeben und sich gesagt: Pech gehabt im Qualifying oder sie hätten geschimpft. Vettel legte in der einen Runde die Bestzeit hin und stand auf der Pole-Position."

    Vertragsverlängerung

    Mark Webber bleibt auch in der kommenden Saison Teamkollege von Sebastian Vettel bei Red Bull. Das Team des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz gab im Vorfeld des Großen Preises von Ungarn die weitere Zusammenarbeit mit dem 32 Jahre alten Australier für 2010 bekannt. Webber fährt seit 2007 für Red Bull.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden