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Formel 1: Sebastian Vettel attackiert Webber

Formel 1

Sebastian Vettel attackiert Webber

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    Die Show muss weitergehen, trotz des Streits zwischen Mark Webber und Sebastian Vettel.
    Die Show muss weitergehen, trotz des Streits zwischen Mark Webber und Sebastian Vettel. Foto: Ahmad Yusni (dpa)

    Sebastian Vettel sitzt entspannt auf seinem Hocker im proppenvollen Motorhome von Red Bull und lächelt. Was der Weltmeister am Donnerstag in Shanghai aber über seinen Teamkollegen Mark Webber zu sagen hat, ist kompromisslos und birgt puren Zündstoff. „In Anbetracht der Ereignisse in den letzten Jahren, glaube ich, dass der Mark es nicht verdient gehabt hätte, dass ich den zweiten Platz halte und ihm den Sieg überlasse“, sagt Vettel. 30 Minuten muss er sich bohrenden Fragen stellen. Am Ende ist klar: Vettel ist nach der anfänglichen Defensive inklusive Entschuldigung für den Sieg-Klau in Malaysia zur Attacke übergegangen.

    Deutlicher Führungsanspruch

    Er unterstrich im Fahrerlager des Shanghai International Circuits, welcher Fahrer bei Red Bull das Sagen hat: Er. Und wer sich ganz hinten anstellen muss: Webber. Der Heppenheimer betonte fast schon beiläufig seinen Führungsanspruch bei Red Bull und legte im Zoff mit dem 36 Jahre alten Routinier aus Queanbeyan nach. „Es gab mehr als eine Situation in der Vergangenheit, als er dem Team hätte helfen können, er es aber nicht tat“, so Vettel. Auf die Frage, ob er befürchte, künftig auf die Hilfe von Webber verzichten zu müssen, meinte er trocken: „Um ganz ehrlich zu sein, gab es nie Unterstützung von seiner Seite.“ Worte, die sitzen.

    Webber nimmt das Feuer raus, Vettel schürt es wieder

    Formel 1: Das ist Sebastian Vettel

    Team: Ferrari

    Geburtsdatum: 03. Juli 1987 Geburtsort: Heppenheim (Deutschland) Wohnort: Kemmental (Schweiz)

    Größe: 1,74 m Gewicht: 64 kg, Familie: ledig

    F1-Debüt: USA 2007 Erster GP-Sieg: GP Italien September 2008

    Größte Erfolge: Weltmeister 2010, 2011,2012 und 2013 - jüngster Vierfach-Weltmeister aller Zeiten

    Bisherige Teams: BMW Sauber (Testfahrer 2006-07), Scuderia Toro Rosso (2007-08), Red Bull (2009-14), ab 2015 Ferrari

    Stärken: Sebastian Vettel ist nahezu der perfekte Rennfahrer: Er ist konzentriert auf den Punkt, nervenstark und wahnsinnig schnell. Zudem ist er, wenn es drauf ankommt, immer voll fokussiert und lässt sich von nichts ablenken. Der Heppenheimer kann ein Rennen von vorne aus dominieren. Trotz seiner erfolgreichen Jahre bleibt Vettel wissbegierig und stets bescheiden. Er ist ein Wettkampf-Typ bis in die Haarspitzen.

    Schwächen: Sebastian Vettel hat eigentlich so gut wie keine Schwächen. Im dichten Verkehr ist er manchmal fehleranfällig. Außerdem kann er außerordentlich schlecht verlieren, wenn dies denn bei Hochleistungssportlern überhaupt eine Schwäche ist.

    Der Vierfach-Weltmeister hat eine Schwäche für Frauennamen. Vettel verpasste seinen Formel-1-Flitzern in den letzten Jahren nämlich stets weibliche Kosenamen.

    Rund eine Stunde zuvor hatte sich Webber, neuerdings mit einer Kurzhaarfrisur, auf der offiziellen Pressekonferenz des Automobilweltverbandes FIA zum Großen Preis von China noch moderat gezeigt; zwar hatte er auf dem Podium mit den Kollegen Nico Rosberg und Sergio Perez gescherzt, seine Worte aber wohl abgewägt und sich Zeit für seine Antworten genommen. „Wir müssen versuchen, unsere Emotionen im Griff zu haben, aber das gehört nun mal zu unserem Job“, sagte Webber und meinte später zu dem Zoff: „Wir können das nicht mit uns rumschleppen.“

    Vettel hingegen beschrieb die Beziehung der beiden deutlich. „Ich würde, um ehrlich zu sein, nicht von Vertrauen sprechen, wir haben ein professionelles Verhältnis.“ Seine Worte erinnerten bisweilen auch an Michael Schumacher, sein Kindheitsidol. Auf die Frage, wie die Reaktion der Red-Bull-Mitarbeiter auf seine Abbitte gewesen sei, sagte Vettel nun: „Ehrlich gesagt haben die Leute nicht verstanden, wofür ich mich entschuldige.“ Er stellte klar: „Ich habe mich beim Team entschuldigt.“ Nicht bei seinem Kollegen Webber, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft.

    Stallorder bleibt weiter ein Thema

    Formel 1: Die Teams und Fahrer 2013

    RED BULL: Sebastian Vettel (Heppenheim)/Mark Webber (Australien)

    FERRARI: Fernando Alonso (Spanien)/Felipe Massa

    MCLAREN-MERCEDES: Jenson Button (Großbritannien)/Sergio Perez (Mexiko)

    LOTUS: Kimi Räikkönen (Finnland)/Romain Grosjean (Frankreich)

    MERCEDES AMG: Nico Rosberg (Wiesbaden)/Lewis Hamilton (Großbritannien)

    SAUBER: Nico Hülkenberg (Emmerich)/Esteban Gutierrez (Mexico)

    FORCE INDIA: Paul di Resta (Großbritannien)/Adrian Sutil (Gräfelfing)

    WILLIAMS: Pastor Maldonado (Venezuela)/Valtteri Bottas (Finnland)

    TORO ROSSO: Daniel Ricciardo (Australien)/Jean-Eric Vergne (Frankreich)

    CATERHAM: Charles Pic (Frankreich)/Giedo van der Garde (Niederlande)

    MARUSSIA: Max Chilton (Großbritannien/Jules Bianchi (Frankreich)

    Triple-Champion Vettel hatte schon am Vortag erklärt: „Ich entschuldige mich nicht fürs Gewinnen. Dafür bin ich an erster Stelle angestellt worden und darum bin ich hier.“ Die Missachtung der Stallorder sieht er nicht als Glaubwürdigkeitsverlust von Teamchef Christian Horner. „Er ist der Chef, er hat das Sagen über alle Angestellten und führt die Mannschaft“, so Vettel.

    Der Formel-1-Kalender 2013

    17. März Australien/Melbourne

    24. März Malaysia/Sepang

    14. April China/Shanghai

    21.April Bahrain/Manama

    12. Mai Spanien/Barcelona

    26. Mai Monaco/Monte Carlo

    9. Juni Kanada/Montréal

    30. Juni Großbritannien/Silverstone

    7. Juli Deutschland/Nürburgring

    28. Juli Ungarn/Budapest

    25. August Belgien/ Spa-Francorchamps

    8. September Italien/Monza

    22.September Singapur/Singapur

    6. Oktober Südkorea/Yeongam

    13. Oktober Japan/Suzuka

    27. Oktober Indien/Noida

    3. November Abu Dhabi/Abu Dhabi

    17. November USA/Austin/Texas

    24. November Brasilien/São Paulo

    Der 25-Jährige schloss am Donnerstag jedoch nicht aus, in einer vergleichbaren Situation wie in Malaysia wieder gegen die Order des Kommandostandes zu handeln. „Ich würde wahrscheinlich das gleiche machen“, sagte er und sorgte damit auch bei Konkurrenten für Verwunderung. „Ich bin persönlich überrascht, dass er so was sagt“, meinte Ex-Champion und McLaren-Pilot Jenson Button. Was die Weisung in Sepang betrifft, habe er sie schlicht und einfach nicht verstanden, beteuerte Vettel.

    Der WM-Führende sieht sich in dem Streit mit Webber nach eigener Aussage „nicht als ,Bad Guy‘“. Auch wenn er teils harsche Kritik hatte einstecken müssen. „Ich kann nicht mit der Einstellung reingehen, es jedem recht zu machen“, meinte Vettel. Red Bull ist von der Teamorder längst wieder abgerückt. Das hatte Motorsportchef Helmut Marko angekündigt. „Stallorder wird es bei uns keine mehr geben“, sagte er. Damit gilt ab Shanghai das alte Motto: Freie Fahrt für beide Piloten. Das hatte in der Vergangenheit zwar oft für Zündstoff gesorgt. Einen Streit wie nach dem Sieg in Sepang hatte es aber nicht gegeben. (dpa)

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