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Fernsehen: Die Sportschau wird 60 - mit vielen besonderen Momenten

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Die Sportschau wird 60 - mit vielen besonderen Momenten

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    Heribert Faßbender (links) und Steffen Simon bei Faßbenders Abschied als Sportchef 2006.
    Heribert Faßbender (links) und Steffen Simon bei Faßbenders Abschied als Sportchef 2006. Foto: picture alliance / dpa

    Der Samstagabend beginnt seit Jahrzehnten für viele Sportfans mit der "Sportschau" im Ersten. Sport- und Fußballfans fiebern darauf hin und verzichten oft nachmittags extra darauf, auf die Ergebnisse der Fußball-Bundesliga zu schauen, damit die Sportschau spannender ist, und man beim Fußball mitfiebern kann. Aber auch wer nicht sportbegeistert ist, kennt die Sportschau. Sie ist in vielen Familien fester Bestandteil des Abendprogramms am Samstag und Freundesgruppen verabreden sich zum Fußballgucken. Am Freitag wird sie sechzig Jahre alt - und blickt auf bewegende 60 Jahre zurück.

    Nicht an einem Samstag, sondern an einem Sonntag, nämlich dem 4. Juni 1961 um 21.45 Uhr, moderierte "Mister Sportschau" Ernst Huberty die erste Ausgabe. Im Programm: Feldhandball und Rudern - und zwar nicht auf dem ersten Fernsehsender. Aus dem Zweitsender ARD 2, in dem die Sportschau zunächst ausgestrahlt wurde, wurde zwei Jahre später das ZDF.

    Zwei Jahre später startete auch erst die Fußball-Bundesliga, am 24. August 1963. Am Samstagabend gab es aber erst ab 1965 Ausschnitte ausgewählter Spiele zu sehen, weil sich der Deutsche-Fußball-Bund dagegen stellte, aus Angst, es kämen dann weniger Zuschauer in die Stadien, wie Ernst Huberty es später mal erzählte. Nicht nur das Angebot, auch die Technik war damals noch eine andere: In den Anfangsjahren der Sportschau brachten Motorradkuriere die Filmrollen am späten Samstagnachmittag eilig ins Kopierwerk nach Köln.

    Die Sportschau wurde in den Siebzigern lockerer

    Die Bundesliga war schon früh das Zugpferd der Sportschau, die sich aber schon in den Siebzigern veränderte. Die Sendung, die am Anfang vor allem von Ernsthaftigkeit lebte, wurde lockerer. Nach fast zehn Jahren, im März 1971, führte die Sportschau das "Tor des Monats" ein. Es brachte Interaktion, weil Zuschauer selber abstimmen konnten, und lockerte die Sendung etwas auf. Zuschauer konnten auch bei der Kür zum "Galopper des Jahres" mitbestimmen. Auch das "Fußballballett" lockerte die Sendung auf. Bewegungen von Spielern, Fans und Schiedsrichtern wurden häufig zu Tanzschritten zusammengeschnitten und mit Musik hinterlegt.

    Die Sendung lebte auch stets von seinen Moderatoren. So wurden Millionen Fernsehzuschauer zwanzig Jahre lang von Moderator Heribert Faßbender mit "Guten Abend allerseits" begrüßt. Er war, genauso wie Ernst Huberty, der Mann der ersten Stunde, prägend für die Sportschau. War Huberty das Gesicht der 60er und 70er Jahre, wurde es Faßbender in den 80er und 90er Jahren. 1999 wurde die immer buntere und modernere Sportschau auch weiblicher. Anne Will beerbte Heribert Fassbender als Sportschau-Moderatorin und wurde zur ersten weiblichen Stimme der Sendung.

    Ein prägendes Moderatoren-Gesicht der Sportschau war über Jahre hinweg Ernst Huberty (Mitte), der sich hier 1971 mit seinen Mitarbeiten über die zahlreichen Einsendungen zur „Tor des Monats“ freut.
    Ein prägendes Moderatoren-Gesicht der Sportschau war über Jahre hinweg Ernst Huberty (Mitte), der sich hier 1971 mit seinen Mitarbeiten über die zahlreichen Einsendungen zur „Tor des Monats“ freut. Foto: dpa-bildfunk

    Anne Will modernisierte die Sportschau also weiter, und sie kam in einer schwierigen Zeit: Seit 1988 waren die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga nicht mehr exklusiv der ARD vorbehalten, weil das Bezahlfernsehen die Bundesligaspiele live überrtrug. Die Sportschau zeigte zwar zunächst nach wie vor Zusammenfassungen der Spiele, verlor dieses Recht aber 1992 und musste bis 2003 ohne Videomaterial aus der Bundesliga auskommen. Die Ergebnisse wurden nur noch mit hinterlegten Bildern vorgelesen, was dazu führte, dass die Einschaltquoten sanken. Andere Sportarten und auch praktische Tipps, wie die Aufforderung an die Zuschauer, mehr Sport zu treiben, rückten mehr in den Fokus der Sendung.

    Seit 2003 wird die Bundesliga wieder im Ersten übertragen, sie ist Hauptbestandteil der Sendung, die am Samstagabend von 18 bis 20 Uhr ausgestrahlt wird. In der abgelaufenden Bundesliga-Saison 2020/21 lag die höchste Quote laut ARD bei 5,36 Millionen Zuschauern, was einem Marktanteil von 19,2 Prozent entspricht.

    Rudi Völlers Wutrede ist eines der berühmtesten Interviews im Deutschen Sportfernsehen

    Aber nicht nur die Sendung, die am Samstagabend Sportereignisse zusammenfasst, gehört zur Sportschau, sondern auch Liveübertragungen von Fußballspielen, Welt- und Europameisterschaften und Olympischen Spielen. Am Rande der Live-Berichterstattung sorgen immer wieder kuriose Interviews oder Moderationen für Aufsehen. So schrieb der damalige Teamchef der Deutschen Nationalmannschaft, Rudi Völler, Fernsehgeschichte, als er am 6. September 2003 die Erwartungshaltung an die Deutsche Fußballnationalmannschaft harsch kritisierte, zum Rundumschlag gegen mehrere Journalisten ausholte und Moderator Hartmann anraunzte, er habe schon drei Weizenbier getrunken.

    Liveübertragungen von Fußballspielen und Turniere wie Welt- und Europameisterschaften begleitet die Sportschau seit vielen Jahren. Von 1997 bis 2010 besprachen der ehemalige Nationalspieler und Weltmeister Günter Netzer und ARD-Moderator Gerhard Delling viele Fußballspiele gemeinsam und kriegten sich regelmäßig auf liebevolle Art und Weise in die Haare. Die Neckereien des Moderators Delling und des Experten Netzer gehörten für Millionen Zuschauer zu Fußball-Übertragungen dazu. Wenn Netzer Delling dessen Fußball-Fachkenntnisse auf humorvolle Art absprach und Delling Netzers frühere fußballerische Klasse anzweifelte, gehörte genauso zur Sportschau wie die inhaltliche Berichterstattung.

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