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FIFA-Skandal: So geht es für Blatter und seine Widersacher weiter

FIFA-Skandal

So geht es für Blatter und seine Widersacher weiter

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    Joseph Blatter ist von sich überzeugt.
    Joseph Blatter ist von sich überzeugt. Foto: Walter Bieri (dpa)

    Auch nach der vierten Wiederwahl von Joseph Blatter als FIFA-Präsident und dem vorerst gewonnenen Machtkampf des Schweizers mit der UEFA bleibt es spannend im Weltfußball. Nicht nur die Justiz-Krimis um die US-Enthüllungen im Korruptionsskandal und Schweizer Untersuchungen zu umstrittenen WM-Vergaben bergen Sprengstoff.

    Wie geht es weiter für...?

    Joseph Blatter: Im Zuge der Festnahmen von sieben Fußball-Funktionären in Zürich sieht der Schweizer sich nicht selbst in Gefahr. "Verhaftet, wofür? Nächste Frage", beschied er bei der Pressekonferenz zum Abschluss des Kongress-Wochenendes. Richard Weber, Chef der US-Steuerfahndung, wollte nicht erklären, ob Blatter unter den verbliebenen Zielen der Untersuchungen ist. Auch wenn die FIFA-Mitglieder dem Dauer-Regenten erneut das Vertrauen aussprachen, spekulierte Englands Verbandspräsident Greg Dyke, dass Blatter angesichts weiterer Enthüllungen sich nicht länger als zwei Jahre im Amt halten könnte.

    Das ist die FIFA

    FIFA ist ein Akronym für Fédération Internationale de Football Association.

    Der Weltfußballverband wurde am 21. Mai 1904 in Paris gegründet.

    Die Zentrale der FIFA befindet sich in Zürich (Schweiz).

    Die FIFA ist offiziell ein gemeinnütziger Verein im Sinne des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, außerdem im Handelsregister eingetragen.

    Der FIFA gehören aktuell 209 Nationalverbände an. Sie müssen gleichzeitig Mitglied eines der sechs Kontinentalverbände sein.

    Seit 1998 ist der Schweizer Sepp Blatter Präsident des Fußballverbandes.

    Im Jahr 2012 zeichnet der Journalisten-Bund "Netzwerk Recherche" die FIFA mit der sogenannten Verschlossenen Auster aus. Damit prangerten die Journalisten die Ignoranz des Fußballverbandes gegenüber wiederholten kritischen Medienanfragen an.

    Die FIFA ist seit Jahren mit Vorwürfen der Korruption und Schmiergeldzahlungen konfrontiert.

    Im Jahr 2014 verfügte die FIFA über ein Kapital von 1,523 Milliarden Dollar.

    Am 27. Mai 2015 eröffnet die Schweizer Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit den Vergaben der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar ein Strafverfahren.

    Die nächsten öffentliche Auftritte sieht das FIFA-Protokoll für Blatter am 20. Juni beim Finale der U20-WM in Auckland und am 5. Juli beim WM-Endspiel der Frauen in Vancouver vor. Auch wenn die gastgebenden Verbände Neuseeland und Kanada sich für Blatter-Gegenkandidat Prinz Ali bin al-Hussein ausgesprochen hatten, wird Blatter die Reisen antreten. "Ich bin der Präsident aller, auch der Verbände, die nicht für mich gestimmt haben." Ein Zwischenstopp in den USA dürfte aber nicht auf dem Programm stehen - die amerikanischen Behörden wären wohl an einem Gespräch mit dem FIFA-Boss interessiert.

    Michel Platini: Der UEFA-Präsident geht als großer Verlierer aus dem FIFA-Kongress. Sein Appell an Blatter zum Rückzug blieb ungehört. Platini konnte dabei nicht alle Europäer hinter al-Hussein vereinen - sogar der französische Verband votierte für den Amtsinhaber. Eine Ohrfeige für Platini.

    Die FIFA-Skandale unter der Führung von Präsident Joseph Blatter

    DIE PRÄSIDENTSCHAFTSWAHL 1998: Der damalige FIFA-Generalsekretär Joseph Blatter gewinnt die Präsidentschaftswahl gegen UEFA-Präsident Lennart Johansson kurz vor WM-Beginn in Frankreich. Bis heute stehen Vorwürfe über angebliche Zahlungen von je 50.000 Dollar an afrikanische Delegierte in einem Pariser Hotel im Raum, die Blatter beharrlich zurückweist.

    DER ISL-SKANDAL: Blatters Präsidentschafts-Vorgänger Joao Havelange und dessen ehemaliger Schwiegersohn Ricardo Teixeira kassierten Millionen Schmiergeld für WM-Marketing-Deals mit dem später Pleite gegangenen Vermarkter ISL. Blatter wurde von allen Verdächtigungen freigesprochen, obwohl er 1997 als Generalsekretär eine Zahlung an Havelange von 1,5 Millionen Schweizer Franken persönlich zurücküberwiesen und somit offenbar zumindest Kenntnis vom System hatte.

    DIE WM-VERGABE 2018 UND 2022: Schon vor der Doppel-Vergabe an Russland und Katar wurden zwei FIFA-Exekutivmitglieder wegen nachgewiesener Bestechlichkeit suspendiert. Die Vorwürfe gegen die beiden künftigen Gastgeber wurden schließlich aufwändig von der FIFA untersucht, aber von den Ethikhütern ohne maßgebliche Ergebnisse eingestellt. Der Generalverdacht wurde aber nie entkräftet. Vom damaligen Exekutivkomitee sind künftig wohl nur noch acht von damals 22 Mitgliedern in dem mächtigen Gremium.

    DIE PRÄSIDENTSCHAFTSWAHL 2011: Lange schien es, als könne der Katarer Mohamed bin Hammam Blatter bei der Wahl 2011 tatsächlich gefährlich werden. Dann stolperte der Funktionär kurz vor der Abstimmung über konkrete Bestechungsvorwürfe aus der Karibik. Die 35 Stimmen aus der CONCACAF-Zone galten als entscheidend. Blatter hatte den Verbänden eine Million Dollar als offizielle FIFA-Zuwendung versprochen. Bin Hammam versuchte es inoffiziell mit 40.000 Dollar pro Verband - und flog auf, weil ihn andere mittlerweile der Korruption überführte Funktionäre anschwärzten.

    WM-TICKETS: Der Umgang mit von Millionen Fans begehrten WM-Tickets im Exekutivkomitee war schon häufig lax. Jack Warner trieb es 2006 auf die Spitze, als er die Vermarktung in seinem für das Turnier in Deutschland qualifizierten Heimatland Trinidad und Tobago übernahm. Sein Familienunternehmen strich angeblich 900.000 Dollar Provisionen ein. Die FIFA-Untersuchungen konnte keine Verdachtsmomente gegen Warner, sondern nur gegen dessen Sohn ergeben. Warner senior kam mit einer Verwarnung davon. Warners Exko-Kollege Ismail Bhamjee aus Botswana wurde 2006 überführt, zwölf WM-Karten auf dem Schwarzmarkt verkauft zu haben. 2014 in Brasilien gab es Berichte über vermutlich illegal veräußerte WM-Karten aus dem Besitz des mittlerweile verstorbenen argentinischen Topfunktionärs Julio Grondona.

    Vor dem Champions-League-Finale in Berlin will der Ex-Weltstar die Mitglieder der Europäischen Fußball-Union bei einem Treffen für ein gemeinsames Handeln einschwören. Angesichts der mangelnden Einheit beim Wahlkongress erscheint die Aussage, dass ein europäischer Rückzug aus FIFA-Wettbewerben nicht ausgeschlossen ist, als eher leere Drohkulisse. Der nächste gemeinsame öffentliche Termin mit Blatter steht für Platini voraussichtlich bei der Auslosung der Qualifikationsgruppen für die WM 2018 Ende Juli in St. Petersburg an.

    Wolfgang Niersbach: Bei seiner ersten FIFA-Exekutivsitzung als Nachfolger von Theo Zwanziger in der Fußball-Weltregierung machte der DFB-Präsident "nicht einmal eine kontroverse Diskussion" aus. Dass sich Niersbach wie der Engländer David Gill aus Protest gegen Blatter aus dem Gremium zurückzieht, erscheint immer unwahrscheinlicher. Von Ligapräsident Reinhard Rauball über DOSB-Präsident Alfons Hörmann bis Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sprach sich zahlreiche Sport-Prominenz bereits für eine deutsche Exko-Präsenz aus.

    US-Justiz: Die Erschütterungen des "Erdbebens" (Blatter) werden voraussichtlich weitergehen. "Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir eine weitere Runde von Anklagen haben", erklärte Steuerfahnder Weber. Für die sieben in Zürich festgenommenen Funktionäre werden Auslieferungsanträge erwartet. Besonders eine Aussage des suspendierten FIFA-Vize Jeffrey Webb könnte interessant werden.

    Schweizer Behörden: Die Eröffnung eines Strafverfahrens wegen Korruptionsverdachts werden die Diskussionen um die umstrittenen WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022 wieder anheizen. Dienstag begannen die Befragungen der damals Stimmberechtigten. Sollten schwere Vergehen festgestellt werden, sind weitreichende Konsequenzen zumindest vorstellbar - bis zur Neuvergabe der Weltmeisterschaften. dpa/AZ

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