Als Andreas Luthe das letzte Mal seiner Arbeit im Tor des FC Augsburg nachging, hatte er nach 90 Minuten ein Lächeln im Gesicht. Nicht nur, dass er zu Null gespielt hatte, nein mit dem 6:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart hatte der FCA den Klassenerhalt so gut wie sicher gemacht. Luthe hatte damals bei diesem wichtigen Sieg seinen Job als Nummer zwei hinter Gregor Kobel wie immer erledigt. Ruhig und souverän. Auch am Samstag, als er den grippekranken Tomas Koubek gegen Werder Bremen kurzfristig ersetzen musste, wurde er seinen Ruf als perfekte Nummer zwei gerecht. Luthe lieferte und der FCA gewann nach einem tollen Fight 2:1 (0:1).
Selten passte der Ausdruck "Sechs-Punkte-Spiel" so gut wie vor diesem Duell. Werder Bremen hatte vor der Partie als 16. exakt sechs Punkte Rückstand auf den FCA. Mit einem Sieg hätte sich der FCA nicht nur eines Verfolgers entledigt, sondern sich auch selbst wieder viel Luft in dieser so eng zusammen liegenden Tabellenregion verschafft. Diese Chance nutzte der FCA.
Bremens Neuzugang Selke direkt in der Startelf
Martin Schmidt hatte den Feldspielern, die bei der 0:2-Niederlage bei Union Berlin begonnen hatten, die Chance zur Rehabilitierung gegeben. Damit gab es auch kein Geburtstagsgeschenk für Alfred Finnbogason, der am Spieltag 31 Jahre alt wurde.
Werder-Trainer Florian Kohfeldt, bei dem Ex-FCA-Profi Kevin Vogt nach seinem Wechsel von Hoffenheim an die Weser sofort Stammspieler wurde, baute hingegen sein Team auf drei Positionen um. Und diese waren äußerst interessant: Davie Selke, der kurz vor Transferende am Freitag von Hertha BSC nach Bremen zurückgeholt wurde, durfte direkt starten, neben ihm stürmte der erst 17-jährige Nick Woltemade von den Werder-A-Junioren, der sein Bundesliga-Debüt feierte. Außerdem kehrte Niklas Moisander nach seiner Gelbsperre in die Mannschaft zurück.
Die große Bedeutung des Spiels war beiden Teams anzumerken. Fast 20 Minuten passierte vor 29.432 Zuschauern nicht viel. Dann prüfte Ruben Vargas Werder-Torhüter Jiri Pavlenka mit einem strammen Schuss und nach der anschließenden Ecke lag der Ball im Werder-Tor, doch Florian Niederlechner hatte bei seiner Vorlage für Felix Uduokhai angeblich Foul gespielt. Die FCA-Führung schien nur eine Frage der Zeit. Doch das erste reguläre Tor der Partie erzielten dann die Bremer, genauer gesagt erledigten das die Augsburger für sie. Konnte Andreas Luthe gegen David Selke noch retten, schoss Jeffrey Gouweleeuw bei seinem Rettungsversuch Tin Jedvaj an, von dessen Knie der Ball zum 0:1 (23.) ins FCA-Tor trudelt.
FCA: Schmidt brachte Finnbogason für Hahn
Ein Treffer, der Wirkung zeigte. Die Augsburger blieben zwar tonangebend, doch so richtig fiel ihnen nichts ein gegen die diszipliniert agierenden Bremer.
FCA-Trainer Martin Schmidt reagierte in der Halbzeit, brachte Finnbogason für Andre Hahn. Ein Glücksgriff. Denn mit dem Geburtagskind nahm das FCA-Spiel Fahrt auf. In der 61. Minute lag der Ball dann zum zweiten Mal im Werder-Tor, doch wieder erkannte Schiedsrichter Marco Fritz den Treffer nicht an. Zu Recht. Schütze Ruben Vargas war im Abseits gestanden.
Doch nur sechs Minuten später war es dann soweit. Jeffrey Gouweleeuw schickt Florian Niederlechner auf die Reise und dessen Schuss fälschte Ömer Toprak zum hoch verdienten 1:1 (67.) ins eigene Tor ab. „Es kann nicht sein, dass eine Mannschaft leidenschaftlicher ist als wir“, hatte Trainer Schmidt während der Woche gefordert und seine Spieler lieferten. Sie kämpften und ackerten. Und Finnbogason sorgte auch für ein wenig Fußball-Kunst. Das 2:1 (82.) leitete er mit einem tollen Absatz-Kick weiter auf Ruben Vargas und der junge Schweizer schob überlegt zur FCA-Führung ein. Es war die Entscheidung und der Sieg war hochverdient.
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Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit vier Top-Sportlern an. Mit dabei ist unter anderem Ex-FCA-Spieler Tobias Werner:
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