Charles Leclerc fährt in der Erfolgsspur. Der Ferrari-Pilot hat sein zweites Rennen in der virtuellen Formel 1 gewonnen. Wenn schon nicht real, dann will er zumindest am Simulator erfolgreich sein. In Shanghai war er schneller als seine Rivalen, Zweiter nach 28 Runden wurde Red-Bull-Fahrer Alexander Albon. Mit einem echten Grand-Prix-Sieg aber lässt sich der Erfolg an der Konsole nicht vergleichen. "Den Computer auszuschalten und Pasta zu kochen ist ein bisschen weniger glamourös, als auf dem Podium Champagner zu verspritzen", sagte Leclerc, der bereits auch in Melbourne gewonnen hatte.
Bis er tatsächlich wieder Champagner verspritzen kann, wird es noch dauern. Wegen der Corona-Krise wird die Formel 1 noch länger stillstehen. Anfang Juli könnte der Saisonauftakt gelingen, zumindest sieht sich die Strecke im österreichischen Spielberg dafür bereit. Wohl aber ohne Fans, was vor allem Sebastian Vettel nicht so recht gefallen mag. Er würde lieber länger warten, bis wieder Rennen unter gewohnten Bedingungen möglich sind. Wann das aber sein könnte, weiß niemand.
Leclerc ist der Mann der Zukunft
Leclerc also ist virtuell erfolgreich. Vettel, der zwar seit kurzem einen Simulator zu Hause hat, fährt in der virtuellen Formel 1 nicht mit. Das ist nicht seine Welt. Vettel ist ein Fahrer der alten Schule. Leclerc dagegen ist die Zukunft. Vor allem bei Ferrari. Bis 2024 haben die Italiener den Vertrag mit dem 22-Jährigen verlängert. Mit Vettel dagegen hatte die Scuderia vor der Corona-Pause verhandelt, momentan ruhen die Gespräche.
Vettels Vertrag läuft am Ende der Saison aus. Der 32-Jährige will verlängern, das ist keine Frage. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hatte den Heppenheimer zuletzt mehrfach gelobt. "Seb ist eine authentische und aufrichtige Person. Er liebt seinen Job, er liebt ihn wirklich, und das ist einer der Gründe, warum auch wir bei Ferrari ihn so sehr schätzen". Aber auch so sehr, um ihn langfristig an das Team zu binden?
Vettel hatte zuletzt immer Verträge, die über drei Jahren andauerten. Dass er das gerne wieder hätte, daran lässt er keinen großen Zweifel. "Ich weiß, dass ich einer der erfahreneren Piloten in der Formel 1 bin, aber nicht der Älteste. Ich denke nicht, dass es in dieser Beziehung ein Alterslimit gibt", sagt Vettel. Die Vertragsdauer also könnte der Knackpunkt zwischen Vettel und Ferrari sein. Zuletzt wurde darüber spekuliert, dass die Scuderia dem deutschen Piloten nur einen Ein-Jahres-Vertrag anbieten möchte.
Vettel fährt den Ferrari-Erwartungen hinterher
Bislang hat Vettel die Erwartungen nicht erfüllt. Auch nach fünf Jahren bei Ferrari hat er den Weltmeistertitel mit den Italienern noch nicht gewonnen. Was zum Teil an ihm selbst und den Fehlern des Teams liegt, aber in erster Linie auch an Lewis Hamilton.
Der Mercedes-Pilot lässt sich in seiner Titeljagd nicht beirren. Allerdings läuft auch der Vertrag des Briten bei den Silberpfeilen am Ende der Saison aus. Er könnte ein Kandidat für Ferrari sein, wobei eine Trennung von Mercedes recht unwahrscheinlich klingt. Andererseits hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff erst kürzlich eine Millionen-Investition beim künftigen Formel-1-Rivalen Aston Martin getätigt. Auch Wolffs Vertrag läuft Ende des Jahres bei Mercedes aus, zuletzt wurde gemunkelt, er könnte Geschäftsführer bei Aston Martin werden oder gar an die Formel-1-Spitze rücken.
Hamilton benötigt seine Freiheit
Wolff und Hamilton haben ein vertrauensvolles Verhältnis. Wolff hat erkannt, dass Hamilton seine Freiheiten braucht, um erfolgreich zu sein. Also lässt ihn der Österreicher weitestgehend machen. Hamilton dankt es mit Erfolgen. Was aber passiert, sollte Wolff Mercedes tatsächlich verlassen?
Vettel ist überzeugt, dass bis zum ersten Rennen die Sache erledigt ist. Aus dem Weg geräumt, wie er sagt. Klingt nicht nach großem Spaß.
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